Leserfragen an Dania Schiftan«Warum kommt mein Freund nur beim Handjob?»

Der Freund einer Femelle-Leserin kann beim Sex keinen Samenerguss haben, nur bei der Befriedigung mit der Hand. Woran liegt es, dass er nicht kommt? Sexologin Dania Schiftan weiss Rat.

Er kommt nicht: Mein Freund hat nur beim Handjob einen Samenerguss

Liebe Dania

Mein Freund und ich sind seit Kurzem zusammen. Der Sex ist sehr gut und es gefällt uns beiden. Das Problem ist, dass mein Freund während dem Sex einfach nicht zum Samenerguss kommt. Er kann nur beim normalen Handjob kommen. Beim Oralverkehr oder normalen Sex hatte er noch nie einen Samenerguss. Es belastet mich sehr, da ich finde, dass der Abschluss doch auch sehr wichtig ist.

Ich glaube, er ist zu verkrampft und dadurch, dass es vorher noch nie beim Sex mit dem Samenerguss geklappt hat, glaubt er wohl, dass es nie dazu kommen wird.
Was kann er oder können wir tun, damit er sich entspannt und während des Sex doch noch zum Abschluss kommt?

Anonym, 25

Über Dania Schiftan

Dania Schiftan beantwortet Leserfragen

Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.

Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.

Hier geht es zu Dania Schiftans Webseite.

Liebe Femelle-Leserin

Vorab: Herzliche Gratulation zu deinem gesunden Mann! So wie du ihn beschreibst, scheint bei ihm ja schon mal alles bestens zu funktionieren.

Er hat nämlich weder ein medizinisches noch ein unlösbares Problem. Auch hat er eine gute Technik gefunden, welche ihn zum Orgasmus bringt. Das ist schon mal super.

Dein Freund hat eine ganz bestimmte Technik bei der Selbstbefriedigung trainiert und beherrscht diese wie ein Experte – sie bringt ihn zuverlässig zum Orgasmus. So wie du erzählst, klappt aber alles, was davon abweicht, nicht so gut.

Daher wird dein Freund lernen müssen und auch wollen, andere Bewegungen zu geniessen. Ganz wichtig für dich zu wissen ist, dass es nicht an dir liegt. Du darfst das also nicht persönlich nehmen.

Dein Freund steht mit diesem Problem nicht alleine da, im Gegenteil: Man sieht häufig, dass sich Männer, die sich sehr gut selbstbefriedigen können, mit feineren Empfindungen wie zum Beispiel der einer Frauenhand oder einer Vagina schwieriger tun. Das kann man aber lernen.

Dafür müssen Sensoren geweckt werden, die momentan offensichtlich noch schlafen, und mit dem Hirn verbunden werden.

Dein Freund hat weder ein medizinisches noch ein unlösbares Problem.

Wie genau das alles funktioniert, erkläre ich in meinem neuen Buch mit dem Titel «Coming Soon – Orgasmus ist Übungssache», welches kürzlich im Piper-Verlag erschienen ist. Ich kann es euch von Herzen empfehlen! Auch wenn es um den vaginalen Orgasmus geht, so kann der Mann doch noch einiges lernen! Im Buch gibt es ein Extra-Kapitel für den Mann, welches solche Anliegen diskutiert und Lösungsansätze beschreibt.

Was dein Freund nun konkret tun kann ist, in einem ersten Schritt die Technik seiner eigenen Selbstbefriedigung zu verstehen: Was genau tut er? Wie fasst er sich an? Was spürt er? Ist seine gesamte Aufmerksamkeit bei seinem Penis oder vielleicht doch eher in einem erotischen Film? Bewegt er sich oder sitzt er hängend im Stuhl? Spürt er, wie weit er vom Orgasmus weg ist? Kann er selbst vorher stoppen oder die Geschwindigkeit verlangsamen? Kann er die Zeit bis zum Orgasmus herauszögern?

Wenn er das alles wie ein Script genau vor sich sieht, dann kann er damit beginnen, Veränderungen einzubauen. Wichtig ist, nicht zu viel auf einmal zu wollen, sonst leiden seine Motivation und sein Penis.

Zunächst soll er bei der Selbstbefriedigung Gleitmittel hinzunehmen. Dies führt bereits zu einer anderen Empfindung. Er soll seine Hand immer feiner und langsamer auf und ab bewegen – sofern er das überhaupt tut –, seinen Penis mit der Zeit immer lockerer halten. Die Bewegungen sollen immer feiner werden, so dass sein Penis bei Selbstbefriedigung immer mehr das spürt, was er auch beim Geschlechtsverkehr empfindet. Indem mit den Bewegungen und dem Druck gespielt wird, werden immer mehr Nervenverbindungen zwischen seinem Penis und dem Gehirn entstehen.

Wichtig: Habt Geduld, miteinander zu arbeiten. Denn es ist wie beim Erlernen einer Sprache: Immer und immer wieder müssen wir üben. Daher mein Tipp: Zweimal üben, einmal nicht. Aber bleibt dran! Es wird sich lohnen.

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Titelbild: Charles Deluvio/Unsplash

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