Mode Suisse x femelleGarnison Designer Luka über seine Liebe zu Porrentruy
Die Mode Suisse ist während ihrer 18. Edition bei femelle zu Gast und gewährt Einblicke in ihr Adressbüchlein: Jede Woche werfen wir bei angesagten Schweizer Designerinnen und Designern einen Blick über die Schultern. Diese Woche mit Luka Maurer vom Label Garnison.

Die Garnison ist eigentlich ein Ort, an dem militärische Truppen stationiert werden. Bei Luka Maurer kämpft sie als Namensgeberin seines Labels avantgardistisch für nachhaltige Werte in der Modebranche.
«Garnison hat einen modernen kommerziellen Approach, der meiner Meinung nach clever ist», sagt Laurence Antiglio, Jurymitglied und Besitzerin des Fashion Stores Vestibule in Zürich, «mir gefällt die Präzision von Luka, seine Silhouette hat sich von einem eher strengen uniform-inspirierten Stil zu einem sanfteren, freieren und dennoch eleganten Look weiterentwickelt - sogar mit Blumenprint. Very Post-Covid». Luka hat das Tailoring an der altehrwürdigen Savile Row in London gelernt, die seit dem 18. Jahrhundert für ihre Herrenanzüge bekannt ist.
Garnison ist ein Männerlabel, das aber auch gerne von Frauen getragen wird, wie intendiert ist die Verschmelzung der Gendergrenzen?
Im Herzen des Prozesses sind die Entwürfe von Garnison immer für Männer gedacht. So fühle ich mich am freiesten und habe keine Angst davor, Männer zu kleiden und mit ihnen zu experimentieren. Ich bin von Frauen erzogen worden, deshalb denke ich, dass ich einen tiefen Respekt vor ihrer Sinnlichkeit habe und manchmal habe ich Angst davor, sie hässlich aussehen zu lassen. Das Design von Garnison passt zu Frauen, solange meine Entwürfe eine sinnliche Vision von Männlichkeit widerspiegeln.
Indem du statt zweier grossen Shows jeden Monat einen neuen Look präsentierst, forderst du den traditionellen Rhythmus der Modebranche heraus: Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei Garnison?
Von den Mustern bis zum Nähen, fertigen wir alle Stücke in Porrentruy an. Jedes Design wird in kleinen Mengen hergestellt, und die meisten Stoffe stammen aus der Überproduktion von Fabriken. Die Tatsache, dass wir aus einer Kleinstadt kommen, erlaubt es uns, einen Schritt ausserhalb der gängigen Modeindustrie zu agieren und relevante Antworten auf aktuelle Fragen der Nachhaltigkeit vorzuschlagen.

Garnisons aktuelle Kollektion an der Mode Suisse Edition 18: «Very Post-Covid»
Was gefällt dir am meisten an deiner Arbeit?
Im Studio denke ich immer laut nach, sodass mein Team genau weiss, wie weit ein Prozess in meinem Kopf bereits fortgeschritten ist. Zudem mag ich es, neben ihnen zu arbeiten, vor allem, wenn sie mich herausfordern: Sie sind in diesem Sinne meine besten Feinde.

Für Männer gedacht – Teil der aktuellen Kollektion, ausgestellt an der Mode Suisse.
Du lebst in Porrentruy, modisch ein doch eher unscheinbarer Ort im Jura; ist dir darum die Präsenz an der Mode Suisse besonders wichtig?
Ich halte es für wichtig, die französische Seite der Schweiz zu vertreten, da wir nur wenige Designer aus diesem Teil des Landes sind. Wir teilen eine andere Vision über Kleidung als die Deutschschweizer. Wir haben einen starken lateinischen Einfluss und eine auffällige Auffassung über die Art und Weise, wie wir Mode betrachten. Ich glaube aber sehr, dass gerade diese Vielfalt die Schönheit unseres Landes ausmacht.
Wo du bist, da ist deine Assistentin Julie nicht weit; wie essentiell ist Garnison der familiäre Zusammenhalt?
Wir kommen beide aus Porrentruy, einer Stadt, in der wir geboren und aufgewachsen sind, ein Ort, den wir beide in unseren Herzen tragen. Hier sind die Menschen sehr freundlich, aufgeschlossen und rebellieren gleichzeitig gegen viele etablierte Werte... so sind auch wir geprägt. Die Stadt, unser schönes Atelier und unsere Kreationen sind zu einer natürlichen Erweiterung unserer selbst geworden.
Die 18. Edition der Mode Suisse startete am 7. September 2020 in Zürich und endet am 21. November 2020 in Genf. Mehr Informationen auf modesuisse.com.