Style-LexikonWas ist ein Hipster?

Das für seinen investigativen Journalismus berühmte Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hat eine neue urbane Spezies entdeckt: den Hipster. Problem: Die Hipster-Szene zu hassen, ist auch hip. Weshalb keiner zugibt, ein solcher zu sein. 

Hipstertum: Das individuelle Massenphänomen

Fernsehen bildet. Zur Zeit verlinkt uns beispielsweiseder digitale Spiegel auf Nachhilfe im Szenewesen. Also, da wo es weh tut, dem Hipster auf der Spur. Denn das Ungeheuere am «neuen» individuellen Massenphänomen des Hipstertums ist, keiner will es gewesen sein. Hip sind immer nur die anderen. Wie Sie den gemeinen Hipster trotzdem erkennen, bevor er sie mit seinem breit berahmten Nasenfahrrad überfährt oder mit dem Jutebeutel verprügelt, hat SpiegelTV Pulitzerpreis-verdächtig für Sie aufgedeckt.

Hipster Brille: Der Hipster braucht keine Sehschwäche, um zur Brille zu greifen. Eine Glaswand zwischen ihm und der Welt, ist dem Hipster modisches Accessoire, weshalb er zur Hornbrille aus Fensterglas, auch bekannt als Nerdbrille, greift. Funktional wird die Brille nur bei Sonnenschein. Hier verdunkelt der Hipster bevorzugt und stilecht mit der Wayfarer von Ray Ban.

Hipster Hosen: Wenn Sie dick sind, sind Sie nicht Hipster. Denn jeder Hipster muss sich in knallenge Röhrenjeans zwängen. Und dann noch hochkrempeln. Denn der Hipster fürchtet das Hochwasser.

Hipster Haare: Auf dem Kopf, ist unter dem Schnitt. Hipster tragen bevorzugt den sogenannten «Undercut», was für den Coiffeur heisst: seitlich oder drunter kurz schneiden, oben Matte lassen. Auch das Revival des Barts ist dem Hipster anzulasten. Ob Schnurr- oder Vollbart, Hauptsache unrasiert.

Hipster Accessoires: A und O der Hipster-Ausstattung ist der Jutesack. Laut SpiegelTV, ist es hier allerdings nicht hip, einfach den schönen vom Migros umzuschnallen. Nein, individuell bedruckt soll er bitte sehr sein und ein Spässchen vertragen («George,Gina und deine Mudder»). Dazu schmücken Lederbänder oder Kopfhörer um den Hals. Und sogar Uhren bindet sich der Hipster um's Handgelenk.

Hipster Wetter: Der Hipster kennt keine Jahreszeit. Wenn Sie schon in Badimontur schwitzen, hält er dem kanadischen Holzfällerhemd immer noch fest die Treue. Auch Wollmützen im Hochsommer sind dem Hipster keine Schweissperle wert.

Hipster Heimat: Der Hipster ist ein Grossstadtkind. Falls Sie also noch nie einen Hipster gesehen haben, mag das daran liegen, dass er eigentlich nur in New York, London oder Berlin zu entdecken ist. Und schon im urbanen Dschungel geben sich die Hipster nur dort den Mate-Tee in die Hand, wo es tendenziell dreckig, billig und konspirativ zugeht. Das sei allerdings nur noch in Köln möglich, meintSpiegelTV. Also was jetzt?

Hipster Jobs: Wenn der Hipster arbeitet, dann macht er «irgendwas mit Medien». Aber am liebsten tut er es gar nicht, sondern lebt irgendwie vom vorgezogenen Erbe. Trotzdem schafft es der Hipster immer eine Apple-all-inclusive-Ausstattung zu besitzen.

Hipster Clubs: Der Hipster hat im Nachtleben keinen Spass. Und wenn, dann nur innerlich. Er lächelt nicht und er redet nicht (mit euch). Überhaupt ist der leicht gelangweilte Blick auf Party Pflicht.

Buchtipp: Mark Greif erklärt den Hipster

Ende der neunziger Jahre tauchte plötzlich eine neue soziale Spezies in US-Grossstädten auf. Spätestens mit dem erste europäischen American Apparel Shop wähnt man den Hipster auch in unseren Breitengraden. Grund genug für den amerikanischen Geisteswissenschaftler sich in «Hipster. Eine transatlantische Diskussion» den Hipstern der 00er-Generation zum ersten mal aus wissenschaftlicher Perspektive anzunähern.

Bild: Basil Gloo via Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

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