Betrifft jede Fünfte bis Zehnte Frau Warum die PCOS unbedingt diagnostizieren lassen solltest

Schätzungsweise leidet jede fünfte bis zehnte Frau am Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), doch bei vielen Frauen bleibt die Erkrankung unentdeckt. Es handelt sich um die häufigste Hormonstörung von Frauen im gebärfähigen Alter. Symptome sind seltene oder ganz ausbleibende Regelblutungen, verstärkter Haarwuchs am Körper und im Gesicht, Akne oder oftmals ein unerfüllter Kinderwunsch. Schwerere Folgen sind Krankheiten wie Typ-2-Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Unfruchtbarkeit. Umso wichtiger ist es, PCOS früh zu diagnostizieren und Beschwerden behandeln zu lassen.

Skizze eines Frauenkörpers, der sich den Bauch hält.
PCOS ist die häufigste Hormonstörung bei Frauen. © Getty Images / Annemarie Gorissen

Bei den meisten Patientinnen wird das PCO-Syndrom erst festgestellt, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Es handelt sich bei PCOS um die häufigste Hormonerkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Doch auch körperliche Leiden wie eine starke Behaarung, Hautprobleme und extreme Zyklusschwankung gehören zu den Beschwerden von PCOS-Patientinnen. Warum es wichtig ist, das PCO-Syndrom zu erkennen und wie Behandlungsmöglichkeiten aussehen.

Wie entsteht PCOS?

Grund für PCOS ist eine Hormonstörung. Vor allem das Gleichgewicht der Geschlechtshormone gerät hierbei aus der Balance und der Körper produziert einen Überschuss an Androgenen – also an männlichen Hormonen. Die genauen Ursachen für PCOS sind nicht geklärt, man geht aber davon aus, dass die Krankheit vererbbar ist. Ausserdem spielen Übergewicht, eine falsche Ernährung und zu wenig Bewegung eine Rolle.

Woran erkenne ich, dass ich PCOS habe?

PCOS lässt sich in manchen Fällen schon in der Pubertät erkennen, wenn die erste Periode ausbleibt oder viele Beschwerden nach der ersten Periode auftreten. Bei manchen tauchen Symptome aber auch erst sehr viel später auf.

Selbst-Check: Habe ich PCOS?

In der Medizin geht man davon aus, dass du an PCOS leiden könntest, wenn zwei der folgenden drei Symptome bei dir zutreffen:

  • Zyklusstörung: Oligomenorrhoe oder Amenorrhoe (unregelmässige oder ausbleibende Periode)
  • Überschuss an männlichen Hormonen im Körper (Hyperandrogenämie) und verstärkte Behaarung.
  • Viele Zysten an den Eierstöcken: werden bei einer Untersuchung durch den Scheidenultraschall erkannt

Eine korrekte Diagnostik ist wichtig, da auch andere Krankheiten und Tumore die genannten Symptome auslösen können.

Typische Symptome für PCOS

Die Symptome können unterschiedlich ausgeprägt sein. Oft leiden Frauen mit PCOS an einem der Symptome. Trotzdem solltest du bei Verdacht auf PCOS mit deiner Gynäkologin sprechen. Folgende Symptome treten häufig auf:

Zyklusstörungen: Personen, die an PCOS leiden, haben selten oder in manchen Fällen gar keinen Eisprung. So können Zyklusstörungen auftreten (Oligomenorrhoe) oder die Periode bleibt ganz aus (Amenorrhoe).

Eingeschränkte Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit: Die Zyklusstörung bedingt, dass es nur schwer oder gar nicht möglich ist, schwanger zu werden.

Hypermenorrhoe: Da der Eisprung nicht oder nur selten stattfinden, kommt es zu einem hormonellen Ungleichgewicht. Deshalb haben Frauen dann teilweise besonders starke Regelblutungen. Ausserdem kann die Gebärmutterschleimhaut unkontrolliert wachsen, was im schlimmsten Fall zu Gebärmutterkrebs führt.

Androgenisierung: Die vielen männlichen Hormone führen zu Hautproblemen wie Akne oder zu einem männlichen Behaarungsmuster. Beispielsweise eine stärkere Schambehaarung, vermehrt Haare auf Oberschenkeln, Bauch, Brustwarzen, Brustbein, Oberlippe und am Kinn. Auch Haarausfall am Kopf kann ein Symptom für das PCO-Syndrom sein.

Vergrösserte Eierstöcke: Personen mit PCOS haben vergrösserte Eierstöcke mit vielen kleinen Bläschen.

Hohes Gewicht: Zwar können auch normal gewichtige Frauen PCOS haben, in den meisten Fällen betrifft es aber Menschen, die Übergewicht haben oder an Fettleibigkeit leiden. Das kann auch an einem erhöhten Insulinspiegel liegen.

Wie gefährlich ist PCOS?

Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie am PCO-Syndrom leiden. Das ist ein Problem, denn wenn PCOS nicht erkannt und behandelt wird, kann das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Betroffene können oft nicht schwanger werden. Ausserdem haben Frauen mit PCOS ein höheres Risiko, ein metabolisches Syndrom oder einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Zudem sind Frauen mit PCOS eher gefährdet, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall steigt.

Kann man mit PCOS schwanger werden?

Eine natürliche Schwangerschaft ist auch bei PCOS-Patientinnen möglich. Die Voraussetzung ist ein regelmässiger Eisprung. Wenn kein regelmässiger Eisprung stattfindet, kann mit Medikamenten oder einem veränderten Lifestyle nachgeholfen werden. Sprich deshalb mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, wenn du einen Kinderwunsch hast.

Wie wird die Diagnose PCOS gestellt?

So wird PCOS untersucht

Im ersten Schritt stellt man dir bei der Untersuchung Fragen zu deiner Periode. Hier erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin danach, wie regelmässig deine Menstruation auftritt, welche Verhütungsmittel du genutzt hast, sowie ob familiäre Vorbelastungen vorhanden sind.

Ausserdem wirst du nach körperlichen Symptomen gefragt. Zum Beispiel, ob du an Körperbehaarung, Gewichtszunahme oder Hautproblemen leidest. Am besten bringst du einen Menstruationskalender mit, in welchem du Zeitpunkt sowie Stärke deiner Menstruation notierst. Falls du einen Kinderwunsch hast, solltest du das ebenfalls anmerken. Im Anschluss folgt eine körperliche und gynäkologische Untersuchung. Unter anderem wird der Blutdruck gemessen und das Körpergewicht überprüft.

Bei einer vaginalen Ultraschalluntersuchung wird das PCO-Syndrom daran erkannt, ob viele kleine Eibläschen im Eierstock zu finden sind. Mithilfe einer Blutuntersuchung wird der Hormonspiegel gecheckt. Wichtig sind dabei die Hormone:

  • LH
  • FSH
  • Östradiol
  • Testosteron
  • Androstendion
  • DHEAS
  • 17 OH-Progesteron
  • SHBG
  • TSH
  • Prolaktin
  • Anti-Müller-Hormon

Auch sollten der BMI, der Blutdruck, Blutfette im Blut überprüft und ein Zuckertest durchgeführt werden. So werden Risiken wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzerkrankungen früh erkannt.

Wie wird PCOS behandelt?

Das PCO-Syndrom ist nicht heilbar. Trotzdem sollte es möglichst früh erkannt werden, da die Erkrankung sonst fortschreiten könnte. Folgen wie Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten sowie andere gesundheitliche Probleme können auftreten. Wenn du Beschwerden hast, sprich unbedingt mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, um PCOS früh zu erkennen.

Je nachdem, ob du gerade einen Kinderwunsch hast oder nicht, wird nach der Diagnose das weitere Vorgehen besprochen. Ziel der Behandlung: Beschwerden lindern und Folgeerkrankungen vorbeugen.

Was hilft gegen PCOS?

Das bewirkt ein gesunder Lebensstil bei PCOS

Ein veränderter Lebensstil kann schon viel bewirken – unabhängig davon, ob du schwanger werden möchtest. Übergewichtigen Frauen wird empfohlen, durch regelmässige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung anzunehmen. Einerseits wird dadurch der Insulinresistenz vorgebeugt, wodurch die Überproduktion männlicher Hormone gestoppt wird. Das führt dazu, dass Leiden wie Zyklusstörungen, Körperbehaarung und unreine Haut gebessert werden. Auch eine natürliche Schwangerschaft ohne Komplikationen wird wahrscheinlicher. Gleichzeitig sinkt das Risiko für Langzeitfolgen und Erkrankungen.

Hilft Metformin gegen PCOS?

Auch Medikamente können gegen PCOS helfen, vor allem, wenn die Patientin an Diabetes mellitus leidet. Der Stoff Metformin zum Beispiel kann den Zyklus, die Fruchtbarkeit und Haut sowie Körpergewicht beeinflussen. Es handelt sich aber um eine Off-Label-Anwendung, denn eigentlich ist Metformin ein Medikament, das für Diabetiker und Diabetikerinnen zugelassen ist.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit: Letrozol, Clomifenzitrat können die Eibläschenreifung unterstützen.

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