Show your Belly Die Politik hinter Rihannas Pregnancy Style

Rihanna fällt zurzeit vor allem mit dem auf, was sie nicht trägt: Keine weiten Kleider, keine Hemden, keine Oversized-Pullis. Tatsächlich trägt sie meist kaum etwas. Sie lässt von Umstandsmode die Finger, weil ihr Mode zu viel Spass macht – sagt sie in einem Vogue-Interview. Doch mit der Zurschaustellung ihrer Schwangerschaft bringt sie die Gesellschaft auch dazu, das Bild der Frau zu überdenken.

Rihanna
Rihanna © Andrea Raffin / Shutterstock

Als Rihanna ihre Schwangerschaft Ende Januar verkündete, trug sie eine aufgeknüpfte Daunenjacke. Ihr freier Babybauch stand im Vordergrund und wurde zur News des Tages. Seitdem tauchte sie im Néglige bei der Dior-Show auf, in tief sitzenden Jeans beim Super-Bowl, im grün drapierten Fransen-Shirt zu Ombré Hosen bei einem Beauty-Event von Fenty und nun im Spitzenkleid auf dem Cover der Vogue.

Ziel der Vogue-Fotostrecke von Starfotografin Annie Leibovitz und Rihanna: Neu zu definieren, was «anständig» und «angemessen» für Schwangere ist. «Mein Körper leistet gerade unglaubliche Dinge, und ich werde mich dafür nicht schämen», sagt sie gegenüber der Vogue. «Ich werde auf keinen Fall Schwangerschaftsmode einkaufen gehen», sagte sie, als sie von der Schwangerschaft erfuhr. Dafür sei ihr Mode einfach viel zu wichtig. Seitdem fällt sie mit ihren aussergewöhnlichen Looks auf.

Mehr als Fashion: Schwangerschaft als politisches Statement

Rihanna erntet für ihren revolutionären Look Lobeshymnen. Sie gebe Umstandsmode ein Rebranding und zeige, wie attraktiv eine Schwangerschaft sein kann. Doch hinter all dem steckt mehr als Style. Die Looks der Unternehmerin sind «transgressiv und ein hochgradig politisches Statement», sagt Liza Tsaliki, Professorin für Medien und Pop-Kultur an der Universität in Athen gegenüber der New York Times.

Ihre Kleidung konfrontiert uns mit der physischen Realität ihrer Schwangerschaft. Da ist er, nicht versteckt und völlig nackt – Rihannas Babybauch ist pure Gesellschaftskritik. Sie sagt damit aus, dass sie zwar schwanger ist, aber trotzdem das Recht hat, sich zu kleiden, wie sie möchte. Von der traditionellen Umstandsmode ist das weit entfernt.

«Ich bin meine Person»

Renée Ann Cramer, stellvertredende Rektorin der Drake University sagt dazu: «Sie sagt uns damit: 'Ich bin immer noch eine Person. Und ich bin meine Person.» Jedes Mal, wenn Rihanna ihren nackten Babybelly zur Schau stellt, unterstreicht sie damit, dass es ihr gutes Recht ist.

Während in der Antike die Schwangerschaft noch verehrt wurde, so galt sie im Mittelalter zu Zeiten des Christentums als schädlich und wenig heilig. Dieses negative Image zog sich bis ins 20. Jahrhundert. Die Schwangerschaft war ein Umstand, der versteckt werden musste. Hinter weiten Zelt-Kleidern, Drappierungen, Jacken – kurz: Unmengen von Stoff. Und wenn man ein Kind verlor, wurde darüber nicht geredet. Die Schwangerschaft und das, was damit zusammenhängt, blieb ein Mysterium. Niemand sprach über prä- und postnatale Depressionen, über Fehlgeburten, über Schmerzen und Risiken.

Es folgte eine Gegenbewegung: Immer mehr Stars zeigten stolz ihren Bauch und landeten damit auf den Covern von Magazinen. Demi Moore war 1991 schwanger auf dem Cover der Vanity Fair. Britney Spears posierte 2006 unbekleidet und schwanger für Harper's Bazaar, Beyoncé kündigte mit einem Fotoshooting 2017 an, dass sie Zwillinge erwartet. Die Art der Inszenierung glorifiziert und idealisiert die Schwangerschaft – ähnlich wie zu Zeiten der Antike.

Selbstbestimmung und Inszenierung im Alltag

Rihanna macht die Auseinandersetzung mit ihrer Schwangerschaft zu etwas Alltäglichem. Und sie nimmt uns dabei mit. Sie hat sich den Zeitpunkt der Schwangerschaftsverkündung selber ausgesucht und war zu jedem Zeitpunkt in der Macht. Selbstbestimmt, emanzipiert und feministisch.

Rihanna setzt ihren Körper bewusst in Szene und zwingt alle dazu, Vorurteile und soziale Konventionen zu überdenken. Vielleicht färbt das auf die allgemeine Wahrnehmung einer Schwangerschaft ab, und damit auch die Wahrnehmung von allen Frauen. Das zumindest können wir hoffen.

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