AngeschmiertSind Shampoos ohne Silikon wirklich besser?

Bitte, ein Shampoo mit «ohne Silikon»! Denn Silikone sollen das Haar beschweren und austrocknen. Aber wenn Silikon so schädlich ist, warum kommt dann kaum ein Kosmetikprodukt ohne aus? Ein Blick unter die geschmeidige Oberfläche.

Lachende Frau mit einshampoonierten Haaren.

Shampoo ohne Silikon wird immer beliebter. Seltsam, denn noch vor wenigen Jahren, war das Gegenteil der Fall: Silikon war der kosmetische Alleskönner. Silikon lässt nicht nur die Haare glänzender, sondern auch die Haut glatter erscheinen. Cremetexturen fühlen sich geschmeidiger an und auch Make up bleibt länger haltbar. Eigenschaften auf die wir bei einer Foundation oder einem Lippenstift ebenso ungern verzichten. Trotzdem üben wir uns immer häufiger in chemischer Enthaltsamkeit. Denn der Ruf von Silikon ist schlecht. Zurecht?  

Wie wirkt Silikon auf unsere Haare?

Silikone weisen eine relativ grosse Molekül-Struktur auf. Dadurch legen sich Silikone zwar auf die Haaroberfläche, können aber nicht ins Innere der Zellen eindringen. Sie ummanteln das Haar mit einer Schicht, die die Haaroberfläche glatter, glänzender und weicher erscheinen lässt. Zudem sind Silikone hitzebeständig. Das Haar trocknet beim Styling mit Fön, Lockenstab und Streckeisen weniger schnell aus. Tönt doch wunderbar!

Mitnichten, sagen die Silikongegner: Silikone machen das Haar nicht nur platt, sondern versiegeln es auch, so dass Pflegestoffe gar nicht mehr ins Haarinnere eindringen können. Und das ist nicht ganz falsch. Der sogenannte «Build-up-Effekt» bei dem sich mit jeder Haarwäsche Silikonschicht um Silikonschicht legt und die Haare beschwert ist bekannt. Allerdings gilt dies für die meisten Shampoos mit Silikon heute nicht mehr, sagt die Kosmetikindustrie - und hat damit ebenso fast Recht. Denn es kommt auf die Art der verwendeten Silikone an.

Für wen lohnt sich der Verzicht auf Silikone im Shampoo?

Silikone, werden aus Kunststoffen (Polymere) chemisch hergestellt. Dabei gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Manche Silikone sind eher schwer und lassen sich deshalb  schlecht aus dem Haar auswaschen, manche ganz leicht. Umgangssprachlich wird hier zwischen wasserunlöslichen (schwer auswaschbar) und wasserlöslichen (auswaschbar) Silikonen unterschieden. Viele Kosmetikhersteller haben auf das Problem des Silikon-Build-ups reagiert und verwenden immer häufiger hochwertigere, leichtere Silikone. Der Preis des Shampoos ist dabei übrigens kein sicherer Wegweiser, auch wenn viele Hersteller das behaupten.

Grundsätzlich gilt: Wer eher sprödes und krauses Haar hat, tut seinem Haar mit leichten Silikonen optisch eher etwas Gutes. Feines und eher kraftloses Haar verliert dagegen durch Silikonen eher an Volumen.

Woher weiss ich ob Silikone im Shampoo sind?

Wer sicher sein will, ein Shampoo ohne Silikone und nur mit leichten Silikonen zu kaufen, muss das Kleingedruckte lesen. Und je weiter Sie oben stehen, desto mehr Silikone sind im Shampoo enthalten.

Silikone erkennt man in der Regel an ihren Endungen –cone und –xane deuten auf Silikone hin. Naturkosmetik mit einem BDIH-Logo sind grundsätzlich silikonfrei.

wasserlösliche (auswaschbare Silikone): Cyclomethicone, Cyclopentasiloxane, Lauryl Methicone Copolyol, Dimethicone Copolyo, Polysiloxane, Dimethicone copolyol/HWP, Hydroxypropyl

wasserunlöslliche Silikone: Dimethicone, Cetearyl Methicone, Cyclomethicone, Cyclopentasiloxane, Dimethiconol, Stearyl Dimethicone, Trimethylsilylamodimethicone, Cetyl Dimethicone

Wer sich die Mühe sparen will, greift natürlich gleich zu silikonfreien Produkten (z.B. Swiss O Par Milch und Honig Shampoo, Weleda Rosmarin Shampoo, Kérastase Cristalliste Shampoo, L’Occitane Repair Shampoo). Auch eine Silikonpause mit einem reinigenden Shampo ist empfehlenswert. Und ohnehin haben Silikone keinerlei Wirkung auf die Haargesundheit.

Silikon im Shampoo: Mehr Schein als Sein

Da Silikone nicht ins Haarinnere eindringen, bewirken sie lediglich einen Pseudo-Effekt an der Oberfläche, weshalb viele auf die langfristig-pflegende Wirkung von Pflanzenölen schwören. Tatsächlich werden die Haare mit Pflanzenölen bzw. Haarölen auf Pflanzenbasis (sofern keine chemischen Zusatztstoffe wie Silikon, Sulfat oder Duftstoffe enthalten sind) natürlicher gepflegt. Pflanzenöle wie das derzeit so beliebte Arganöl legt sich wie ein schützender Film um die Haare und gilt als guter, weil natürlicher und leicht-löslicher Filmbilder auf spröden Haarspitzen oder krausen, widerspenstigen Haarsträhnen. Es schliesst die Feuchtigkeit im Haar ein, wodurch es länger geschmeidig erscheint. Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn diesen Effekt kennen wir schon so ähnlich von den «guten, hochwertigen» Silikonen, nur diesmal in «bio».

Denn auch pflanzliche naturbelassene Haarpflege, ob als Shampoo, Spülung oder Öl können kaputtes Haar nicht reparieren. Sobald Haare die Hautbarriere durchbrechen, sind sie tote Materie. Haarpflege ist deshalb immer nur oberflächlich.

Auch die Behauptung Shampoo ohne Silikon hält die Haarfarbe länger stimmt nicht. Der grösste Feind der Coloration ist Licht und Wasser. Wer viel in der Sonne ist, seine Haare häufig wäscht und Spülungen benutzt, bleicht seine Haare schneller aus.  Auch ist Silikon in der Kosmetikindustrie so beliebt, weil es gut hautverträglich ist. Es gilt als hypoallergen, nicht komedogen oder mutagen und auch empfindliche Haut wird von Silikon nicht irritiert.

Dennoch gibt es gute Gründe auf Silikon zu verzichten. Mutter Natur mag kein Silikon. Silikon kann von der Natur nicht abgebaut werden, landet aber über den Schaumausguss in der Dusche jeden Tag im Abwasser.

Nackte Tatsachen: Silikon absetzen

Auf den chemischen Haarschmeichler zu verzichten, ist dabei leider erstmal eine glanzlose Glanztat. Denn wer spürt, dass Silikon den Haaren nicht gut tun und der Umwelt zuliebe auf Shampoo ohne Silikone zurück greift, muss kurzfristig auf eine glänzende Wallemähne verzichten. Denn ist das Silikon erstmal restlos ausgewaschen, zeigt sich das Haar in seinem echten Zustand. Es ist deshalb völlig normal, dass es die ersten Wochen eher stumpf und spröde aussieht bis die pflanzlichen Pflegestoffe ihre Wirkung zeigen. Dann aber, versprechen die Anhänger, kehre es zu seiner natürlichen Schönheit zurück.

Silikon in der Hautpflege

Kritischer als im Haar ist Silikon auf der Haut. Die grossmolekülige Silikonstruktur, die vor allem in Antifalten-Cremes wegen ihres Sofort-Effekts geschätzt wird, vermag es Fältchen geschickt auffüllen und ein ebenmässiges Hautbild zu kreieren. Allerdings ist es strittig ob die Wirkung hier nur oberflächlich bleibt. Befürchtet wird, dass sich Silikone wie eine Klarsichtfolie auf die Poren legen, die den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Haut und Umwelt verhindern.

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Nie war so viel Kosmetik. Eigentlich müsste es unserer Haut doch glänzend gehen? Dermatologin Dr. Ludolph-Hauser über falsche Versprechen der Kosmetikindustrie und wirklich gute Hautpflege.

Foto: Stockbyte

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