HaarölWie gut ist Haaröl wirklich?

Haaröle erzählen von Wundern: Sofort-Glanz, leichte Intensiv-Pflege und Anti-Spliss-Effekt. Wir haben geölt, geguckt und vor allem das Kleingedruckte gelesen. Doch wie wirkt es und wird angewandt? Es gilt: Nicht immer ist Gold, was glänzt.

Wieso schwören eigentlich plötzich alle auf das flüssige Gold? Öl für die Haare ist nämlich eigentlich ein Beautyklassiker, den schon unsere Grossmutter und angeblich sogar Kleopatra kannte (doch nicht nur Eselsmilch?). Haaröl wurde aber lange Zeit gegenüber Pflegespülungen und Haarkuren vernachlässigt. Denn die Pflanzenöle machten die Haare zwar glänzend, aber auch fettig.

Doch damit soll es nun dank neuer Formulierungen vorbei sein. Trockenes Haaröl ist die Trend-Konsistenz, die mit ihren fettigen Kollegen zwar noch die intensive Pflegewirkung gemein hat, sonst aber im leicht daher kommt. Dazu verspricht Haaröl Prachtmähnen, die vor Gesundheit strotzen und Schönheit strahlen.

Pflegt wie geschmiert: Die Wirkung von Haaröl

Klingt ja alles besser als bei Rapunzel. Doch wie glaubhaft ist das Märchen vom Haaröl? Wie kann es sein, dass ein nährendes Öl die Haare nicht beschwert und fettig wirken lässt?

Die neuen Pflegeöle fürs Haar sind in der Regel synthetisch so aufbereitet, dass sie ihre schweren Eigenschaften verlieten, ohne ihren Nährstoffgehalt einzubüssen. Die so genannten Light-Versionen von Haaröl arbeiten entweder nur mit solchen Fettsäuren, die schon aufgrund ihrer molekularen Beschaffenheit so klein und fein sind, dass sie nicht beschweren oder sie brechen gehaltvolle Fett in feine Haaröl-Moleküle auf, die sich nicht auf das Haar legen und es so schwer und schlapp herunter hängen lassen.

Am äusseren Haarschaft, der sogenannten Schuppenschicht, bleibt eine dünne Schicht des Haaröls haften, welche poröse Haare regelrecht versiegeln, schützen und zum Leuchten bringen. Die meisten Haaröle arbeiten dabei nicht nur mit den wertvollen Nährstoffen natürlicher Pflanzenöle wie z.B. Kokosöl, Arganöl oder Olivenöl, sondern sind auch häufig mit Silikonöl angereichert. Das ist in der Regel nicht schädlich für die Haare, denn inzwischen setzt die Beautyindustrie auf auswaschbare Silikonprodukte, die die Haare auch bei dauerhafter Anwendung nicht beschweren sollen.

Ganz gelöst ist das Problem dennoch nicht, weil die Natur Silikon, das eine chemische Kunstoffverbindung ist, nicht abbauen kann. Wer bei seiner Haarpflege auch der Natur etwas Gutes tun will, sollte auf Haaröle ohne Silikon zurückgreifen. Einige der besten, stellen wir in dieser Bildergalerie vor.

Für welchen Haartyp ist welches Haaröl geeignet?

Da die Pflegeöle das Haar wieder geschmeidig und glänzend machen soll, freut sich vor allem trockenes und dickes Haar über die Extra-Portion Feuchtigkeit. Zudem ist Haaröl gut geeignet die Haare vor Umwelteinfüssen wie Hitze, UV-Strahlung, Wind und Kälte zu schützen und gibt widerspenstigen Haaren ein geschmeidiges Finish. Wer ohnehin eher fettigeres Haar hat, sollte mit Haarölen dagegen sparsam umgehen. Das Haar hat in der Regel genug Feuchtigkeit. Bei langen, feinen Haaren können aber mit wenigen Tropfen Öl kaputte Spitzen wieder glänzen. Ohnehin ist in Sachen Haaröl weniger mehr.

Dass Haaröl ein echter Alleskönner ist, beweist auch seine vielfältige Einsetzbarkeit. Haaröl kann nämlich sowohl ins trockene Haar, als auch ins nasse Haar gegeben werden. Manche Öle sind so satt, dass man sie am besten nach einer Haarkur wieder rauswäscht, andere können als Leave-In-Behandlung im Haar bleiben.

Anwendung von Haaröl im trockenen Haar

Hier dient Haaröl vor allem als Intensivpflege oder Kur, die man vor der Wäsche aufträgt und am besten über Nacht einwirken lässt und am nächsten morgen wieder auswäscht. Wer Haaröl auf diese Weise anwenden möchte, braucht nicht sparsam zu sein. Gebe die Pflege grosszügig in die Längen und Spitzen und massiere auch die Kopfhaut kräftig mit dem Haaröl ein.

Besonders in den trockenen Wintermonaten beugt man damit Schuppen vor. Leichte Formulierungen können aber auch unterwegs in die Längen gegeben werden, wenn man eher dickes und störrisches Haar hat. Die Haare wirken sofort glänzender.

Anwendung von Haaröl im nassen Haar

Haaröl ist aber vor allem als Leave-In-Pflege beliebt, da man sie nicht ausspülen muss. Besonders die Kopfhaut profitiert von einer Ölmassage im nassen Zustand. Dabei verbinden sich die Feuchtigkeitsmoleküle nämlich mit dem Fett und dringen als nährende Wasser-in-Öl-Emulsion in die Zellen ein. Das nasse Haar kann das Haaröl übrigens noch besser aufnehmen, wenn es erwärmt wird.

Knete daher zunächst das Haaröl in die Längen und Spitzen, wickele anschliessend ein dünnes Handtuch um den Kopf und puste mit einem Fön auf das Tuch bis es sich schön warm anfühlt. Die Wärme wird an die Haar abgegeben, öffnet die Poren und lässt die Pflegemoleküle des Öls extra tief eindringen. Bei feinem Haar solltest du das Produkt an einem gemütlichen Sonntag testen, manche Produkte lassen das Haar fettiger wirken. Hier sollte das Öl nur sparsam in die Spitzen gegeben werden.

Haaröl als Styling-Finish

Aber auch als Styling-Hilfe oder Finish lässt sich Haaröl in der trockenen Mähne anwenden. Die ölige Struktur ummantelt die einzelnen Strähnen und schützt sie so vor Hitze durch Fön und Glatteisen. Für diesen Effekt trägt man jedoch nur geringe Mengen in den Längen auf.

Am besten verwendet man ein Haaröl im Pumpspender. Durch das Versprühen des Öls lässt es sich am einfachsten verteilen. Gleiches gilt, wenn du Haaröl als Finish einsetzen willst, um trockene Spitzen zum Glänzen zu bringen. Wichtig: Die Haare sollten hierbei vollständig ausgekühlt sein, ehe du das Haaröl anwendest. Bei Wärme sind die Hornporen noch zu weit geöffnet, so dass das Haaröl ins Haar eindringt und man schnell falsch dosiert.

Wunder gibt es immer wieder: Haaröl gegen Spliss

Einige Haaröle werben mit einem Anti-Spliss-Effekt. Ein gutes Haaröl kann Spliss wunderbar vorbeugen, reparieren kann es ihn allerdings nicht. Das vermag im Übrigen keine einziges Pflegeprodukt, denn haben unsere Haare die Kopfhaut erstmal durchdrungen, sind sie tote Materie. Es ist also auch mit flüssigen Gold unmöglich bereits abgestorbene Zellen wiederzubeleben. Nichtsdestotrotz für gen gewünschten Schwindel sind Haaröle durchaus zu empfehlen. Sie ummanteln die brüchige Schuppenschicht und lassen sie optisch glatter und glänzender erscheinen.

Haaröl selbermachen

Wer Haaröl ausprobieren möchte, muss nicht unbedingt zu synthetisch hergestellten Produkten greifen. Auch natürliche, unbehandelte Öle haben eine pflegende Wirkung auf das Haar. Unbehandelte Öle sind grundsätzlich sehr nährstoffreich, aber haben dafür eine schwere, fettige Konsistenz, die das Haar schnell schwer und strähnig wirken lässt. Natürliche Öle eignen sich daher weniger als Styling-Essenz, als viel mehr für Kuren und Packungen, die bald nach dem Auftragen sorgfältig ausgewaschen werden.

Reines Arganöl

Arganöl kann vieles, auch die Haare wieder schön machen. Denn neben seiner viel gerühmten Anti-Aging-Wirkung, spendet es auch den Haaren die gewünschte Feuchtigkeit, gibt Glanz und schützt vor Spliss. Am besten erwärmst du das Arganöl bevor du es ins nasse Haare gibst. Trage das Öl Strähne für Strähne auf und lass es unter einem Handtuch etwa 30 Minuten einwirken, um es dann mit einem milden Shampoo auszuwaschen. Eine Portion Extra-Glanz gibt es, wenn du dem Arganöl etwas Zitronensaft beimischst.

Kokos und Mandelöl

Der Mix aus Kokos- und Mandelöl gilt hingegen als besondere Wohltat für juckende und schuppende Kopfhaut. Massiere das selbstgemachte Haaröl intensiv in die Haut ein und lass es idealerweise über Nacht einwirken, ehe du es am nächsten Morgen mit einem milden Shampoo ausspülst.

Rizinusöl

Gegen Spliss soll ein selbstgemachtes Haaröl aus Rizinusöl helfen. Das Öl einfach auf Scheitel und Haar verteilen und zwei Stunden einwirken lassen. Danach etwas Naturjoghurt dazugeben und nochmals 30 Minuten einwirken lassen. Zum Schluss mit mildem Shampoo ausspülen.

Titelbild: gettyImages

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