Believe what we tell you!Massenmedien – so haben sie uns in der Hand

Die Massenmedien bestimmen nicht was wichtig ist, sondern was uns beschäftigen soll. Unser Zugang zu Informationen ist einfacher denn je, die Informationen selbst aber oft fragwürdig. Wieso kam die Corona-Krise scheinbar so plötzlich und was sollten die Massenmedien bei der nächsten Krise anpassen?

Medien und ihr Einfluss auf unsere Psyche

Viele Menschen machen sich nicht mehr die Mühe, eine Zeitung aufzuschlagen und falls doch, dann oft die gratis 20 Minuten am Bahnhof. Die meisten Nachrichten und Informationen erhalten wir durch Soziale Medien und Tabloids. Die Authentizität der News ist nicht nachzuweisen, sie basieren oft auf mund-zu-mund Propaganda. Wem können wir noch glauben? Wie viel der Informationen sind angepasst oder «fake»?

Als ob der Wirrwarr von verschiedenen «Fakten» nicht reichen würde, so werden unsere Gedanken durch die Massenmedien Tag für Tag enorm gesteuert. Die Medien bestimmen nicht was wirklich wichtig ist, sie steuern was uns beschäftigen soll.

Ein gutes Beispiel lieferte der Podcast «Gemischtes Hack» auf Spotify: der «Pferdefleisch in der Lasagne Skandal».

Ja, 2013, während unter anderem Obama zum zweiten Mal ins Amt geschworen wurde, die Katholische Kirche enorme Skandale erlitt, auch durch die Niederlegung des Amtes von Papst Benedikt XVI, Frankreich Soldaten nach Mali schickte und Demonstrationen für die Sicherheit von Mädchen und Frauen in Indien stattfanden, beschäftigten wir uns in der Schweiz mit etwas anderem: Pferdefleisch.

Nicht falsch verstehen: ja, es ist doof über die Herkunft seiner Nahrung belogen zu werden, wird es aber dein Leben verändern? Die Geschichte einer Nation oder gar der ganzen Weltbevölkerung prägen? Wahrscheinlich nicht – hast du halt unabsichtlich Pferd gegessen, so what?

Dennoch ist genau das geschehen: In der Schweiz werden sich die meisten ü16 Jährigen, auch wenn nur flüchtig, an diesen Aufreger erinnern. Wochenlang beschäftigten wir uns mit Pferdefleisch und Lasagne. Obschon wichtigeres vor sich ging, konnten wir nicht mehr beruhigt in Lebensmittelläden gehen, da an der Herkunft jeglicher Fleischprodukte gezweifelt wurde. Die Schweizer Medien waren voll mit Berichten und Beiträgen zu diesem Thema.

Fast forward 2020, Coronavirus. Wieder werden wir zugedröhnt mit Informationen zu einem neuartigen Virus aus Wuhan. Die Nachrichten überschlagen sich, Zeitschriften kommen nicht mehr nach mit Berichten. Falschaussagen von «Augenzeugen» erschrecken die Bevölkerung. Trotzdem: weil unsere Aufmerksamkeit schon so oft auf «unwichtige» Dinge gelenkt worden sind nehmen die meisten Europäer die Situation nicht sehr ernst. Wie auch? Jede Zeitung berichtet etwas anderes, Zahlen sind nicht genau genug, genauso wenig wie die Informationen selbst. Wer hätte ahnen können, dass es dieses Mal ernst ist?

Oft werden die ernsten und wichtigen Sachen nämlich nicht besprochen und wenn doch, dann zum Polarisieren. Beispiel: Flüchtlingskrisen und Krieg. Ja, jetzt sterben zur Zeit enorm viele Menschen durch ein Virus welches nicht unter Kontrolle zu bringen scheint. Die Pandemie hat sich global ausgeweitet, niemand ist sicher. Wie schnell sich auch die Nachrichten verbreitet haben ist beeindruckend: wenn es um die eigene Gesundheit geht, dann kann man Infos schnell verbreiten. Wenn es darum geht anderen Menschen wie Geflüchteten und Kriegsopfern zu helfen, dann scheint die Gesellschaft zu verstummen.

Die Medien lenken was wir denken und leider fallen dieser Macht viele zum Opfer.

Nicht weil wir unwissend sind von allen Kriegen und Konflikten, sondern weil sie uns nicht ständig vor Augen geführt werden. Weniger Klicks für «solche Themen» wie Krieg und Konflikt heisst weniger Berichterstattung in den Massenmedien. Aber bei Covid-19 war das anders, Panik brach aus. Die Medien lenken was wir denken und leider fallen dieser Macht viele zum Opfer.

Das Coronavirus beziehungsweise der Umgang damit in den Medien hat noch andere schlechte Seiten hervorgebracht, nämlich Rassismus. Die Berichterstattung zu Beginn war problematisch: «Chinesisches Virus durch Verzehr von Fledermäusen entstanden, Menschen tot – Chinesen schuld, Chinesische primitive Essgewohnheiten führen zu Virus» etc. Viele sehen sich nun endlich dazu ermächtigt gegen Asiaten und besonders Chinesen herzuziehen.

Chinesische Restaurants und dessen Besitzer in den USA mussten erläutern, dass sie das Virus nicht haben und man es in ihren Restaurants nicht erhalten würde. Wieso? Weil sich weisse Menschen vor Chinesen und allgemein Asiaten zu fürchten schienen. Selbst mein Wirtschaftslehrer in der Schweiz meinte vor gut einem Monat «Ja, also chinesisch essen gehe ich zurzeit nicht.» Wieso ist solch Rassismus legitim? Er ist es nicht. Hass wurde publik doch die Massenmedien äusserten sich dazu nicht. Lieber verbreiteten sie weiter Panik welche dann auf taube Ohren stiess.

Nochmals fast forward März 2020: die Lage spitzt sich zu und es ist wirklich ernst, Schulen schliessen, Landesgrenzen werden verbarrikadiert, Flüge eingestellt. Es scheint plötzlich gekommen zu sein. Doch das ist es nicht, hätten die Medien entsprechend berichtet. Italien ist praktisch vor unserer Haustür, doch bis es für uns in der Schweiz kritisch wurde, waren sich die wenigsten der Lage in unserem Nachbarland bewusst.

Die Massenmedien beeinflussen unsere Auffassung von wichtig und unwichtig, auch wenn nicht richtig. Ich persönlich lebe in der Hoffnung, dass man aus dieser beängstigenden Covid-19 Pandemie einiges lernt, vor allem auch die Massenmedien.

Titelbild: Unsplash

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