Mode Suisse x femelleNomadissem Designerin Noële über Trends und Nachhaltigkeit
Die Mode Suisse ist während ihrer 18. Edition bei femelle zu Gast und gewährt Einblicke in ihr Adressbüchlein: Jede Woche werfen wir bei angesagten Schweizer Designerinnen und Designern einen Blick über die Schultern. Diese Woche mit Nomadissem Gründerin und Fashion Designerin Noële Nana Schaffner.

Anfang September betrat Nomadissem zum bereits zweiten Mal den Catwalk der Mode Suisse. Die labeltypischen modularen Stücke beschreibt Corinne Grüter, Jurymitglied und Besitzerin des Fashion Stores Set&Sekt in Basel, als «gute Basics, die niemals altern.»
Designerin Noële Nana Schaffner kam über Umwege zur Mode: Auf ihre Ausbildung an der Hotelfachschule in Lausanne folgte ein Master in Marketing in London. Die Modebranche immer im Hinterkopf, hatte sie 2016 die zündende Businessidee für ein eigenes Label: Eine modulare Garderobe für kosmopolitische Frauen. Schaffner hat daraufhin in der Schweiz alles abgebrochen, um an der Parsons School of Fashion in New York Modedesign zu studieren. Nach ihrem Abschluss gründete sie 2018 Nomadissem und lancierte im vergangenen Juli die erste Kollektion, deren nachhaltiges Designkonzept den Butterfly Mark Award erhalten hat.
Deine neue Kollektion ist von «Open water sailing» inspiriert. Was fasziniert dich an Segelbekleidung und der offenen See?
Die Hauptinspiration für die FS2021 Kollektion war die Black Pearl Superyacht von Oceanco. Als «Zero-Impact» Yacht kombiniert sie Technologie und Innovation mit Nachhaltigkeit und Eleganz; Aspekte, die auch in der DNA von Nomadissem stark verankert sind. Dass man dabei völlig der Natur ausgesetzt ist, fasziniert mich am Hochseesegeln am meisten. Bei der Segelbekleidung habe ich mich sowohl von Sportbekleidung als auch von eleganter Kleidung inspirieren lassen, die auf einer Segelyacht ohne grosse Manöver getragen werden. Diese Dualität zieht sich durch jede Kollektion von Nomadissem.

Die NOMADISSEM Kollektion auf dem Runway der Mode Suisse Edition 18 in Zürich
NOMADISSEM setzt viel Wert auf die Materialität der Designs, welche Textilien überzeugen dich und warum?
Ich arbeite vorwiegend mit natürlichen Materialien, wie Wolle, Kaschmir und Seide und lege sehr viel Wert darauf, dass die Materialien entweder RWS (Responsible Wool Standard), GOTS (Global Organic Textile Standard) oder FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert sind. Zudem habe ich in unserer Nachhaltigkeitsstrategie definiert, dass der Anteil an rezyklierten Materialien jede Saison gesteigert und die Verwendung von synthetischen Materialien, die auf nicht erneuerbaren Rohstoffen basieren, auf ein Minimum reduziert werden.
Wie lassen sich Trends mit deiner Nachhaltigkeitsstrategie vereinen?
Als nachhaltige Marke muss man sich zwar mit Trends befassen, aber eher mit langlebigen und charakteristischen anstelle von saisonalen Trends. Wenn man sich als Ziel gesetzt hat, langlebig und nachhaltig zu designen, muss man weiter als die nächste Saison denken. Man muss sich mit Trends in den Bereichen Verbraucherverhalten, Demographie-Entwicklungen und Konsumklima auseinandersetzen.
Was sollte deiner Meinung nach in Sachen Nachhaltigkeit und Mode Standard werden?
Die Modeindustrie hinkt bei den Themen Nachhaltigkeit und Transparenz anderen Industrien stark hinterher und es findet sehr viel Green Washing statt. Dies ist auch deshalb möglich, weil nur sehr wenige Unternehmen zertifiziert sind. Ich denke jedoch, dass Kunden verstehen sollten, wie nachhaltig eine Marke wirklich ist und in welchen Bereichen sie nachhaltig agiert – deshalb sollten Zertifizierungen Standard werden. Ein weiterer Schritt sind Blockchain Solutions für Kleidungsstücke. Via Codes können Unternehmen die Product Journey transparent nachweisen, sodass Kunden nicht nur den Entstehungsprozess sondern auch die Herkunft der Rohmaterialien einsehen und nachvollziehen können.

Von «Open water sailing» inspiriert: Die FS2021 Kollektion von NOMADISSEM
NOMADISSEM wird künftig mit der Ecole de Couture du Valais zusammenarbeiten; worauf freust du dich bei diesem Projekt?
Die Zusammenarbeit erlaubt den Studentinnen, die Prozesse und Zeitpläne unserer Industrie besser zu verstehen. Auch dass sie die Kleidungsstücke an der Mode Suisse 2021 vorführen können, ist eine zusätzliche Motivation und tolle Möglichkeit. Persönlich finde ich es schön, mit diesem Projekt junge Menschen und die zukünftige Generation von Schneiderinnen zu unterstützen. Leider geht die Handwerkskunst im Schweizer Modebereich mehr und mehr verloren. Hoffentlich gewinnt die Tätigkeit dank solcher Projekte wieder an Aufwind.
Die 18. Edition der Mode Suisse startete am 7. September 2020 in Zürich und endet am 21. November 2020 in Genf. Mehr Informationen auf www.modesuisse.com.
Bilder: zvg Mode Suisse GmbH / Runwaybilder © Alexander Palacios