Hippes Liebesglück mit AlgorithmenDas Datingportal OkCupid berechnet uns die Liebe

Auf der neuen Datingplattform OkCupid.com wird Amor gehörig herausgefordert: OkCupid ist kostenlos, jung, cool, ziemlich Facebook-like und basiert verwunderlicherweise auf... Mathematik. Man mag es als Frau kaum glauben, aber das Liebesleben soll durch Algorithmen tatsächlich mehr Spass machen.

Das hippe Datingportal OkCupid berechnet uns die Liebe

Menschen, die auf Datingportalen nach einem geeigneten Partner suchen, müssen verzweifelt sein. Die richtig Guten findet man ja dort doch nicht, die haben so was nicht nötig. Wer sich dort rumtreibt, ist sicher irgendwie komisch. Vorurteile wie diese schwirren wahrscheinlich so ziemlich jedem mindestens einmal durch den Single-Kopf. Social Media dagegen nutzt man ganz unverfroren zur Brunft. Hängen wir nicht alle ständig auf irgendwelchen spannenden Profilen rum, stalken die Bekanntschaft der letzten Nacht und zeigen diese stolz den Kolleginnen? Fragen uns, ob Freundschaft anbieten dann peinlich oder ok ist und flirten uns chattend die Seele aus dem Leib?

Hmm ja, das tun wir schon. Mit dem Unterschied, dass Facebook uns keine Dates anpreist. Das hätte man Mark Zuckerberg mal als neusten Coup vorschlagen können. Das amerikanische Datingportal OkCupid.com kam ihm jetzt zuvor und steht uns als eine Art «Datebook» zur Verfügung: Eine Datingplattform, die kostenlos ist und mit umfangreichen Kommunikationsmöglichkeiten in Facebook-Manier lockt, die über den üblichen Funktionsumfang einer Singlebörse hinausgehen. Eine Revolution des Onlinedatings, die vom Bayerischen Rundfunk sogar schon als «Hipster-Singlebörse» betitelt wurde!

Und wie funktionierts? Ähnlich wie Facebook ist der Ansatz äusserst unromantisch und lässt all den Zauber von Verliebtheit und den festen Glauben an bedingungslose Schicksalhaftigkeit noch schneller zu Staub zerfallen, als es bei üblichen Singlebörsen bereits der Fall war: die Liebe wird heutzutage berechnet. Und da haben wir den nächsten Verknüpfungspunkt mit Facebook. Die Gründer von OkCupid.com haben sich angeblich alle beim gemeinsamen Mathematik-Studium in Harvard kennengelernt. Unser Liebesglück in den Händen von Nerds also. Und die errechnen nun anhand eines Fragenkatalogs, wer zu uns passt und wer nicht. Über einen Artikel auf Jetzt.de erfahren wir da beispielsweise von den skurrilen Top 3- Matchingfragen, bei denen eine Übereinstimmung am meisten mit der Wahrscheinlichkeit einer späteren Beziehung korreliert. Da hätten wir unter anderem: «Magst du Horrorfilme?» Klingt doch nach Spass!

Der hippe virtuelle Amor stellt uns keine sterilen und paartherapeutischen Fragen. Es wird variiert, phantasiert und zum Nachdenken angeregt. Ausserdem werden im Fragenkatalog nicht einfach nur stupide Häkchen gesetzt. Die Fragen beantwortet der Single nicht nur aus der eigenen Perspektive, nein, man gibt auch an, welche Antwort man vom potentiellen Flirtpartner gerne bekommen würde und wie wichtig einem diese Frage generell ist. Aus diesem riesigen Datenpool wird dann geschöpft und wild daran herumgerechnet. Einzig und allein die ungreifbare Welt der Mathematik und Algorithmen scheint der wahre Kuppler zu sein. Amor, der kleine Nerd.

Das Beste: Lernen können wir bei OkCupid auch noch was! Der interne Statistikblog OkTrends liefert uns Antworten aus den unendlichen Weiten der Big Data. Skurriles auch hier: Die Ergebnisse zeigen beispielsweise, dass es Frauen, die ungern Sport machen, schwerer haben zum Orgasmus zu kommen und dass, wer viel twittert, auch mehr masturbiert. Abolutes Neuland: Statistik kann also auch amüsant sein. Anonym werden hier die Antworten-Datenberge ausgewertet und der nerdige Cupid weiht uns ein in die Geheimnisse des Flirtens. Mysterien können da gelüftet werden, die uns allen bislang grosses Kopfzerbrechen bereitet haben: Warum zur Hölle hat er noch immer nicht zurückgeschrieben? Gelesen hat er die Nachricht doch schon längst. Was schreibe ich in der ersten Nachricht? Muss ich witzig sein? Und wie direkt? Ok, Cupid knows exactly what to do. Und das wiederum können wir dann doch eigentlich gleich auf Facebook anwenden und ganz ohne uncoole Singlebörse flirten. Oder vielleicht zur Abwechslung mal auf dem altmodischen und etwas natürlicheren Weg: Draussen in der echten Welt.

Text: Linda Leitner

Mehr dazu