Mode Suisse x femelleVon der Lust am Formen
Manches lässt man sich am besten aus dem Nähkästchen erzählen. Darum gewähren Les Amis de Mode Suisse jede Woche kleine Einblicke in ihren Kosmos. Diese Woche mit der Töpferin und Mitbegründerin des Zürcher Labels Ikou Tschüss Carmen d’Apollonio.

Manche Keramikgesichter stehen auf dem Kopf, aus ihren Hälsen wachsen Bäume, daneben ragen Lampen in den Raum, manche davon mannshoch, andere wiederum klein und sitzend, als ob sie gleich in unseren Zuhause Platz nehmen möchten: Carmen d’Apollonios Designs entstammen einer ganz eigenen Welt, in der die Dinge mit humorvollen, verträumten, aber auch imposanten Formen kommunizieren.
Entworfen werden die Designs in ihrem Studio bei Lincoln Park, Los Angeles. Vor sechs Jahren ist sie dorthin ausgewandert. Der Brennofen steht gleich im angrenzenden Garten, allzeit bereit, die schlangenartigen Objekte trocken und fest zu backen.
Die Formen finden Anklang. Nicht zuletzt vor fünf Jahren bei Céline, damals noch mit accent aigu. Das französische Label beauftragte d’Apollonio für die Shops Stücke zu entwerfen und verwendete die Keramik gleich auch für ihre Kampagne. D’Apollonios Gespür für Design wirkt aber auch in Zürich, wo sie als Mitgründerin bis heute bei Ikou Tschüss die Foulards und Kissenbezüge mitdesignt.
Was fasziniert dich an der künstlerischen Ausdrucksform des Töpferns?
Die Freiheit zu haben, Formen zu kriegen, die mir Freude bereiten.
Wie bist du dazu gekommen?
Töpfern hat mich schon immer fasziniert. Ich hab 2014 hier in Los Angeles damit angefangen und so hat alles begonnen.
Was bedeutet Formschönheit für dich und worin findest du sie?
Die Formen entstehen alle natürlich. Ich lasse mich vom Material Ton treiben und so entstehen meine Lampen. Die Formen ergeben sich dabei irgendwie, ohne dass ich darüber viel nachdenke. Ich mach einfach, wozu ich gerade Lust habe – darin finde ich wohl meine Formschönheit.

Carmen d’Apollonios Lampen sind kleine Kunstwerke.
Wie lebt es sich derzeit in Los Angeles?
Momentan ist die Stimmung hier toll, erfreulich und erfrischend. Die Menschen in meinem Umfeld hier in Los Angeles haben wieder Freude und die Wahl von Joe Biden hat gezeigt, dass es sich lohnt, positiv zu bleiben und zu kämpfen – es tut gut zu sehen, dass es doch auf eine gute Art weitergehen kann. Natürlich kann noch einiges passieren, bis Biden im Januar tatsächlich Präsident sein wird, aber im Allgemeinen ist es eine Erlösung.

«Erst ist Ton ein Klotz, dann wird er zu einer Figur.»
Die 18. Edition der Mode Suisse startete am 7. September 2020 in Zürich und endet am 21. November 2020 in Genf. Mehr Informationen auf modesuisse.com.
Titelbild: zvg Mode Suisse