Hello DarknessDepressionen – alles was du wissen musst

Jede vierte Frau und jeder sechste Mann gehen einmal im Leben durch den Tunnel von Trauer, Unlust und Verzweiflung. Doch das Licht am Ende ist greifbar. Denn inzwischen gibt es viele Mittel und Wege, um eine depressive Phase zu überwinden. Hilfreiche Infos und Tipps für Betroffen und Angehörige.

Depression

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Anzahl der von Depressionen betroffenen Menschen drastisch. Vor allem Menschen aus Industriestaaten werden immer häufiger von depressiven Phasen eingeholt. Und unter ihnen sind es vor allem Frauen, die eine bekannte und erhöhte Risikogruppe darstellen.

Denn Frauen trifft die Gemütskrankheit, die mit Traurigkeit, Unlust, Schuldgefühlen und Angst einhergeht, fast doppelt so häufig.

Frauen akzeptieren Depressionen leichter

Frauen werden statisch gesehen öfter depressiv. Diese Tatsache steht wohl scheinbar fest und klingt zunächst beängstigend. Doch wie der Volksmund schon sagt, ist ein erkannter Feind nur noch ein halber Feind und Einsicht, der erste Weg zur Besserung.

Und genau darin zeigt sich auch häufig ein Hoffnungsschimmer, gerade für Frauen. Das weibliche Geschlecht erkennt nämlich depressive Verstimmungen oft viel früher und ist auch im Gegensatz zur Mehrheit der Männer viel eher zu einer Behandlung bereit. Das ist gut, denn ohne Behandlung kann eine Depression über viele Monate, sogar Jahre andauern.

Männer verschliessen eher die Augen. Denn oft haftet dem Krankheitsbild der Depressionen in den Augen von Männern - wie auch von Frauen – das Etikett von persönlicher Schwäche an. Depressionen wie auch alle übrigen psychischen Krankheitsbilder werden im Gegensatz zu sichtbaren, physischen Erkrankungen häufig als selbstverschuldet wahrgenommen.

Und weil Männer tendenziell viel mehr als Frauen nicht als schwach gelten wollen, werden die Anzeichen und Symptome bei ihnen seltener erkannt, erfasst und oft auch nicht behandelt. Um gegen eine Depression erfolgreich anzukämpfen, ist es deshalb wichtig, sich selbst zu erlauben auch mal schwach zu sein und die Krankheit anzunehmen.

Weibliche Depression: Hormone sind Schuld

Die Wissenschaft ist dem Phänomen weiblicher Depressionen auf den Grund gegangen und hat erforscht, was viele Frauen eigentlich schon immer wussten: Der weibliche Hormonhaushalt gleicht einer Achterbahn.

Es sind vor allem die Östrogenwerte, die das weibliche Seelenleben massgeblich beeinflussen und eines der Symptome für Depressionen sind. Viele Frauen merken diese Veränderungen jeden Monat erneut: Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) bedingt Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Launenhaftigkeit und teilweise sogar depressive Verstimmungen in den Tagen vor den Tagen.

Aber auch im weiteren weiblichen Lebensweg lassen hormonelle Extremsituationen nicht auf sich warten: Die Geburt eines Kindes ist mit deutlichen Hormonschwankungen verbunden. Der Abfall des Hormonhaushalts nach der Geburt kann so genannte Wochenbettdepressionen auslösen. Später sind es die Wechseljahre der Auslöser, die für tiefe Östrogenwerte und oft noch tiefere Gemütslagen sorgen können.

Hormonelle Veränderungen sind aber keinesfalls der einzige Auslöser für das Entstehen einer Depression. Auch Schicksalsschläge oder schwere Lebensumstände können Ursachen und Anzeichen für Depressionen sein.

Weiterführende Links:

Weibliche Hormone können auch helfen

Die weiblichen Hormone haben den Gefühlshaushalt einer Frau fest in der Hand. Allerdings müssen sie deshalb nicht nur negative Folgen mit sich bringen. Im Gegenteil: Studien ergaben, dass weibliche Hormone im Hinblick auf Depressionen nämlich durchaus auch einen Nutzen haben.

So geht man davon aus, dass die meisten Antidepressiva nur dann eine optimale Wirkung erzielen können, wenn der Körper über ein ausreichendes Mass an weiblichen Hormone verfügt. Je mehr weibliche Hormone, desto besser schlagen die Medikamente an.

Test: Bist du depressiv?

Die folgenden Fragen kannst du dir stellen, um herauszufinden, ob du wirklich depressiv bist. Kannst du viele der aufgeführten Punkte mit Ja beantworten, sind dies starke Anzeichen. Eine Besprechung der Ergebnisse mit einem Arzt ist jedoch unabdingbar!

  • Dauert deine Missstimmung schon länger als zwei Wochen an?
  • Gab es zwischendurch auch freudige Momente?
  • Bereiten dir Dinge, die dir sonst Spass gemacht haben, keine Freude mehr?
  • Fühlst du dich müde und lustlos?
  • Fällt es dir schwer dich zu konzentrieren?
  • Hast du (grundlose) Schuldgefühle?
  • Fühlst du dich körperlich schlapp oder irgendwie krank?
  • Fürchtest du dich plötzlich scheinbar grundlos vor Dingen, die dir vorher keine Angst gemacht haben?

Verstimmt oder depressiv: Die Unterschiede

Schwankungen im Hormonhaushalt sind bei Frauen etwas Natürliches. Seelische Hochs und Tiefs damit ebenso. Wie unterscheidet man nun Symptome schlechter Laune von denen einer Depression?

Experten sagen, dass vor allem die Dauer und die Intensität der Missstimmung den Unterschied ausmachen. Bei Depressionen kommen neben Niedergeschlagenheit oft Schuldgefühle, Entscheidungsschwierigkeiten und körperliche Beschwerden wie Müdigkeit oder Appetitlosigkeit als Symptom hinzu.

Was die Erkennung einer Depression angeht, dürfen und sollten Frauen ihren natürlichen Vorteil ausspielen: Sie sind sensibel, achten auf emotionale Veränderungen und suchen eher Hilfe bei anderen. Vor allem Letzteres ist wichtig: Denn nur in einem Gespräch mit einem Experten kann eine Depression eindeutig festgestellt und behoben werden.

Ein Arzt oder Psychologe ist hierfür die richtige Adresse: Denn Depressionen sind eine ernsthafte Krankheit und keine Schwäche. Die Erkrankung erfordert idealerweise eine Behandlung oder Therapie. Je eher man einen Experten aufsucht, desto eher kann die Genesung beginnen.

Hilf dir selbst: Tipps um Depressionen vorzubeugen

Die Erkenntnis, dass man seine Krankheit nicht allein heilen kann, sondern ärztliche Hilfe braucht, ist der erste Schritt zu Besserung. Aber nicht der einzige: Es gibt auch Möglichkeiten, mit denen sich Betroffene zusätzlich selbst helfen können. Hausmittel allein sind zwar keine ultimative Behandlung, aber dennoch ein guter Schritt zur Besserung und zur Vorbeugung.

Es folgen die besten Tipps, mit denen man aus eigener Kraft einer Depression entgegenwirkt.

1Bewegung macht glücklich

Dass Sport die Stimmung erhellt, ist schon lange bekannt. In welchem Ausmass das Laune-Doping helfen kann, hat der Forscher James Blumenthal bewiesen: Er hat 156 Personen, die an einer mittleren bis schweren Depression litten, mit drei verschiedene Methoden behandelt:

Eine Testgruppe bekam Antidepressiva, eine andere Gruppe musste regelmässigen Ausdauersport betreiben und einer dritten Gruppe wurde sowohl Medikamente, als auch Sport verschrieben.

Das Ergebnis erstaunt: Am Ende der Behandlungszeit kamen alle Probanden zu gleichen Ergebniswerten. Das bedeutet: Im Kampf gegen eine Depression ist sportliche Ertüchtigung ebenso wirksam wie die Einnahme von Medikamenten.

Und es kommt noch besser: Vier bis sechs Monate nach dem Versuch wies die Sportlergruppe, die ihr Training fortgesetzt und sich im Alltag viel körperlich bewegt hat, eine niedrigere Rückfallquote auf, als ihre Vergleichsgruppe, die Medikamente einnahm.

2Licht macht Laune

Laut WHO leiden rund zwei bis fünf Prozent der Menschen an SAD, der saisonal depressiven Störung, die oft auch Herbst- oder Winterdepression genannt wird. Grund ist die im Herbst und Winter verringerte Serotoninkonzentration im Gehirn, die wiederum auf die geringere Zufuhr von Tageslicht zurückzuführen ist.

Finstere Stimmung ist in der düstern Jahreszeit also nicht unüblich, aber auch nicht unumgänglich. Was viele nämlich nicht wissen ist, dass sogar durch einen bewölkten Himmel bis zu 20 Prozent der Lichtstrahlen durchdringen können. Also nichts wie raus: Jede Minute unter freiem Himmel hebt das Wohlbefinden nachweislich und ist eine super Therapie.

3Glück ist essbar

Der Körper funktioniert wie ein Auto. Nur wenn er den richtigen Kraftstoff bekommt, fährt er auf Hochtouren. Die Ernährung wird in ihrer Auswirkung auf das seelische Wohlbefinden oft unterschätzt. Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass vor allem Eisen (in Pertersilie und Koriander), Magnesium (Vollkornprodukte) und Vitamin B (in Nüssen und Hülsenfrüchten) positive Kraftlieferanten für depressive Menschen sind und zum Teil für eine natürliche Behandlung sorgen.

4Pille umstellen oder absetzen

Die Einnahme der Anti-Baby-Pille beeinflusst den weiblichen Hormonhaushalt und damit auch den Gemütszustand der Frau massgeblich. Manchmal kann daher die Umstellung auf eine anders dosierte Pille das Seelenheil der Betroffenen positiv beeinflussen. Frag deinen Arzt um dessen Einschätzung und mögliche Optineme.

Übrigens: Die genannten Ratschläge tun nicht nur dem Seelenheil von Betroffenen gut. Jeder Körper und jeder Geist freut sich über Zuwendung – nicht erst, wenn er depressiv ist.

So findest du psychologische Beratung:

  • Die Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana bietet eine telefonische Beratung für Menschen seelischen Schwierigkeiten an.
  • Auf der Internetseite der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) findest du qualifizierte Psychologen in deiner Region.
  • Der Verein Equilibrium setzt sich für die gemeinsame Bewältigung von Depressionen in all ihren Erscheinungsformen ein.

Bild: Hadis Safari/Unsplash

Mehr dazu