Leserfragen an Dania Schiftan«Kann Tantra bei einem unerfüllten Sexleben helfen?»
Wenns nicht mehr so richtig prickelt im Bett, muss mit kleinen Tricks nachgeholfen werden. Eine beliebte Art ein wenig Schwung ins Sexleben zu bringen, ist nach wie vor Tantra. Doch was kann die sinnliche Massage wirklich? Sexologin Dania Schiftan weiss es.

Liebe Dania
Das Sexleben von mir und meinem Partner ist leider nicht mehr ganz so prickelnd wie es mal war. Nun haben wir uns überlegt, ob Tantra vielleicht weiterhelfen könnte. Was meinst du?
Anonym, 28
Über Dania Schiftan
Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.
Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.
Liebe anonyme Fragende,
Kurz vorweg: Tantra ist eigentlich eine ganze Lehre, nicht nur eine Massage. Bei uns bekannt und verbreitet ist allerdings die Massage, weshalb ich nur darauf eingehen möchte.
Du fragst, ob Tantra ein nicht mehr so prickelndes Sexleben auffrischen vermag: Ja und Nein.
Tantra liefert im Grunde viele Möglichkeiten und Ideen, um neuen Schwung in die Paarsexualität zu bringen. Es bietet reichlich tolle Techniken, arbeitet sehr viel mit Sinnlichkeit, mit Wahrnehmung, und es gibt zahlreiche Paare, die enorm viel davon profitieren.
Was ich euch aber empfehle, ist einen Schritt zurückzugehen und – gemeinsam – zu überlegen, ob beide das machen wollen. Was erhofft ihr euch davon? Wie soll euer Sexleben werden?
Meistens ist es so: Während am Anfang einer Beziehung beide sehr neugierig sind aufeinander, einigt man sich über die Jahre auf einen kleinen gemeinsamen Nenner an Stellungen und Berührungen. Mit Tantra wird diese Entwicklung wieder aufgebrochen. Beide erkunden in Millimeterarbeit und mit sehr viel Genuss und Lust den Körper des anderen und entdecken so Zonen wie auch Berührungsarten, die man zuvor nicht kannte.
Mit Tantra lernt man verschiedene Berührungstechniken, Handbewegungen, Feinheiten. Und, was ich besonders wichtig finde: Man lernt, sich wieder Zeit zu nehmen. Der Sexualität und dem Genuss auf eine ganz andere Art wieder Aufmerksamkeit einzuräumen.
Die meisten Paare, die sich schon länger kennen, spulen in fast gehetzter Manier ein Programm ab. Sie wissen genau, was der Partner mag und was nicht. Anders als bei den Themen Wellness oder Essen gehen nehmen wir uns bei der Sexualität keine zwei bis drei Stunden Zeit, um zu geniessen. Mit Tantra erreicht man in angeleiteter Form Momente von Genuss.
Das Tolle an der Tantramassage ist, dass sie den Fokus wegnimmt von Orgasmus oder Ejakulation. Auch sind alle Techniken auf jeweils nur eine Person ausgerichtet, was erlaubt, dass sich jede und jeder auf sich selber konzentrieren kann: sei es, dass er/sie massiert wird und sich auf sich, die Wahrnehmung und das Spüren konzentrieren, oder er/sie sich komplett auf den anderen konzentriert, wenn er/sie massiert.
Mein konkreter Rat an euch: Macht euch erst nach Beantwortung der oben gestellten Fragen auf Forschungsreise. Vielleicht mögt ihr miteinander einen Kurs machen, vielleicht mag nur jemand von euch. Versteht man sich richtig darauf einzulassen, kann man sehr viel profitieren.
Schaut euch erst einmal in Form von Videos an, ob dies etwas für euch wäre, oder informiert euch über Tantrakurse, die man auch als Paar machen kann. Damit ihr möglichst davon profitieren könnt, lernt Tantra von Grund auf.
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