TEILZEIT-LOVERWarum wir Übergangsmänner brauchen

Mit Ihrem Freund ist Schluss? Geduld. Irgendwo wartet die nächste grosse Liebe auf Sie. Und bis dahin gibt es noch viele andere interessante Männer, die Ihnen die Zeit nach der Trennung versüssen können. Eine Ode auf den Übergangsmann.

Mann steigt über Hängebrücke.

Als Brückentiere bezeichnet man in der Evolutionsbiologie Tiere, die Merkmale zweier unterschiedlicher Tiergruppen (z.B. Säugetiere und Vögel) in sich vereinen. Brückentiere sind aber nicht unbedingt animalischer Natur. Im Idealfall haben Sie zwar auch animalische Seiten an sich, diese zeigen sie aber selten ausserhalb des Schlafzimmers. Brückentiere gelten in diversen Frauenrunden nämlich auch als das Synonym für eine ganz bestimmte Sorte  Mann, den Übergangsmann. Er schlägt die Brücke zwischen unserer alten, gescheiterten Beziehung hin zu unserem neuen grossen Liebe und begleitet uns bei diesem Übergang.

Das Brückentier ist weder Fisch noch Fleisch wie der Übergangsmann weder ein reines Ding der Begiedern noch unser neuer offizieller Lebenspartner. Übergangsmänner sind irgendwas dazwischen. Und das ist gut so. Sie teilen das Bett mit uns, leben aber selbstverständlich in ihrer eigenen Wohnung. Sie lernen zwar durchaus unsere wilden und intimen Seiten, aber gewiss niemals unsere Eltern kennen. Und sie sind ist vor allem eines: Der absolute Gegenentwurf zu unserem Ex.

Lust auf spontane Städtetrips, Zeit für schnulzige Gedichte oder einen Blick für unsere neue Frisur. Der Übergangsmann hat nicht nur all das, was unser Ex nicht hatte, sondern vor allem auch das, was unsere grosse Liebe niemals haben soll. Nämlich: Ein Haltbarkeitsdatum. Seine Zeit tickt. Zwar kann keiner wirklich sagen, wie lang die Zeit ist die unser vorläufiger Partner zwischen der Trennung und der neuen Beziehung überbrücken muss, fest steht nur, irgendwann ist sie abgelaufen.

Lückenbüsser oder Teilzeit-Lover? Das Schicksal von Übergangsmännern

Aber ist es nicht selbstsüchtig einen Mann in emotionaler Zeitarbeit zu beschäftigen? Ja, diese Frage ist berechtigt. Denn dem neuen Partner nach einer schmerzvollen Trennung hängt der fahle Beigeschmack der Unwichtigkeit an. Er ist Lückenbüsser, Zeitvertreib, Seelentröster. B-Ware. Und damit irgendwie auch eine arme Sau. Schliesslich wollen wir den Übergangsmann nicht allein um seiner selbst Willen, sondern immer nur in Relation zum Ex. (Lesen Sie auch: Test: Haben Sie die Akte Ex bereits abgeschlossen?)

Die Antwort ist einfach. Es ist nicht egoistisch, wenn auch wir Übergangsfrauen sind. Und ist das nicht der Traum aller bindungsbeängstigenden Singles? Ob sie es glauben wollen oder nicht. Die meisten Männer sind nämlich auch weder Schwein noch Schlange. Einmalige Abenteuer finden sie auch häufig unromantisch. Und von der grossen Liebe vorfaseln, um dann vor dem Frühstück zu verduften ist zudem ein unangenehmer Sport für sie. Perfekt also, theoretisch. Und praktisch, wenn Sie ehrlich zu sich und zu ihm sind.

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Übergangsmänner sind wie ein Kleid von Donna Karan, lebensweisheiste schon Carrie Bradshaw in «Sex and the City». Wirklich zu uns passen tut es nicht, aber deshalb kann man es ja trotzdem mal anprobieren. Der schillernde Designerfummel, der eben nichts für jeden Tag ist. Das ist Wahrheit und Schicksal, wenn ein neuer Partner nach Trennung kommt. Ist es so schlimm, der Designerfummel zu sein, der es nicht in den Alltag schafft?

Denn es ist gar nicht immer so begehrlich, ein alltagstauglicher Partner zu werden. Als Lover auf Zeit kommt man schliesslich in den Genuss allerlei Vorteile, die sich jenseits vom gemeinsamen Wochenendeinkauf und Familienfeiern abspielen. Als Partner in Zweibesetzung ist man nämlich gerade nicht der Hauptdarsteller, der sich allabendlich der Bühne des normalen Beziehungslebens stellen muss. Übergangsmänner sind doch gerade die, mit denen es nicht zum Alltag kommen soll. Endlich wieder mal sich selbst ausprobieren dürfen: durch die Clubs touren, Flirts einsammeln, ausgelassen tanzen, seltsame Frisuren ausführen, unpraktische Hobbys zulegen, Treffen platzen lassen und und und vor allem den Staub von brach gelegenen Fantasien abklopfen. Der Übergangsmann bekommt wirklich für alles eine Gelegenheit, nur nicht für Langeweile.

Bye, bye my Part-Time-Lover

Und vielleicht muss er zwar hin und wieder den Seelentröster spielen und in mühsamer Aufbauarbeit die Scherben aufkehren, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Doch auch das hat seine Vorzüge. Denn Übergangsmännern werden gebraucht. Sie sind unsere Helden, die die Dämonen der Vergangenheit verscheuchen und uns zurück ins Licht führen. Sie bauen uns auf, geben uns Kraft, zeigen uns das Leben und die rosaroten Seiten der Liebe – bis wir flügge sind und einen meist vollkommen überstürzten Abgang hinlegen. Aber Helden halten das aus.

Dass wir anschliessend gleich mit einem anderen Paradiesvogel davon fliegen, heisst übrigens noch lange nicht, dass wir unseren Übergangsmann nicht zu schätzen wussten. Im Gegenteil: In dem Moment, als er da war, war er der Richtige.

Bild: iStock

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