Magersucht und BulimieImmer mehr Frauen leiden unter dem Zwang dünn zu sein

Dreieinhalb Prozent aller Schweizer leiden in ihrem Leben mindestens einmal an einer Essstörung. Frauen sind davon mehr als dreimal so häufig betroffen wie Männer. Besonders Frauen zwischen 30 und 40 haben Probleme mit dem gesunden Appetit.

Essstörungen sind in der Schweiz weiter verbreitet als im restlichen Europa.

Dies ergab eine neue Studie («Prävalenz von Essstörungen in der Schweiz») und zugleich die erste Studie, die sich mit Häufigkeit von Essstörungen in der Schweiz beschäftigte. Dazu befragte die Universität Zürich im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit rund 10.038 Menschen zwischen 15 und 60 Jahren über ihr Essverhalten.

Mehr als jede zwanzigste Frau gab an mindestens einmal an Magersucht, Heisshungerattacken mit anschliessendem Erbrechen (Bulimie) oder «Binge Eating», sogenannte wiederkehrende Essanfälle, gelitten zu haben. Auch wenn Frauen insgesamt mehr als dreimal häufiger als Männer unter Essstörungen leiden, sind sie kein seltenes Krankheitsbild unter Männern. 1,5 Prozent der Männer bestätigten eine Esserkrankung

Dabei stellten die Forscher fest, dass Magersucht besonders häufig bei heranwachsenden Frauen auftritt, wohingegen Bulimie und Fressattacken eher später bis ins vierte Lebensjahrzehnt auftreten. Rund 7,5 Prozent der Frauen zwischen 30 und 40 Jahren leiden unter Essstörungen, wohingegen es bei den zwanzig bis dreissigjährigen nur 5,9 Prozent sind.

Häufigkeit der Esstörungen in der Schweiz

Frauen Männer
Magersucht 1,2 Prozent 0,2 Prozent
Bulimie 2,4 Prozent 0,9 Prozent
Binge Eating 2,4 Prozent 0,7 Prozent

Vergleich mit anderen europäischen Ländern erscheint die Häufigkeit von Essstörungen in der Schweiz besonders hoch, denn der europäische Durchschnitt liegt bei 2,5 Prozent. Noch weniger Frauen und Männer sind in Deutschland und Holland betroffen, denn dort leiden nur 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung Essstörungen. In Frankreich, Belgien und Italien sind die Werte ähnlich hoch wie in der Schweiz, wobei die Schweizer Studie die bisher umfassendste und deshalb aussagekräftigste ist.

Betrachtet man die drei untersuchten Störungsbilder, so zeigt sich, dass besonders Bulimie ist in der Schweiz überdurchschnittlich häufig auftritt. Mit einem Anteil von 1,7 Prozent liegt sie deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 0,5 Prozent und dem amerikanischen von 1 Prozent.

Foto: Rega Photography (CC BY-SA 2.0) via Flickr

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