Sex nach GeburtZeit für Sex: Tipps fürs Liebesleben junger Eltern
Das Baby ist da und plötzlich ist alles anders. Sex nach der Geburt? Sicherlich kein Selbstläufer. Aber deshalb soll er noch lange nicht ausbleiben. Tipps für das Sexleben frischgebackener Eltern.

Das ist es – das für junge Eltern wahrscheinlich schönste kleine Wunder der Welt. Dieses Kleine, dass einem so grosse Vorfreude beschert hat.
Mit ihm wird künftig alles noch schöner. Und natürlich auch ganz viel anders. Nicht gerade leichter – was auch fürs Liebesleben der neuen Eltern gilt. Diese Ratschläge für Unsicherheiten, sexuelle Unlust und einen vollen Alltag können helfen, dass Sexleben junger Eltern wieder in Gang zu bringen.
Wie ihr euer Sexleben wiederfindet:
Die ersten Wochen als Familie
Im Wochenbett werden die Anstrengungen von Mutter und Kind erst einmal verkraftet. Auch für den Vater ist nun alles neu und die so kurze Zeit, die er mit seiner kleinen Familie Zuhause verbringen kann, will so gut genutzt und genossen werden, wie nur möglich. Jetzt heisst es, sich kennen zu lernen, zu kuscheln und jede Minute mit dem kleinen Schatz zu geniessen. Die junge Familie muss zudem erstmal in Ruhe im neuen Alltag ankommen.
Der Gedanke an Sex kommt in dieser Zeit erst gar nicht auf.

Jetzt heisst es: Kuscheln und Kennenlernen.
Nach der Geburt: Viele Eltern haben zunächst keine Lust auf Sex
Und so vergehen die Wochen. Die Liebe für den kleinen Spross wächst täglich. Die Herausforderungen, die er mit sich bringt, aber auch. Schmerzende Brüste beim Stillen, kurze Nächte, neue Rollen- und Aufgabenverteilung zwischen Mama und Papa. Wer war noch gleich für den Einkauf zuständig? Und warum muss eigentlich immer ich das Baby beruhigen, wenn es nachts schreit?
Lust auf Sex? Immer noch Fehlanzeige! Bei so vielen Veränderungen im Leben ja auch vollkommen klar.
Und so vergehen wieder Wochen. Oder Monate. Aus dem süssen Baby wird ein noch süsseres Kleinkind. Und aus der kleinen Sexflaute zwischen Mama und Papa wird oft ein ausgewachsenes Tabuthema. Irgendwann sind erotische Intimitäten bei vielen Paaren sogar so lange her, dass keiner mehr so recht weiss, wie er oder sie den ersten Schritt wagen soll.

Aus der Sexflaute wird oft ein Tabuthema.
Unsicherheit killt Erotik – immer!
Die Unsicherheit ist gross. Recherchiert man in Foren oder erinnert sich an Gespräche mit Freundinnen, fragen sich manche sogar, ob sie oder ihr Partner vielleicht ein «sexuelles Geburtstrauma» erlitten haben. Man liest und hört von der Angst, dass Männer ihre Partnerinnen plötzlich mit anderen Augen sehen, wenn sie bei der Geburt dabei waren. Der Satz, mit dem es Robbie Williams beschrieb, macht das Ganze nicht besser: «It was like watching my favorite Pub burning down». Kein Wunder, dass die meisten jungen Eltern anfangen, sich Gedanken und Sorgen zu machen. Viele Männer fürchten zudem, ihrer Partnerin vielleicht wehzutun oder haben Angst aufgrund des Intimitäts-Overloads bei der Frau durch das Stillen, Kümmern, Umsorgen und Co., gar abgewiesen zu werden.
Und wie soll es überhaupt zu einer erotischen Situation kommen, wenn das Kind permanent bei einem ist? All dies führt zum Lustkiller Number One: Der Unsicherheit.
Keine Hektik: Erotik braucht Zeit
Das Thema Sex nach der Geburt wirft viele Fragen auf. Um eines gleich vorweg zu nehmen: Ja, natürlich verändert sich der Körper der Frau. Aber sich damit doch hoffentlich auch das Mindset beider Elternteile: Dieser Körper hat Grossartiges geleistet, tut es noch immer und ist dadurch doch noch mal tausend Male schöner geworden.
An die, die jedoch noch immer unsicher sind oder die connection zu sich und ihrem Körper noch nicht ganz wiederfinden konnten: Sexuelle Lust entsteht nicht allein durch optische Reize, sondern auch durch Berührungen, Gesten und erotische Gedanken.
Liegt man als frischgebackene Mama eines Nachts mal wieder hellwach im Bett, weil man nach dem nächtlichen Stillen oder Fläschchengeben nicht mehr einschlafen kann, könnte man mit sanften Streicheleinheiten am eigenen Körper beginnen zu merken, dass der nach wie vor auch noch einem selbst gehört. Seien es Berührungen der Brust, des Bauchs oder eine kleine Umarmung an sich selbst. Irgendwann müssen das nicht mehr nur die eigenen Hände sein, sondern auch mal die des Partners. Und nach den sanften Streicheleinheiten kann auch ruhig erst einmal Schluss sein – keine Hektik.

Erste Annäherungsversuche.
Dem Körper dankbar zu sein für das, was er geleistet hat, ist ein wichtiger Schritt zum eigenen positiven Befinden. Dem Körper diesen Dank zeigen, kann man, indem man ihm Gutes tut. Leichte, sportliche Betätigungen, ein Rückbildungskurs, Beckenbodentraining und eine gesunden Lebensweise können hier unterstützen. Als junge Mama darf man sich jetzt sowieso ruhig mal seine Lieblingsgerichte gekocht vom Partner, der eigenen Mama, Freunden oder der Nachbarin wünschen.
Und was wichtig ist, um Herr der herrschenden Unlust zu werden: Sich von ihr nicht unterkriegen zu lassen. Eltern zu werden ist für alle Neuland. Doch keine Sorge; ebenso, wie man sich in die Aufgabe als Mama und Papa einfindet, findet man sich auch als Paar in die neuen Strukturen ein. Was es dafür braucht, ist Geduld und Zeit. Hektik und Druck töten Lust – egal ob mit Kindern oder ohne. Gibt man der Lust Zeit und Ruhe um zurückzukehren, kann etwas entstehen, das vorher so noch nie da war: Nämlich ein Sexleben, das intimer ist als je zuvor. Paare, die eine Schwangerschaft, die Geburt und nun auch die Versorgung des Kindes miteinander meistern, kennen sich in und auswendig. Tabus, Hemmungen oder Zweifel braucht es einfach nicht. Damit ist der Weg auch frei für neue sexuelle Erfahrungen. Es braucht nur den Mut, den ersten Schritt zu tun und die Verbindung zum eigenen Körper, die es einem erlaubt auch jederzeit wieder einen Schritt zurückzugehen.
Erst reden, dann loslegen: Sprecht euch aus!
Und wie sieht so ein erster Schritt aus? Vielleicht in Form einer weiteren erotischen Geste nach den Streicheleinheiten. Wie wäre es mit einer kleinen Massage? Oder etwas Dirty Talk? Über Dinge sprechen, auf die man sich wieder freut. Über gewisse Stellungen, die man sich für das erste Mal vorstellt, weil sie einem die liebsten für die Situation sind. Oder sich vorab ein paar erotische Fragen stellen.
Vielleicht ist dieser Schritt aber auch schon einer zu viel. Vielleicht steht bei euch vor der Tat erst das Wort? So geht es vielen Paaren: Die sexuelle Unlust nach der Geburt hat sich so lange hingezogen, dass Ängste erstmal aus dem Weg geräumt werden müssen. Und das geht nur, wenn man ehrlich ist und miteinander spricht. Über den lange ausgebliebenen Sex auch noch zu sprechen klingt nach Abturner? Ist aber wirksam. Und eigentlich auch ziemlich romantisch, weil es Vertrauen schafft. Ihr werdet merken, wie euch ein Stein vom Herzen fallen wird. Denn ist der Kopf frei, kann sich auch der Körper entspannen.

Beim Sex-Date nehmen sich beide Partner gezielt Zeit füreinander.
Sex-Date – warum nicht?
Vielleicht verabredet ihr euch auch einfach mal zum Sex. Sobald das Mittagsschläfchen geklappt hat oder das Kind beim Grosi ist. Ein fester Termin für Intimität. Klingt für euch ebenfalls unromantisch? Das sagen meistens nur die, die es noch nicht ausprobiert haben. Das Schöne an Termin-Sex ist nämlich: Niemand muss Angst haben, abgewiesen zu werden. Ihr könnt sicher sein, dass Euer Partner jetzt Zeit für Euch hat – ganz egal, wie weit ihr dabei wirklich gehen wollt. Nach langer Durststrecke freuen sich viele Paare, wenn sie überhaupt erstmal wieder zärtlich miteinander sind. Und noch etwas ist toll an Termin-Sex: Das Prickeln der Vorfreude. Schickt euch vor dem Date doch schon mal ein paar heisse Nachrichten oder erzählt euch, worauf ihr euch ganz besonders freut. Alles, was Leichtigkeit und Erotik ins Spiel bringt, ist erlaubt.
Robbie Williams hat es übrigens nicht anders gemacht. Er hat zugegeben, dass auch er und seine Frau Ayda Field sexuelle Anlaufschwierigkeiten nach der Geburt hatten. Auch sie haben sich Zeit gelassen und sich erstmal auf das konzentriert, was als junge Eltern ohnehin am wichtigsten ist: Die Kuschelstunden mit ihrem süssen Baby. Denn eins steht fest: Die süße Baby-Zeit kommt nicht wieder. Der Rest schon. Versprochen!
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