Mode Suisse x femelle«Die italienische Konkurrenz ist gross»
Die Mode Suisse ist während ihrer 18. Edition bei femelle zu Gast und gewährt Einblicke in ihr Adressbüchlein: Jede Woche werfen wir bei angesagten Schweizer Designerinnen und Designern einen Blick über die Schultern. Diese Woche mit Giancarlo Bello von amorphose.

Wie bei Alice im Wunderland oder in einem englischen Blumengarten: Giancarlo Bellos Label amorphose präsentierte sich an der Mode Suisse von seiner märchhaftesten Seite: «amorphose ist Drama pur», sagt Noémie Schwaller, Jurymitglied und Stellvertretende Chefredakteurin der Textilrevue, «Giancarlo Bello verarbeitet unkonventionell und verspielt Materialien zu einem silhouettenreichen farbintensiven Feuerwerk, das auch in seiner provokantesten Form nichts an Eleganz und Zartheit einbüsst».
An der Grenze zu Italien hergestellt, zieren die couturigen Designs Weltstars wie Taylor Swift: Eine Kaskade aus rosafarbenen, seidigen Lagen fliesst im Video zu «Me» vom Top von amorphose in einen ebenso gerüschten Rock der Designerin Monica Ivena über, der zugleich die Mähne eines eisernen Einhorns mimt. Darauf sitzt die Sängerin und singt über ihre Einzigartigkeit und die ihrer Liebe. Zuerst war das Design aber mit langen Ärmeln und in Weinrot in Zürich zu sehen – auf dem Laufsteg der 15. Edition der Mode Suisse.
Taylor Swift trägt amorphose in ihrem Video «Me», was bedeutet eine solche Präsenz für dich?
Es war eine echte Ehre, Teil eines so prestigeträchtigen Projekts zu sein und bedeutet mir sehr viel. Ich bin dem Showroom, der mir in LA geholfen hat, und Joseph Cassell, der das Video gestylt hat, wirklich dankbar.
Für wen kreierst du deine Roben und für welchen Anlass?
Ich habe verschiedene Privatkunden, die gerne einen ganz bestimmten Stil tragen. Sie kaufen meine Kreationen für besondere Anlässe, rote Teppiche oder sammeln sie sogar wie andere Gemälde. Dazu kommen die Hochzeiten: bei dieser Art von Anlässen lassen sich viele Leute sehr gerne Couture-Kreationen schneidern und tragen etwas ganz anderes und künstlerisches.

Deine jüngste Kollektion «I love you» entpuppte sich an der Mode Suisse als ein Kaleidoskop aus Farben und den fantasievollsten Formen, was hat dich dazu inspiriert?
Insbesondere für diese Kollektion habe ich mich von meinen früheren Arbeiten inspirieren lassen. Die Ideen kamen somit aus den unterschiedlichsten Zeiten meines Schaffens, wobei mich Natur- und Blumendetails und auch Reisen sehr inspirieren. Viele Jahre lang war Japan der einzige Ort, an dem ich eine neue Kollektion entwerfen konnte, und gerade in schwierigen Zeiten wie dieser, erhalten schöne Erlebnisse aus der Vergangenheit noch mehr Bedeutung.
Du lebst und designst in Lugano; ist das Tessin dank der Nähe zu Mailand ein guter Fashion-Standort?
Lugano ist ein wirklich guter Ort zum Leben, es hat eine sehr schöne Grösse. Für die Arbeit ist es weniger einfach, in Italien sind die Kosten anders und somit auch das Preissegment. Es ist schwierig, mit den in Italien ansässigen Marken zu konkurrieren. In der Schweiz sind wir von allem getrennt, wir sind zwar in der Nähe von Mailand, aber nicht wirklich in Italien.

Letzten März musstest du aufgrund der Pandemie deine Teilnahme bei der Mode Suisse kurzfristig absagen – was war jetzt im September anders?
Im vergangenen März war die Situation völlig neu, und vor allem das Tessin befand sich in einer sehr schwierigen Lage, auch wegen der Nähe zu Norditalien. Jetzt ist es immer noch ernst, aber wir sind um die Erfahrungen der letzten Monate reicher, so dass es etwas einfacher war, die Teilnahme für diese Saison zu organisieren.
Die 18. Edition der Mode Suisse startete am 7. September 2020 in Zürich und endet am 21. November 2020 in Genf. Mehr Informationen auf modesuisse.com.