Urban SurvivalSo innovativ sind die Studierenden der Textilfachschule

PROMO Ein paar Monate nach dem Kick-Off-Event der Textilfachschule haben wir drei Studierende besucht, die uns einen Einblick in ihre Ideen, Designs und Fortschritte gewährt haben.

Schweizerische Textilfachschule - Designs von Isabelle Ceppi

Die Studierenden der Schweizerischen Textilfachschule müssen in ihrem Projekt einen Look zum Thema «Urban Survival» designen und anfertigen. Worum es bei dieser Arbeit genau geht, lest ihr hier. Drei Studierende haben uns bereits ihre Ideen und Fortschritte gezeigt und uns ihren bisherigen Prozess erklärt. Spannend wird es auf jeden Fall.

«Space Cruise 2080» – Anja Förster

Anja Förster

«Ich hatte anfangs sehr Mühe ein Thema zu finden. Da viele den Weg der multifunktionellen Kleidung eingeschlagen hatten, wollte ich mit einer anderen Vision punkten. Per Zufall kam eines Samstagabends «Total Recall» im Fernsehen, ein futuristischer Film, der im Jahr 2080 spielt. Den Menschen wird eine andere Identität eingepflanzt und es liegt an ihnen herauszufinden wer sie sind und wer sie waren. Diesen Gedankengang fand ich extrem spannend – 2080 wo sind wir dann und wie sieht es aus?

Ich habe mir dann vorgestellt, dass wir alle Kreditkarten und Handys unter der Haut tragen und total von ihnen kontrolliert werden. Da ich mir dieses Szenario sehr stressig vorstelle, habe mir die Frage gestellt wie Ferien bis dahin wohl aussehen werden? In meinen Vorstellungen gibt es irgendwo an unserem Körper einen Button, der alles ausschaltet und wir unsere Ferien dann nicht mehr hier auf der Erde, sondern im All verbringen werden. Denn nur dort wird es uns möglich sein, im wahrsten Sinne des Wortes, komplett abzuschalten. Das ist für mich auch eine Art «Urban Survival» und zwar im Sinne von Wellness Escape.

Moodboard Anja Foerster

Das Moodboard zu gestalten war eine Herausforderung. Denn ich musste mir überlegen, wie das Raumschiff und die Station aussehen werden und wie die Technologie, und wir, bis dahin fortgeschritten sind. Meinen präferierten Farben habe ich dann allen Namen von Galaxien gegeben. Da habe ich auch eine Galaxie namens «Öde Insel» gefunden, das fand ich noch witzig und musste den Namen fast schon aufnehmen.

Mit all diesen Infos fing ich dann an Skizzen vorzubereiten. Bei meinen Stücken soll es wirklich darum gehen, dass sie elegant sind aber auch bequem. Man soll da oben mit allem in die Oper gehen können, aber sich auch darin wohl fühlen. Meine ersten Entwürfe erinnern ein wenig an eine Jedi-Prinzessin – Starwars diente mir nämlich für die Designs ebenfalls als Inspiration. Sie sind generell ein bisschen oversized, minimalistisch und die Formen sind gross und gradlinig. Der Rückenteil des Designs (oben) wurde inspiriert von den Gucklöchern eines Raumschiffs.

Ich konnte mich bisher kreativ richtig austoben und hatte total Spass meine Idee umzusetzen. Ich freue mich schon richtig auf diese entspannten Ferien im All!»

«Gaia» – Isabelle Ceppi Weisshaupt

Isabelle Ceppi Weisshaupt

«Ich habe mich in erster Linie mit der Frage auseinandergesetzt «Was ist für mich Urban Survival?» und vor allem auch mit dem Begriff «Survival». Umweltverschmutzung und Klimakatastrophen sind heute aktuellere Themen denn je, und sie liegen mir sehr am Herzen. In Zukunft wird es darum gehen zu überleben und Strategien zu entwickeln, die diesen Prozess vereinfachen und unsere Erde erhalten. Durch diesen Gedankenprozess, hatte ich dann die Idee vom Retten der Erde und dem Überleben auf ihr. Deswegen heisst mein Projekt auch «Gaia» – das bedeutet «Erde» auf Griechisch.

Bei diesem Thema habe ich mich ein wenig von Greta Thunberg inspirieren lassen und mir überlegt, wie sie als erwachsene Frau mit diesem Thema umgehen würde. Ich bin zum Entschluss gekommen, dass die Zielperson meines Outfits in die Kategorie «Reisende» gehört. Sie ist viel in der Welt unterwegs und ihr grosses Anliegen ist es die Welt zu schützen und deren Fruchtbarkeit zu erhalten. Als «Säerin» sät sie nicht nur ihr Gedankengut, sondern auch richtige Samen. Sie braucht deswegen auch viel Stauraum für die Samen und kann so ein kleines Archiv in die Kleidungsstücke integrieren. Viele Taschen, Säckli oder Beutel, sind daher essentiell.

Entwurf Isabelle Ceppi Weisshaupt

Die Inspiration für die Formen und Muster meiner Kleidung hole ich gleich bei den Samenkapseln. Das Kleidungsstück sollte eine schützende Hülle haben und innen eher fragil sein – eine Hülle, die ihren Samenkern beschützen muss. Ich habe meine Entwürfe auch schon selber im Zug ausprobiert, man kann sich darin richtig einkuscheln. Ich möchte die Kleidungsstück schlicht lassen und mich mehr auf die Funktionalität und Accessoires fokussieren.

Zusätzlich habe ich ein Logo entwickelt, das mein Projekt und meine Vision widerspiegelt. Dafür habe ich mich am originalen «Exit» Logo inspiriert und aus dem Mann eine Frau gemacht. Das Grün wurde dann durch Erdtöne ersetzt. Ich möchte damit zeigen, dass wir an der Endstation angekommen sind und schleunigst etwas an unserer Denkweise ändern müssen. Wir müssen uns der Notsituation des Klimas bewusst werden.

Mir ist wichtig, dass sich die Endkundin «Gaia» immer wieder zurückziehen kann und sich in ihrer Kleidung wohl fühlt, denn den Job als Welt-Retterin kann ganz schön stressig werden.»

«Blanket to go» – Tina Ruff

Tina Ruff

«Zu Beginn hatte ich eine ganz andere Story im Kopf. Aber schlussendlich habe ich mich dann aber auf eine Geschäftsperson konzentriert, die oft auf Business-Reisen unterwegs ist. Sie verbringt die meiste Zeit mit dem Warten an Flughäfen und Bahnhöfen und muss auch lange Flüge auf sich nehmen.

Da ich persönlich im Flieger immer friere, kam mir die Idee eines Ponchos, der auch als Decke verwendet werden kann. Der Entwurf basiert auf der Vorstellung des Blazers einer Geschäftsfrau. Ich versuchte die Funktionen und das Design eines Blazers auf den Poncho zu übertragen und so entstand zum Beispiel auch der Kragen. Danach habe ich die Story immer wieder in meinem Kopf durchgespielt und es war für mich klar, dass der Poncho viele Taschen haben muss, um Sachen sicher zu verstauen. Gerade dann wenn man gegebenenfalls am Flughafen übernachten muss. Diese Taschen sollte man idealerweise auf den ersten Blick nicht sehen, daher baue ich sie im Verlauf der Naht ein. Ich werde den Stoff des Ponchos doppelt nehmen, damit ich die Taschen dann dazwischen einnähen kann. So kommen einem die Taschenbeutel auch nicht in die Quere.

Skizze Tina Ruff

Zusätzlich habe ich am unteren Ende des Stoffs eine Metallschnur eingenäht, damit der Koffer daran befestigt werden kann. Falls man am Flughafen oder Bahnhof einschlafen würde und jemand den Koffer klauen möchte, wird man durch den Ruck geweckt. Auch eine Schlafmaske habe ich noch am Poncho befestigt. Diese kann man dann ganz einfach bei Übernachtungen an Flughäfen oder im Flieger nutzen, denn sie wird nur mit einem Bändel am Rücken festgemacht.

Der Poncho sollte dann schlussendlich aufgeknöpft und zu einer Decke ausgebreitet werden. Die Schlafmaske kann nach Bedarf am Poncho befestigt bleiben oder aber man benutzt sie gleich. Es fällt mir am einfachsten wenn ich mich mit der Story identifizieren kann und ein Thema mit Leidenschaft und Interesse behandeln und designen darf.»


Fotos: Vanessa Votta

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