THE REAL FOOD PORNGurken sind eigentlich viel kürzer

Was haben Aprikosen, Erdbeeren und Zwiebeln gemeinsam? Mehr als Sie denken. Wo man sich früher mit Bienen und Störchen behalf, greift man jetzt zu frechen Früchtchen und spitzem Gemüse. Ein amerikanisches Video zeigt, was uns Pornofilme heisser servieren, als gegessen wird.

Einer Gurke wird mit einem Küchenmesser zu Leibe gerückt. Ratsch. 23 Zentimeter waren mal. Jetzt sind es nur noch zwölf. Eine Zwiebel und eine Karotte weilen friedlich nebeneinander – dann gesellt sich Peterli dazu. Sie denken jetzt an Salat? Mitnichten. Es geht um Sex.

Das Video Porn Sex vs Real Sex einer New Yorker Produktionsfirma kursiert derzeit im Netz und wurde auf Youtube bereits über fünf Millionen Mal geklickt. Das Besondere? Es thematisiert Sex ohne Sex zu zeigen. Fast schon ein Werk, das der jugendlichen Aufklärung dienen und allen Beteiligten die Schamesröte beim Anblick nackter Brüste und entblösster Genitalien ersparen könnte. Denn die sucht man vergebens. Den Job übernehmen stattdessen Aprikosen, Erdbeeren und Stangensellerie. Das sieht nicht nur schöner aus, das macht auch Appetit. Ein echter Food Porn eben.

Die provozierte Lust auf Knackiges und Frisches ist aber nur zweitrangig. Denn in dem knapp zweiminütigem Film soll aufgeräumt werden – mit Sex-Klischees. Ihre Quelle sind Pornos, in denen Frauen immer wollen und Männer immer können. In denen Vaginas glatt sind wie Babypopos und auf Zuruf feucht werden. In denen Sex schon mal eine Stunde dauert und Frauen sich zwischendurch auch von einem zweiten Mann beglücken lassen. Anal, versteht sich.

Wer sich nun fragt, warum es einen Film braucht, der dem erfahrenen Liebhaber erklären muss, dass Frauen «untenrum» so unterschiedlich sind wie Erdbeere, Papaya und Avocado, vergisst die Generation «Porno». Denn wer dem Erwachen seiner Sexualität mit der Entdeckung von Redtube oder Youporn huldigte, hat nicht nur ein völlig verzerrtes, sondern auch falsches Bild von Sexualität.

«Pornographie unterscheidet sich vom Sex im wahren Leben. Lass uns herausfinden, wo die Unterschiede liegen», eröffnet eine charmante Frauenstimme den Food Porn. Was klingt wie eine Aufklärungsstunde, ist genau das. Nein, der durchschnittliche Penis ist nicht 23 Zentimeter lang. Nein, nicht jede Frau schluckt gerne. Nein, nicht jeder hat immer und sofort einen Orgasmus. Sexuelle Vorlieben sind unterschiedlich und nicht jeder steht auf Fesselspiele à la Shades of Grey.

Was unterhaltsam für jene ist, die sich über die Realität im Klaren sind, ist für die, die bisher nur von Sex träumten, mitunter lehrreich. «Pornographie ist heute ein omnipräsentes Phänomen», das «seinen einschüchternden Charakter verlieren» muss, erklärten auch die Frauenporno-Bloggerinnen von klicktoris im Interview mit Femelle.

Bevor Sie sich den Food-Porn nun zu Gemüte führen, sollten Sie aber gewarnt sein: Nicht nur Sprühsahne verliert ihre Unschuld. Auch eine in Nutella getunkte Banane wird nie wieder dasselbe sein.

Text: Nina Grünberger, 05.08.2013 / Video: Youtube

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