KIND, KARRIERE, KOPFWarum Mütter kein schlechtes Gewissen haben sollten

Frauen haben mit Kind und Karriere keine Doppel-, sondern eine Dreifachbelastung. Das schlechte Gewissen kommt schliesslich auch noch hinzu. Wieso eigentlich? Sechs gute Gründe, warum Sie Schuldgefühle schleunigst ablegen sollten.

Kinder und Karriere unter einem Hut.

Kind und Karriere: Beides unter einen Hut zu bekommen gleicht einem Drahtseilakt, den viele Schweizer Mütter dennoch mit Bravour meistern. Erfolg, Familie und Eigenständigkeit: Working Moms scheinen alles zu haben – vor allem aber eines: Ein schlechtes Gewissen! Rabenmutter-Komplex ist die neue Trendvokabel für ein typisches Problem unserer Zeit. Berufstätige Frauen stellen sich der Zerreissprobe zwischen Kind und Karriere und vernachlässigen dabei meist nur eins, nämlich sich selbst. Dabei liegen Job und Familie dichter beieinander, als man meint – und als einem die Gesellschaft weis zu machen versucht. Working Moms sind die echten Heldinnen unserer Zeit.

Schlechtes Gewissen: Typisch für Mütter!

Das schlechte Gewissen ist der ständige Begleiter vieler Mütter. Und tatsächlich, nur der Mütter. Eine der wenigen Studien von der Universität Toronto, die sich mit den psychologischen Auswirkungen der Doppelbelastungen auseinandersetzt, zeigte, dass Frauen regelmässig in eine emotionale Schieflage geraten, wenn Sie Job und Kind zu vereinen versuchen. Selbst wenn sie Kind und Karriere perfekt ausbalancierten, bleibt das schlechte Gewissen erhalten. Eine ganz andere Reaktion zeigten die ebenfalls in der Studie befragten Väter. Sie kämpften nämlich mit keinen emotionalen Gewissenskonflikten, wenn sie neben der Familie arbeiteten.

Alte Muster noch immer akut?

Trotz vorangeschrittener Emanzipation fühlen sich die meisten Frauen nachwievor hauptverantwortlich für Haus und Heim. Bei Vätern verhält es sich dagegen geradezu umgekehrt: Für sie ist es selbstverständlich zu arbeiten. Männer verstehen Arbeiten als ihre Pflicht, denn damit ernähren sie die Familie. Alle Tätigkeiten, die die Familie angehen, sind dann die Kür. So ist es auch nur logisch, dass ihnen das schlechte Gewissen erspart bleibt, wenn Sie den Geburtagskuchen beim Bäcker holen oder die Schulaufführung verpassen. Tradierte Geschlechterrollen lassen sich leider von heute auf morgen nicht so leicht abschütteln. Versuchen Sie es trotzdem zu Ihrer Routine zu machen, dass Väter genauso böse Blicke ernten müssten, wenn sie nicht zum Elternabend kommen.

Keine Wahl: Mütter müssen arbeiten

Die heutige Welt stellt es vielen Müttern nicht einmal zur Wahl, ob sie zwischen Karriere oder Kinder wählen möchten. Teils ist ein Kind ohne Job schon aus finanzieller Sicht nicht einmal denkbar. Auch die Zunahme von Einelternfamilien und Scheidungen, erfordert dass sich Mütter zuhauf unabhängig aufstellen und im Zweifel ihr Kind auch allein versorgen können. Aber auch in scheinbar gefestigten Familiensituationen machen es gestiegene Lebenserhaltungskosten schlichtweg immer häufiger zum Muss, dass beide Eltern arbeiten. Für ein schlechtes Gewissen ist hier doch eigentlich kein Platz. Und erst Recht kein Grund.

Karriere für das Ego?

Aber auch in finanziell stabilen Familiensituationen gibt es erfreulicherweise immer mehr Mütter, die weiterhin einem Job nachgehen wollen. Frauen sind besser ausgebildet denn je, warum sollten sie dieses Potential veröden lassen? Natürlich lässt gerade hier die gesellschaftliche Kritik nicht lange auf sich warten: Kind und Karriere zu vereinbaren, sei eine zutiefst egoistische Entscheidung, die allein den Selbstverwirklichungsphantasmen gelangweilter Frauen diene, heisst es oft. Und die Leidtragenden seien die Kinder. Aber was spricht eigentlich gegen eine selbstbewusste Mutter, die neben der Familie einen Beruf meistert und so mit sich, ihrem Job und ihrem Mutter-sein zufrieden ist? Uns fällt nichts ein!

Kinder haben keine Nachteile

Natürlich steht bei der Kind-und-Karriere-Frage das Wohl des Kindes im Vordergrund. Wenn sich aber das Wohl der Mutter mit dem Wohl des Kindes vereinen lassen, ist doch sogar noch mehr gewonnen. Genau zu diesem Resultat führte (nicht nur) die Langzeitstudie der Psychologin Rachel Lucas-Thompson. Ihr Forscherteam fand nämlich heraus, dass Kinder, deren Mütter zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr wieder zu arbeiten begonnen haben, in keinster Weise schlechtere Entwicklungen erlebt haben, als Kinder, deren Mütter nicht arbeiteten. Im Gegenteil: Mütter, die Familie und Beruf meistern sind oft starke Frauen, die mit gutem Beispiel voran gehen. Die heranwachsenden Kinder erhalten auf diese Weise sogar noch mehr Vertrauen in sich selbst und trauen es sich selbst auch zu, Familie und Beruf zu vereinen.

Schlechtes Gewissen? Weg damit!

Berufstätige Mütter sollten ihr schlechtes Gewissen deshalb ganz schnell vergessen. Letztlich kann man es ohnehin nicht allen recht machen. Die Crux ist nämlich: Auch Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder der Karriere den Rücken kehren und für Heim und Herd sorgen, plagt langfristig das schlechte Gewissen. Sie fühlen sich oft unselbstständig und unterfordert. Auch für die Beziehung ist das nicht immer ein Segen, wenn Frauen sich allzu sehr von ihrem Ehemann abhängig machen. Wie auch immer Sie sich entscheiden. Ob berufliche Auszeit, Teilzeit oder Ausstieg, am glücklichsten sind Kinder meist, wenn es die Eltern auch sind.

Kind und Karriere: Wie Sie den ganz normalen Wahnsinn meistern können

Wer Job und Familie unter einen Hut bekommen will, braucht Struktur. Die wichtigsten Regeln für berufstätige Mütter.

  • Kein schlechtes Gewissen: Ihr Alltag ist ohnehin anstrengend genug. Ein schlechtes Gewissen können Sie nicht auch noch tragen. Müssen Sie auch nicht. Die beste Mutter ist nämlich eine glückliche Mutter.
  • Vorausplanung: Spontane Verabredungen sind in Ihrem vollen Kalender nicht unterzubringen? Damit private Treffen und Interessen dennoch nicht zu kurz kommen, sollten Sie Termine durchaus Monate im Voraus planen. Seien Sie ruhig mal etwas spiessig!
  • Verlässliche Arbeitsteilung: Damit der Familienalltag reibungslos funktioniert, müssen alle an einem Strang ziehen. Das ist vor allem eine Frage der Organisation. Verteilen Sie Aufgaben gerecht und notieren Sie diese für alle Beteiligten einsehbar in einem Familien-Wochenplan.
  • Ansprüche anpassen: Wer vieles zu erledigen hat, muss Prioritäten setzen. Dazu gehört es auch, einzusehen, dass nicht alle Aufgaben mit Perfektion erledigt werden können. Setzen Sie Schwerpunkte und lernen Sie es gelassen zu nehmen, dass weniger Wichtiges (z.B. der Haushalt) hin und wieder zu kurz kommt.
  • Ruhephasen: Ein Muskel kann nur wachsen, wenn er ebenso lange ruht, wie er trainiert. Das ist bei der menschlichen Seele nicht anders. Feste und gut organisierte Phasen der Ruhe, vielleicht sogar ohne Mann und Kind, sind für Working Moms Pflicht.

Foto: UweRichterPhotography (CC BY-ND 4.0) via Flickr

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