Dickshaming Wieso Witze über die Penisgrösse out sind

Ein Mann fährt mit einem teuren Auto an dir vorbei und drückt dabei mächtig aufs Gaspedal. «Der muss wohl mit dem Sportschlitten seinen kleinen Schwanz kompensieren.» Solche oder ähnliche Kommentare fallen da schon mal. Doch Aussagen über die Grösse des besten Stücks vom Mann können schädlich sein. Redaktor Gil findet, das muss aufhören.

Genau wie Brüste sind alle Penisse schön.
Genau wie Brüste sind auch alle Penisse schön. © Chiper Catalin / Pexels

Eine Studie des FS-Magazins zeigt, dass 38 % der Teilnehmer sich ernsthafte Gedanken über die Grösse ihres Penisses machen. Trotzdem rutschen uns Kommentare und Witze auf Kosten der vermeintlichen Penisgrösse jedem und jeder mal raus. «Der hat bestimmt einen kleinen Schwanz!» – Auch ich habe diese Worte schon laut ausgesprochen. Doch genau wie Catcalling und Bodyshaming gehört Dickshaming in die Vergangenheit verbannt. Denn es ist mehr, als ein harmloser Kommentar.

Dieser Text soll nicht den Zeigefinger heben oder dich angreifen, falls du schon mal einen Witz auf Kosten des Penis eines Mannes gemacht hast. Vielmehr soll er dazu anregen, die Folgen einer Aussage zu bedenken.

Dick-Shaming ist eine Form von Bodyshaming. Leute machen sich über etwas lustig, wofür das Opfer nichts kann. Wie alle Körperteile sind auch Penisse in ihrer Form, Länge, Dicke, Krümmung und Farbe unterschiedlich. Es ist also umso schlimmer, sich über gegebene Tatsachen lustig zu machen, wenn nichts dagegen unternommen werden kann.

«Das sind nicht 20 Zentimeter, nie im Leben kleiner Peter!»

Es sind genau solche Aussagen, wie im Lied von Mirja Boes, von denen wir uns verabschieden sollten. Eine männlich gelesene Person mag noch so nervig, protzig oder noch so ein grosses Arschloch sein, doch mit dem Penis hat ihr schlechtes Benehmen nichts zu tun. Kommentare landen, wo sie Männern am meisten weh tun: Zwischen den Beinen. Aber die Witze können vor allem psychisch belasten. Sich über Körperteile lustig zu machen, ist dennoch ziemlich schwach, zumeist man gar nicht weiss, wie gross das Glied wirklich ist oder ob die Person überhaupt einen Penis trägt.

Stell dir vor, du hockst mit deinen Freundinnen und Freunden zusammen und jemand sagt, dass er oder sie kleine Brüste hässlich findet, festere Personen generell unsympathisch sind oder dass Menschen mit Cellulite niemals kurze Hosen tragen dürfen. Auch wenn die Person dich nicht direkt anspricht, eine der Aussagen jedoch auf dich zutrifft, kann das unter Umständen sehr kränkend auf dich wirken.

So können sich auch Personen angesprochen fühlen, die selber schon mit der Grösse ihres Penis hadern. Ein Kommentar wie «Dein Schwanz ist kleiner als mein kleiner Finger» kann diese Zweifel dann noch bestärken. Denn was bedeutet schon gross oder klein?

Männlichkeit wird noch immer über die Penisgrösse definiert

Mit dem Witzen über die Penisgrösse macht man sich über die Männlichkeit einer Person lustig und unterstützt nebenbei veraltete Rollenbilder. Etwa: Männlichkeit bedeute Stärke, Härte und Aggressivität – ein grosser Penis bedeutet dasselbe. Folglich kann auch nur mit einem richtig grossen Penis wirklich penetriert werden. Dass dem btw. nicht so ist, haben schon etliche Studien bewiesen.

So wird toxische Maskulinität gefördert und verharmlost – und das ist wohl in niemandes Interesse. Wenn dich das nächste Mal also ein Mann nervt, behalte den Kommentar über die vermeintliche Penisgrösse für dich, schüttle deinen Kopf oder bring einen Witz oberhalb der Gürtellinie.

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