Mode Suisse x femelleModische Brücken über dem Röstigraben
Die Mode Suisse ist während ihrer 18. Edition bei femelle zu Gast und gewährt Einblicke in ihr Adressbüchlein: Jede Woche werfen wir bei angesagten Schweizer Designerinnen und Designern einen Blick über die Schultern. Diese Woche mit Valentine Ebner, Maître d'enseignement der HEAD – Genève, und dem Design-Duo Cécile Krähenbühl & Rafaela Almeida von ak lebinôme.

Seit im Zürcher Papiersaal die Mode Suisse zum ersten Mal mit Schweizer Designtalenten die Modeszene betrat, ist das Department Fashion Design der HEAD – Genève mit von der Partie. Jede Saison sind sie durch eine*n ihrer Alumni vertreten – diese Saison mit dem Label ak lebinôme.
Edition für Edition bestechen die Kreationen durch eine avantgardistische Herangehensweise, zeigen damit, was Mode kann und wie sie wirken soll und kreieren damit modische Visionen, die nicht unbemerkt bleiben: «Seit meiner Ankunft in der Schweiz im Jahr 2000 bis zu den diesjährigen Gewinnern des Hyères Festivals verfolge ich die Entwicklung der HEAD mit ständig wachsender Begeisterung», sagt Katharina Sand, Jurymitglied, Autorin, Kuratorin und Gründerin des Genfer Fashionstores Septième Etage. «Hier arbeiten Studenten an radikal kreativen Ansätzen zum Thema Dekonstruktion, an der Neuerfindung von Kleidungsvolumen sowie an Kleidungskonzepten im heutigen gesellschaftlichen Umfeld.»
Inwiefern schlägt die langjährige Kollaboration der HEAD – Genève mit Mode Suisse eine Brücke über den Röstigraben – hat sie die Wahrnehmung von Westschweizer Designs in der restlichen Schweiz gesteigert?
Valentine Ebner: Mode Suisse war und ist für uns einerseits eine echte Gelegenheit, auch in der östlichen Schweiz bekannt zu werden, andererseits aber auch die Vielfalt der Labels in den verschiedenen Schweizer Regionen zu entdecken. Diese Zusammenarbeit, die seit der ersten Ausgabe von Mode Suisse besteht, ist zu einem Muss für die Schule und für die Schülerinnen und Schüler geworden. Sie ermöglicht uns grosse Synergien mit den Designenden und Gründer Yannick Aellen, die in Form von Workshops, Jurys oder Konferenzen stattfinden.
Diese Saison war die HEAD – Genève mit dem Designerinnen Duo ak lebinôme an der Mode Suisse vertreten; was war der Funke, der bei diesem Label ausschlaggebend war?
Valentine Ebner: Während der Corona Zeit, mit all den Einschränkungen, die dieses Virus mit sich bringt, war für uns schnell klar, dass wir eine Kollektion favorisieren, die sich im weitesten Sinne vor allem auf Accessoires konzentriert. Darüber hinaus unterstützt die HEAD – Genève ihre Alumni bei beruflichen Projekten. Gerade die jüngste Edition der Mode Suisse, die den Fokus auf den Showroom und weniger auf den Laufsteg legte, schien für die Kreationen von ak lebinôme ideal.

Runway Look bei der Mode Suisse Edition 18
Was bedeutet es für ein junges Label wie ak lebinôme, Teil der Mode Suisse zu sein?
Cécile & Rafaela: Die Mode Suisse ist eine grossartige Erfahrung für unser junges Label. Sie bietet Sichtbarkeit und direkten Kontakt mit der Modeszene und der Modepresse aus der Schweiz, wie auch der Nachbarländer. Der Showroom bot zudem die Gelegenheit, sich mit den Besuchern über unsere Inspirationen, unsere Arbeitsweise und die Herstellung der Drucke, die den Hauptteil unserer Arbeit ausmachen, auszutauschen. Aber auch der Dialog mit den anderen Designern und Designerinnen ist immer interessant, um durch die Augen und die Meinung anderer Fachleute die kreativen wie auch kommerziellen Aspekte der Mode zu betrachten.
HEAD – Genève Absolvent und Garnison Designer Luka Maurer spricht in seinem Interview mit femelle von einer Westschweizer Vision über Kleidung mit starkem lateinischen Einfluss; worin siehst du, Valentine, diese welsche Eigenheit Mode zu betrachten?
Valentine Ebner: Ich, für meinen Teil, stimme mit dieser Ansicht nicht ganz überein. Es stimmt zwar, dass die Personen, die das Departement leiten, einen gewissen Einfluss ausüben können, den man als Westschweizer Vision betrachten könnte. Dennoch scheinen mir die Referenzen der HEAD – Genève offener zu sein. Auch wenn Genf auf halbem Weg zwischen Mailand und Paris liegt – unsere Lehrer und Lehrerinnen kommen auch aus London, Brüssel, Zürich und so weiter. Und jede Lehrperson bringt ihren eigenen Hintergrund und ihre eigene Vision mit.
Inwiefern verfolgt ihr eine typisch Westschweizer Vision in euren Kreationen?
Cécile & Rafaela: Wir nehmen eher eine übergreifende Schweizer Vision wahr. Wir haben das Gefühl, dass die Schweizer Designer und Designerinnen von allem nur das Beste nehmen und stolz auf unser Schweizer Kulturerbe sind und genau das auch zeigen wollen. Zudem ist auch der Trend zu Umweltbewusstsein und zur lokalen Produktion für die jetzige Generation der Schweizer Designende stark wahrzunehmen. Die Schweizer Tradition war auch Teil unserer Inspiration für die Kollektion, die wir während der Mode Suisse präsentiert haben. Unser Druck zeigt eine Schweiz, die sich aus den verschiedensten Traditionen des ganzen Landes zusammensetzt.
Die 18. Edition der Mode Suisse startete am 7. September 2020 in Zürich und endet am 21. November 2020 durch den jährlichen Special Event im Rahmenprogramm des Abschluss-Modeanlasses der HEAD – Genève in Genf. Aufgrund der Pandemie weichen sowohl die Mode Suisse als auch HEAD-Genève auf den virtuellen Raum aus; die Live Events wurden abgesagt. Mehr Informationen auf www.modesuisse.com.
Titelbild: zvg Mode Suisse