Leserfragen an Dania Schiftan«Warum kommt er immer zu früh?»
Männer kommen normalerweise schneller zum Orgasmus als Frauen. Doch wenn er bereits nach wenigen Minuten «finished» kann das Ganze ziemlich frustrierend und vor allem unbefriedigend sein. Dania Schiftan weiss Rat, wenn Herr immer zu früh kommt.

Liebe Dania
Ich bin nun seit einiger Zeit mit meinem Freund zusammen und es läuft wirklich gut. Nur ein Punkt beschäftigt uns beide sehr. Er kommt beim Sex einfach immer unglaublich früh. Jedes Mal. Er schämt sich und auch für mich ist es doof. Er meinte bei seiner Ex-Freundin sei es anders gewesen. Liegt es an mir? Das Ganze beeinträchtigt unsere Beziehung und unser Sexleben ziemlich. Hast du irgendeinen Tipp, um seinen Samenerguss zu verzögern?
Anonym, 22
Über Dania Schiftan
Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.
Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.
Liebe anonyme Fragende
Vorab gleich zu deiner ersten Frage, ob es an dir liegt: Tut es nicht. Wenn er unglaublich früh kommt, dann ist die Ursache bei ihm zu suchen. Dass dies bei seiner Ex-Freundin nicht so gewesen sei, kann aber durchaus sein. Möglicherweise ist deine Vagina enger und die Erregung, die du auf deinen Freund auslöst, grösser.
Was mich aber in erster Linie interessieren würde ist, was ihr als «unglaublich früh» wahrnehmt.
Beobachtet einmal ganz genau, was vor seinem Orgasmus alles stattfindet, was ihr alles miteinander macht, und schaut genau hin, wie hoch die Erregung bei ihm dabei schon ansteigt. Viele Männer sind nämlich wie Ferraris: Sie beschleunigen im Nu von 0 auf 100, und merken erst bei höchster Geschwindigkeit, dass sie über die Klippe zu stürzen drohen.
Dies führt dazu, dass sie sich innerlich so stark anspannen, aus Angst, ihren Wagen nicht mehr steuern zu können und die Kontrolle zu verlieren. Dies führt dann aber quasi zum Sprung. Wichtig wäre indes, viel früher hinzuschauen, zu spüren und zu beobachten, durch was seine Erregung genau ansteigt, und ob er sie beeinflussen kann – und will.
In einem weiteren Schritt würde es auch sehr viel Sinn machen, dass der Mann lernt, in der Selbstbefriedigung seine Erregung zu beeinflussen und zu steuern. Denn viele Männer verhalten sich in der Selbstbefriedigung wie Schnellboote, reiben fast stürmisch und mit harter Hand, um möglichst rasch und unkompliziert ans Ziel zu kommen. Und wenn sie dann mit einer Frau zusammen sind, erwarten sie von sich, dass sie viel länger können.
Doch die Unfähigkeit, den Orgasmus rauszögern zu können, kann den Impuls geben, etwas zu ändern.
In der Selbstbefriedigung liegt also oftmals die Ursache. Um die ersten Schritte zu machen, empfehle ich dir und euch ein sehr gutes Buch zu diesem Thema von Michael Sztenc. «Klappt’s? Vom Leistungssex zum Liebesspiel» erhältst es entweder in meinem Onlineshop oder im Buchhandel deines Vertrauens.
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Titelbild: Annie Spratt/Unsplash