FRAUEN & NETWORKING«Wenn Frauen zusammenhalten, führt das zu Erfolg»

Heutzutage reicht es nicht mehr, mit Leistungen zu brillieren. Erfolgreiche Menschen sind auch hervorragende Networker. Während es scheint, als wäre Networking für Männer ein Leichtes, fällt es vielen Frauen schwer. Warum eigentlich? Coach Elisabeth Mlasko über das weibliche Unbehagen in Sachen Netzwerken.

Frauen lachen zusammen im Wald.

Sind Frauen gute Networkerinnen? Es verwundert mich immer wieder, wie viele Frauen diese Frage verneinen und von sich behaupten, keine guten Networkerinnen zu sein. Dabei ist doch hinlänglich bekannt, dass sie im privaten Bereich häufig für das soziale Umfeld zuständig sind, Freundschaften und Kontakte pflegen oder Einladungen organisieren. Kein Wunder also, dass Männer nach einer Trennung oft einem stark verkleinerten privaten Beziehungsnetz gegenüberstehen. Selbst wenn sich diese Aufteilung aufgrund der aufgeweichten Rollenverteilung langsam ändert, ist das Klischee, dass sich Frauen um die privaten und Männer um die beruflichen Kontakte kümmern, aber immer noch deutlich spürbar.

Können sich Frauen nicht verkaufen?

Wenn ich mit Frauen spreche, warum sie glauben, nicht networken zu können, geben sie verschiedene Gründe an. Besonders häufig heisst es aber: «Ich kann mich selber nicht gut verkaufen.» Seltsamerweise sind es besonders die intelligenten, gebildeten und leistungsstarken Frauen, die ein zu hohes Mass an Selbstreflexion betreiben, welches anschliessend in Selbstkritik kippt. Sie wollen ausschliesslich für ihre Leistung anerkannt werden und lehnen andere Parameter zum Teil vehement ab.

Und dann gibt es noch den anderen Typ Frau, der es sehr wohl versteht, sich in ein gutes Licht zu rücken, vor allem im männlichen Umfeld. Hier scheiden sich die weiblichen Geister, denn zu dieser Gruppe möchten Frauen vom ersten Typ keinesfalls gerechnet werden. Da wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und lieber Zurückhaltung geübt, um bloss nicht den geringsten Verdacht zu wecken, die Augenaufschlagmethode anzuwenden. «Einverstanden!», könnte ich – nach meiner persönlichen Meinung gefragt –  nun hinzufügen. Denn schon an der Wirtschaftsuniversität sind mir diese Studentinnen enorm auf die Nerven gegangen. Und sicher verwechsle ich nun nicht Networking mit Netzstrümpfen.

Das böse Networking

Ein weiterer Grund, warum Frauen sich gegen Networking sträuben, ist, dass sie nicht mit den unangenehmen Aspekten des Netzwerkens in einen Topf geworfen werden möchte. Diese werden oftmals dem männlichen Stil zugeordnet. Einige negative Begriffe im Einzugsgebiet des Networkings sind beispielsweise «Seilschaften», «eine Hand wäscht die andere» oder «Lobbying». Es gibt genügend Länder, in denen man bei diesen Begriffen sofort an dunkle Machenschaften wie Schmiergeldzahlungen denkt. Es ist also ein kurzer assoziativer Weg von Networking über Lobbying zu Schmiergeld.

Nicht nur, dass erfolgreiche intelligente Frauen nicht in diesen Dunstkreis kommen wollen, sie können es auch gar nicht. Ich erinnere mich, dass es für mich als weibliches Geschäftsleitungsmitglied äusserst schwierig war, einen Kunden zum Mittagessen einzuladen. Ich scherzte immer, dass ich meinem Arbeitgeber einige Spesen spare, weil die männlichen Kunden (gemäss traditioneller Rollenbilder) stets für das gemeinsame Essen bezahlten. Natürlich sind diese strengen Rollenverteilungen am bröckeln, aber wir sollten sie nicht unterschätzen. Denn in Punkto Werthaltungen ändern sich die Dinge nur langsam.

Um ein weiteres Thema anzusprechen, das ebenfalls sehr stark in den Hintergrund gerückt ist: Eine wichtige Beziehungsquelle in der Schweiz ist das Militär. Sicher sind die Zeiten vorbei, als eine Karriere in gewissen Branchen nur mit einer entsprechenden Position im Militär verbunden war. Aber gerade bezüglich des Networking ist es immer noch ein guter Ort, um berufliche Beziehungen zu knüpfen, die einem für die eigene Karriere hilfreich sein können. Beim Militär entstehen Loyalitäten, die oft lebenslang halten.

Sollten Frauen mit Männern oder mit Frauen networken?

Eine weitere Schwierigkeit für Frauen ist, dass es nicht reicht, mit dem eigenen Geschlecht – also anderen Frauen – zu networken. Für ein gutes berufliches Netzwerk benötigen sie auch gute Kontakte mit Männern. Und hier liegt oft das Problem. Denn selbst wenn Frauen versuchen, im beruflichen Umfeld mit Männern gute Kontakte aufzubauen, verhalten sich Männer gegenüber Frauen anders. Es bedarf also einer ganz besonderen weiblichen Geschicklichkeit, mit Männern berufliche Kontakte zu pflegen, die weder falsch verstanden noch abgewehrt werden. Denn viele Männer gehen weiblichen Networking-Versuchen aus Unsicherheit leider aus dem Weg.

Obwohl ich es für unerlässlich halte, dass Frauen für ihre Karriere gute Kontakte zu beiden Geschlechtern pflegen, sollten sie lernen, noch mehr zusammenzuhalten. Leider ist es mir im Laufe meiner eigenen Karriere auch öfters passiert, dass mir Frauen in den Rücken gefallen sind – erst kürzlich hatte ich ein unschönes Erlebnis dieser Art zu verzeichnen. Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn Frauen zusammenhalten, führt das zu Erfolg.

5 Wege zum weiblichen Networking

  1. Frauennetzwerke finden: Informieren Sie sich, welche Frauen-Netzwerke es gibt. Man kann zwar nicht alle empfehlen, jedoch wurde 2013 eines gegründet, das meines Erachtens sehr interessant klingt: Advance women in Swiss Business. Advance women basiert auf einer Initiative von Kaderfrauen aus neun führenden in der Schweiz tätigen Unternehmen und hat sich der Förderung von Karrierefrauen verschrieben.
  1. Networking ist nicht böse: Hören Sie auf, Networking mit unsauberen Machenschaften in Verbindung zu bringen.
  1. Knüpfen Sie Kontakte mit Männern: Gehen Sie unverkrampft auf Männer zu und geben Sie ihnen zu verstehen, dass sie sich gegenseitige berufliche Vorteile bringen.
  1. Treten Sie Vereinen bei: Gehen Sie diesbezüglich taktisch vor und nicht ausschliesslich interessengeleitet – auch wenn Sie lieber einem Literaturclub beiträten.
  1. Suchen Sie alte Schul- und Studienkolleginnen: Scheuen Sie sich nicht, diese auch nach Jahrzehnten zu kontaktieren. Soziale Netzwerke eignen sich recht gut zum Aufstöbern von alten Kontakten.

Zur Person: Elisabeth Mlasko

Elisabeth Mlasko, Untenehmenberaterin und DiplompsychologinFrau Mlasko berät Einzelpersonen und Organisationen. Einer ihrer Schwerpunkte ist Karriere-Coaching, wobei sie sich hier insbesondere auch mit den spezifischen Themen von Frauen auseinandersetzt. Sie hat jahrelang in grossen Konzernen gearbeitet und diese in Folge als Marketing- und Kommunikationsfachfrau beraten. Als Betriebswirtin und analytische Psychologin reicht ihr Beratungsspektrum von der äusseren zur inneren Bühne.

Foto: iStock

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