Leserfragen an Dania Schiftan«Wie werde ich selbstbewusster im Bett?»

Selbst Frauen mit einem äusserst gesunden Selbstvertrauen, wie unsere Leserin, fühlen sich im Bett oft unsicher und trauen sich nicht zu sagen, was sie wirklich wollen. Schluss damit! Sexologin Dania Schiftan hat Tipps für mehr Selbstbewusstein im Bett.

Selbstbewusstsein beim Sex

Liebe Dania

Eigentlich bin ich eine ziemlich selbstsichere Single-Frau. Doch sobald es um Sex geht, fühle ich mich immer irgendwie unsicher und traue mich nicht den Lead zu übernehmen. Plötzlich mache ich mir zu viele Gedanken und konzentriere mich automatisch auf meinen Partner statt auf mich selbst. Hast du irgendwelche Tipps, wie ich mein Selbstbewusstsein auch mit ins Bett nehmen kann?

Elodie, 25

Über Dania Schiftan

Dania Schiftan beantwortet Leserfragen

Als Dr. in Sexologie (USA) und Psychotherapeutin (FSP, Eidg. anerkannt) mit eigener Praxis in Zürich arbeitet Dania Schiftan seit 2008 als selbständige Sexual- und Psychotherapeutin.

Nebst ihrer Praxistätigkeit bietet Dania Schiftan seit einigen Jahren auch eine Online Therapie an.

Hier geht es zu Dania Schiftans Webseite.

Liebe Elodie

Du sagst bereits alles in deiner Frage: Du bist sehr selbstsicher, aber sobald es um Sex geht, verlierst du diese Selbstsicherheit und konzentrierst dich auf deinen Partner anstatt auf dich selber. Und das ist genau der Clou: Indem du dich nur auf den anderen konzentrierst, darauf achtest, was ihm gefallen könnte und was nicht, verkrampfst du dich und du wirst unsicher.

Möglicherweise macht er genau dasselbe und konzentriert sich auf dich. Am Schluss haben wir dann zwei Menschen, die sich nicht auf sich selber konzentrieren und überhaupt nicht das tun, was ihnen eigentlich gefällt. Wie schade!

Der Begriff Selbstsicherheit ist in diesem Zusammenhang ein grosses Wort. Worum es aber eigentlich geht: Indem du anfängst zu zeigen, was dir Lust macht und beginnst einzufordern, was du möchtest, wirst du angreifbar, verwundbar.

Du kannst dir aber sicher sein, jeder Partner ist froh, wenn er spürt, dass sein Gegenüber Lust und Freude verspürt. Egal, wie vermeintlich komisch etwas ist, wie lange etwas dauert oder nicht ins Schema passt.

Was Partner vielmehr verunsichert ist nicht zu wissen, ob sie etwas richtig machen, oder ob sie etwas anders machen sollen. Wenn du dich also nur auf deinen Partner konzentrierst, macht das auch ihn total unsicher.

Indem du deinem Partner zeigst, was dir gefällt, gibst du ihm eine gewisse Bekräftigung in seinem Tun.

Indem du deinem Partner also zeigst, was dir gefällt, gibst du ihm eine gewisse Bekräftigung in seinem Tun. Wir haben alle gewisse Bilder im Kopf, in erster Linie von der Pornoindustrie, welche uns eine vermeintliche Vorstellung davon geben, was beim Sex gefordert und gebraucht wird.

Wir sollten uns von diesen Bildern befreien, keine Szenen nachstellen, sondern uns auf unsere eigenen Bedürfnisse fokussieren, Berührungen und Bewegungen nachgehen, die wir mögen und uns auf unsere Empfindungen und Wahrnehmungen konzentrieren.

Dies ist natürlich einfacher gesagt als getan, dessen bin ich mir bewusst. Aber der Punkt ist folgender: Je mehr du wirklich einfach bei dir bist, dich auf dich konzentrierst, das machst, was du vielleicht vorher schon auf verschiedene Arten geübt hast, und je besser du wahrnehmen kannst, was du selber gern machst und hast, desto besser kannst du dir das auch bei deinem Partner holen. Je mehr sich beide das holen, was sie möchten, desto mehr Lust ist im Raum.

Üben kannst du das, indem du dich auf eine ganz bestimmte Berührung konzentrierst. Wähle einen Fixpunkt an deinem Körper aus, zum Beispiel deine Hand, und fokussiere dich auf deren Berührungen. Versuche, gedanklich nicht abzudriften, sondern überlege dir, wo sie hingeht, was sie anfasst, was sie spürt, und wie sich das anfühlt. Du wirst sehen, es lohnt sich. Ich wünsche dir viel Freude!

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Wir wählen einige eurer Fragen aus und lassen Sie von Sexologin und Therapeutin Dania Schiftan beantworten. Wie lang oder kurz du dich fasst, ist dir selber überlassen. Wenn du magst, kannst du uns deinen Vornamen und dein Alter verraten – das ist natürlich freiwillig.

Alle Leserfragen an Dania Schiftan:

Titelbild: Thomas Hustoles/Unsplash

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