Leserfragen an Dania Schiftan«Wie komme ich zum Orgasmus?»
Wie kommt man als Frau zum Orgasmus? Eine der wohl am meisten gestellten Frage der Welt. Doch Dania Schiftan wäre nicht Dania Schiftan, hätte sie nicht auch auf diese Frage unserer Leserin eine Antwort.

Liebe Dania
Ein wirklich schon sehr oft gestellte Frage, leider absolut auf mich zutreffend, ist die, wie komme ich zum Orgasmus? Für mich fühlt es sich zwar schön an, was mein Freund mit seiner Hand macht oder auch oral, aber ich komme dabei nie zum Höhepunkt – nicht mal annähernd.
Nach einer Zeit wird es mir dann auch ein wenig unangenehm, weil ich genau weiss, dass er mich nicht zum Höhepunkt bringen wird. Auch mit Selbstbefriedigung klappt es mit dem Orgasmus nicht. Was kann ich tun oder woran liegt das?
Anonym, 26
Über Dania Schiftan
Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.
Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.
Liebe anonyme Fragende
«Wie komme ich zum Orgasmus?» Das ist eine der mir am häufigsten gestellten Fragen. Und wenn du eine ganz ausführliche Antwort wünschst, empfehle ich dir, mein im letzten Herbst erschienenes Buch «Coming Soon – Orgasmus ist Übungssache» zu lesen.
Dieses liefert dir auf jeden Fall eine fundierte und gut verständliche Rundum-Erklärung – sowohl auf deine Frage nach dem Grund sowie auch eine umfassende Anleitung, was du tun kannst, um zum Orgasmus zu kommen.
Was du unbedingt wissen musst: Es ist nichts falsch mit dir. Und du kannst lernen, einen Orgasmus zu haben – versprochen.
Ich versuche gerne, deine Frage trotzdem, wenn auch nur auf den Punkt gebracht, zu beantworten.
Vorab möchte ich aber noch betonen, dass es sehr toll ist zu wissen, dass du schöne Gefühle empfindest, wenn du mit deinem Freund schläfst. Es gibt also Sachen, die du fühlen und geniessen kannst – das ist super! Das heisst in anderen Worten, dass dein Körper schon ganz viel kann.
Meine erste Empfehlung an dich ist somit: Reflektiere ganz genau, was du einerseits in der Selbstbefriedigung und was du andererseits in der Paarsexualität tust.
Und nun vergleiche, was du gleich – und was anders machst. Und was macht dein Partner total anders, als du es jeweils tust? Falls er etwas anders macht als du, kannst du überlegen, ob es Dinge gibt, die du vielleicht angleichen könntest in der Selbstbefriedigung. So kannst du lernen, in erster Linie mehr zu spüren.
Und so kann dein Körper mit der Zeit lernen, das Genussvolle auszubauen. Und mit der Zeit, wenn du das wünschst, kannst du deine Nerven trainieren und Stück für Stück mehr empfinden.
Hinsichtlich deinem schlechten Gewissen gegenüber deinem Partner, möchte ich dir ans Herz legen, dich davon zu lösen. Es kommt in erster Linie nicht drauf an, ob du zum Orgasmus kommst oder nicht.
Überleg dir nicht, ob es für ihn mühsam oder anstrengend oder unangenehm ist. Das spielt überhaupt keine Rolle.
Probiere dich auch davon zu lösen, dich auf ihn zu konzentrieren. Überleg dir nicht, ob es für ihn mühsam oder anstrengend oder unangenehm ist. Das spielt überhaupt keine Rolle. Für ihn sollte wichtig sein, dass du ein schönes Erlebnis hast, dass du ganz bei dir bleiben und geniessen kannst. Denn du möchtest ja nicht eine Erregung haben, damit er zufrieden ist – sondern du.
Um nochmals zurück zu deiner Frage betreffend Orgasmus zu gehen: wenn du dich auf den Orgasmus konzentrierst, dann machst du deinen Körper eng und bringst ihn in Stress. So verlässt er seinen entspannten Modus, in welchem er Erregung spüren und verbreiten kann, und fokussiert nur darauf, etwas erreichen zu müssen, weshalb dann garantiert gar nichts klappt.
Wenn du dich aber auf das eigene Fühlen und Wahrnehmen konzentrierst, dann kann deine Erregung einfacher steigen – und dein Genuss wird grösser.
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Titelbild: Gerardo Rojas/Unsplash