Leserfragen an Dania Schiftan«Bin ich pornosüchtig?»
Pornos schauen die meisten von uns – manche oft und manche nur ganz selten. Doch wie viele Pornos sind normal, und ab wann spricht man von einer Pornosucht? Dania Schiftan klärt unsere Leserin auf.

Liebe Dania
Ich habe eine etwas unangenehme Frage an dich. Schon seit langem schaue ich mir gerne und ziemlich oft Pornos an. Letztens haben meine Freundinnen und ich uns über Pornos unterhalten. Die meisten schauen sich gar keine an oder nur selten. Sie meinten, dass das ziemlich ungewöhnlich sei.
Es wurde mir dann irgendwie bewusst, dass mein täglicher Porno-Konsum eventuell schon ein bisschen übertrieben ist. Aber irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen keine zu schauen. Wie viele Pornos sind normal und ab wann wird es zu einer Sucht?
Anonym, 24
Über Dania Schiftan
Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.
Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.
Liebe anonyme Fragende,
Primär musst du dir keine Sorgen machen wegen deines Porno-Konsums. Das Schauen von Pornos, auch in regelmässiger und häufiger Frequenz, stellt per se überhaupt kein Problem dar. Im Gegenteil; es kann ja durchaus auch sehr spannend sein, zu sehen, was es alles gibt und was alles läuft. Gleichzeitig ist es aufregend, und erregend!
Es ist daher auch überhaupt nicht abnormal oder ausgefallen, dass du als Frau Pornos schaust. Pornos haben eine enorme Anziehungskraft, was man ja auch daran sieht, wie häufig sie konsumiert werden, respektive wie viele Filme es gibt. Mit dir ist also alles soweit in Ordnung.
Die Schwierigkeiten des Porno-Konsums, beziehungsweise die kritischen Punkte, auf welche ich dich hinweisen möchte, sind unterschiedlicher Natur. In erster Linie geht es um die Legalität: Vergewissere dich, dass du nur schaust, was legal ist. Das kannst du gut auf allen Seiten überprüfen. Kinderpornographie zu konsumieren ist beispielsweise nicht legal.
Weiter ist es auch wichtig, dass du – sofern dein Porno-Konsum in Kombination mit Selbstbefriedigung stattfindet – dich auf jeden Fall jedes zweite Mal ohne Pornos befriedigst. Mit der Zeit sogar einmal mit, zweimal ohne Pornos.
Es ist sehr wichtig, dass sich in dieser Hinsicht die Waage hält, damit deine Fantasie und deine eigene körperliche Erregung genug stark bleiben, und du nicht im Sog der Pornos hängen bleibst.
Denn genau das ist die Schwierigkeit mit dem regelmässigen Konsum: Die Bilder besitzen eine unglaubliche Intensität über die Augen, welche dann als Echo auf das Geschlecht überschwappt und dieses auf diese Weise erregt.
Wenn man sich nun angewöhnt, sich nur noch so erregen zu lassen, dann reicht es mit der Zeit nicht mehr, sich «nur» mit seinem eigenen Körper, ohne äusserliche Einflüsse, selbst zu befriedigen. Man braucht dann förmlich diese visuelle Einwirkung, um überhaupt genug erregt zu sein. Und hier spricht man dann von pornosüchtig, um auf deine Frage zurückzukommen.
Kurzum: Du musst dir Pornos nicht verbieten, und dein Konsum ist vollkommen normal. Aber schau zu, dass du den Ausgleich schaffst, dich auch immer wieder ohne Pornos zu erregen.
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Titelbild: Charles De Luvio/Unsplash