GesundheitscheckHaben Sie Migräne?

Nicht jeder Kopfschmerz ist gleich eine Migräne. Dennoch sollten Sie Kopfschmerzen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn je nach Ursache und Form sollten Kopfschmerzen verschieden behandelt werden. Ob Sie an Migräne oder an einer anderen Kopfschmerzenform leiden und wie Sie diese lindern können, zeigt unser Gesundheitscheck.

Wenn der Kopf nicht mehr aufhört zu schmerzen...

Das Leben kann uns ab und zu Kopfschmerzen bereiten. Treten Kopfschmerzen jedoch häufig und heftig auf, kann es sich um Migräne handeln. Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden unter Migräne. Unter den Betroffenen sind Frauen etwa dreimal häufiger anzutreffen.

Was ist Migräne?

Bei Migräne handelt es sich um eine neurologische, vermutlich genetisch bedingte Krankheit, die insbesondere durch Lebensstil und Umweltreize ausgelöst wird. Die Nervenzellen von Migräne-Betroffenen reagieren überempfindlich auf Schlüsselreize wie Stress, Lärm, Licht, Temperaturschwankungen, Biorhythmusstörungen oder ungesunde Ernährung. Zudem können sich unbehandelte Kopfschmerzen verschlimmern, weil das Nervensystem sich mit jedem Migräne-Anfall weiter sensibilisiert. Nehmen Sie daher Ihre Kopfschmerzen ernst und treten Ihnen entgegen.

Der erste Schritt dahin, ist die Beobachtung Ihrer Schmerzen. Wann treten Sie auf? Wie äussern sie sich? Wie lange halten sie an und durch welche Vorboten werden sie angekündigt. Unser Gesundheitscheck-Migräne gibt Ihnen von Ursachen, Auslöser und Symptome bis hin zu Behandlungsmethoden und Vorbeugungsstrategien alle wichtigen Informationen an die Hand, um zu einer ersten Selbsteinschätzung zu gelangen. Wir möchten darauf hinweisen, dass wir eine medizinische Untersuchung nicht ersetzen können. Falls sie unter chronischen Kopfschmerzen leiden sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Kopfschmerzen oder Migräne?

Die International Headache Society (IHS) unterscheidet grundsätzlich zwei Kopfschmerzfamilien. Zum einen sekundäre Kopfschmerzen, die infolge von Krankheiten wie Hirntumoren, Hirntraumata, Hirnblutungen oder Entzündungen auftreten,  zum anderen primäre Kopfschmerzen, die als eigenständige Krankheit in Erscheinung treten. Dazu zählen:

Spannungskopfschmerzen: leichte bis mittelschwere Schmerzen im gesamten Kopfbereich, sich drückend und ziehend, aber nicht pulsierend äussern.

Clusterkopfschmerzen:  extreme und einseitige Kopfschmerzattacken im Schläfen- und Augenbereich, die in wiederkehrenden Zeitclustern gehäuft auftreten, aber auch über Monate sogar Jahre ganz ausleiben können.

Migräne: regelmässige, oft als unerwartet empfundene pulsierende Kopfschmerz-Attacken, die sich meist halbseitig zeigen. Migräne-Kopfschmerzen werden zusätzlich von Krankheitssymptomen wie Übelkeit, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit sowie teilweise von Wahrnehmungsstörungen (Migräneaura) begleitet.

Die Symptome der Migräne

Eine Migräneanfall kann unterschiedliche Phasen mit jeweils verschiedenen charakteristischen Symptomen durchlaufen.

Die Anbahnphase

Bei etwa einem Drittel der Betroffenen bahnt sich der Schmerz schon ein bis zwei Tage bis wenige Stunden vor der Kopfschmerz-Attacke an. In der  sogenannten Vorbotenphase können folgende Symptome auftreten:

  • Müdigkeit, häufiges Gähnen
  • Erhöhte Licht- und Lärmempfindlichkeit
  • Nervosität und Konzentrationsstörungen
  • Gefühlsschwankungen wie Überschwänglichkeit oder Gleichgültigkeit
  • Heisshunger
  • Magen-Darm-Probleme
  • Frösteln

Die Migräne-Aura

Auf die Vorbotenphase kann die Aura folgen, welche vor allem durch visuelle und sensorische Wahrnehmungsstörungen gekennzeichnet ist. Patienten von Migräne mit Aura erleben die Symptome ganz unterschiedlich. Häufig erleben Patienten Sehbildstörungen, Störungen des Geruchs-, Gleichgewicht und Tastsinns. In seltenen Fällen kommt es zu  vorübergehenden Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen. Die Aura dauert in der Regel einige Minuten bis zu einer Stunde an und kommt bei 15-20 Prozent der Migräne-Patienten vor.

Die Kopfschmerzphase

Daraufhin folgt die eigentliche Migräne-Attacke. Die durch starke Kopfschmerzen geprägte Migränephase kann einige Stunden bis hin zu drei Tagen überdauern. Sie wird insbesondere durch folgende Symptome begleitet:

  • Häufig halbseitige, pulsierende Kopfschmerzen im Stirn, Schläfen- und Augenbereich, die durch körperliche Aktivitäten verstärkt werden
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit bis hin zum Erbrechen
  • Licht- und Lärmempfindlichkeit
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Gleichgewichtsstörungen und Schwindelanfälle

Abklingen der Migräne

In der Rückbildungsphase des Migräneanfalls klingen die Kopfschmerzen und übrigen Krankheitssymptome in einem Zeitverlauf von bis zu einem Tag wieder ganz ab. Betroffene fühlen sich in der Abklingphase meist müde und angespannt.

Die Ursachen von Migräne

Warum manche Menschen unter Migräne leiden, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Migräne-Forscher vermuten, dass Migräne grösstenteils durch einen Gendefekt der Nervenbahnen im Gehirn verursacht wird. Die Nervenzellen des Gehirns von Migräne-Patienten reagieren überaus reizempfindlich. Werden Migräne-Betroffene starken Reizen ausgesetzt, schütten die Nervenzellen im Gehirn zu viele Botenstoffe (z.B. Noradrenalin und Serotonin) aus, die die Blutgefässe entzünden und anschwellen lassen. Der dadurch entstehende Druck auf die Nervenbahnen äussert sich in schliesslich in Kopfschmerzattacken.

Auslöser von Migräne-Attacken

Weil Migräne-Erkrankungen insbesondere in den Industriestaaten stetig zunehmen, wird allgemein angenommen, dass Lebensstil und Umweltfaktoren die Hauptauslöser von Migräne sind. Die bekanntesten und häufigsten Schlüssselreize für Migräne sind:

  • Stress
  • Unregelmässiger Schlaf oder Schlafmangel
  • Störungen des Biorhythmuses
  • Hormonschwankungen (insbesondere bei Frauen im Zusammenhang mit dem Menstruationszykluses)
  • Lebens- und Genussmittel: Alkohol, Käse, Schokolade, Glutamat (Geschmacksverstärker), Kaffee, Zitrusfrüchte
  • Umweltreize: grelles Licht, Lärm, Rauch, intensive Gerüche
  • Wetterumschwünge oder Temperaturschwankungen (z.B. auch durch Saunabesuch)
  • Medikamente

Diagnose und medikamentöse Behandlung von Migräne

Leiden Sie regelmässig unter Kopfschmerzen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Denn je nach Kopfschmerzart empfehlen sich unterschiedliche Behandlungsmethoden. Der Arzt wird anhand der Analyse Ihrer Krankengeschichte, der so genannten Kopfweh-Anamnese, die genaue Kopfschmerzenform ermitteln. Zusätzlich werden Migräne-Patienten häufig gebeten ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen, indem notiert wird wann, wie häufig, in welcher Form und wie lange die Kopfschmerzattacken auftreten. Diese Daten unterstützen den Arzt bei der Auswahl und Dosierung der Medikamente. Welches die beste Behandlungsmethode gegen Migräne ist, bereitet aber auch der Medizinforschung Kopfschmerzen. Handelt es sich um Migräne, kann diese durch verschiedene Medikationen und Massnahmen gelindert und reduziert, bei derzeitigem medizinischen Wissensstand jedoch nicht geheilt werden. Zur Linderung akuter Migränebeschwerden werden in der Regel spezifische Migräne-Medikamente, sogenannte Triptane (z.B. Sumatriptan, Naratriptan oder Eletriptan), verschrieben, die  die Blutgefässe wieder verengen und Entzündung lindern. Teilweise kommen bei leichter bis mittelschwerer Migräne kurzfristig auch unspezifische schmerz- und entzündungshemmende Mittel wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. Diese sollten jedoch nicht dauerhaft eingenommen werden.

Migräne-Behandlung und Vorbeugung ohne Medikamente

Bei akuten Beschwerden gilt die Reizabschirmung als oberstes Gebot. Bei Migräne-Attacken sollten sich Betroffene in ruhige und abgedunkelte Räume zurückziehen und sich möglichst nicht körperlich betätigen, weil dies die Kopfschmerzen intensiviert. Manchen Betroffen helfen zusätzlich Aromatherapien und auf der Stirn aufgetragenes Pfefferminzöl. Da Migräne hauptsächlich durch Stress bzw. Überreizung ausgelöst wird, können Migräne-Patienten versuchen die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken durch Entspannungsmethoden und Stressbewältigungsmethoden zu reduzieren. Zur Vorbeugung von Migräne haben sich insbesondere folgende Massnahmen empfohlen:

  • Regelmässig Sport treiben, insbesondere Ausdauersport
  • Regelmässiger Tagesablauf und regelmässige Mahlzeiten
  • Autogenes Training bzw. Stressbewältigungstraining
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
  • Biofeedback-Training
  • Akupunktur oder Massagen
  • Yoga oder Meditation
  • Die Reize meiden, die Ihre Migräne auslösen
  • Kälte- oder Wärmewickel
  • Genügend Ruhe und Schlaf bei Dunkelheit

Akupunktur zur Migräne-Prophylaxe

Die Wirkung der Akupunktur auf Migräne-Patienten wurde in verschiedenen Studien untersucht und für ebenso wirksam wie medikamentöse Vorbeugungsmassnahmen (z.B. Betablocker) befunden. Sie konnte gemäss aktueller Studien bei 50 Prozent der Patienten eine Verringerung der Anfälle und Intensität von Migräne bewirken. Daher wird die Akupunktur inzwischen als zusätzliche prophylaktische Behandlung von Medizinern empfohlen. Überraschend ist dabei, dass es anscheinend keine Rolle spielt ob die Akupunktur nach der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) durchgeführt wird oder ob es sich um eine sogenannte Scheinbehandlung (unkorrekte Platzierung der Akupunktur-Nadeln nach TCM) handelt.

In einer Studie der Universität Duisburg wurden 950 Migräne-Patienten unterschiedlichen Migräne-Behandlungen unterzogen. Die erste Gruppe wurde mit Akupunktur nach den Methoden der traditionellen chinesischen Medizin behandelt, die zweite nur mit einer Schein-Akupunktur, die die Akupunktur-Nadeln willkürlich platzierte (Placebo), die dritte Gruppe erhielt die gängigen Migräne-Medikamente. Mithilfe der vorschriftsmässigen Akupunktur nach der TCM erlebten 47 Prozent der Patienten nur noch halb so viele Migräne-Attacken. Dasselbe war bei 39 Prozent der Patienten der Fall, die eine Scheinakupunktur erhielten. Bei den Patienten, die täglich Medikamente einnahmen, konnten 40 Prozent ihre Kopfschmerzattacken um die Hälfte reduzieren.

Bild: iStock

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