Social NetworkingFacebook-Knigge fürs Büro

Der Umgang mit Kollegen und Chefs ist digital oft komplizierter als im echten Leben. Die Freundschaftsanfrage des Chefs auf Facebook gleicht einer Zwickmühle. Wir verraten die wichtigsten Tipps und hilfreichsten Clicks, mit denen du dich aus ungewollten Online-Affären im Arbeitsleben befreist.

Wenn Kollegen oder Chefs Freundschaftsanfragen verschicken, gerät man leicht in einen Zwiespalt.

Es musste ja so kommen. Irgendwann. Und nun ist es soweit: Kollege Meyer, der aus dem Nachbarbüro, hat es getan. Er hat dich geaddet. Auf Facebook. Einfach so. Ein Click und schon hast du das Problem. Denn ein solcher digitaler Ersuch kann im analogen Alltag zu echten Schwierigkeiten führen. Wie soll man sich im Office noch in die Augen sehen können, wenn man online bereits ganz andere, unangenehmere und vor allem intimere Einblicke von seinem Gegenüber erhalten hat. Aber auch wer weniger private oder penible Details auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat, muss es nicht immer mögen, wenn das Privatleben zum gläsernen Spielball für Bürokollegen oder gar den Chef wird.

So geht es jedenfalls einem Grossteil der Schweizer: Studien ergaben, dass 62 Prozent der Schweizer Freundschaft und Berufliches auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken strikt trennen. Angebracht? Oder übertrieben? Entscheiden musst du, Aufklärungshilfe leisten wir. Hier erfährst du das Wichtigste über den Facebook-Umgang mit Office-Bekanntschaften. 

WWW: Das große Wir-Gefühl

Social Media hat die Welt besser gemacht. Jedenfalls könnte man das meinen, wenn man die Freundschaftslisten mancher Facebook-User betrachtet. Plötzlich haben sich alle lieb. Hunderte von Freundschaften auf Millionen von Facebook-Pages. Jeder mag jeden. Die virtuelle Hippie-Bewegung ist Trend und wächst immer weiter. Doch genau wie in den einstigen Idealen der freien Liebe, scheint auch die freizügige Facebook-Verbundenheit langsam an ihre Grenzen zu stossen. Denn immer mehr Menschen haben es satt, mit jedem «per Du», und (noch schlimmer) mit jedem intim, zu sein.

Kollegen oder Kumpel: Facebook entscheidet

Die Zwickmühle entsteht für die meisten dann, wenn der Kollegen eine Freundschaftsanfrage auf Facebook stellt. Klar, es gibt inzwischen die Möglichkeit seine Facebook-Kontakte nach Gruppen zu sortieren und auf diese Weise die Informationsflut gezielt zu lenken. Doch fühlst du dich damit wirklich sicher? Und wie stark können wir uns auf die Privatsphäre-Einstellungen schlussendlich verlassen. «Vergiss nicht: Das Internet vergisst nichts», warnt auch Marcus Rieke, Geschäftsführer Central Europe beim Jobportal Monster Worldwide. «Was einmal veröffentlicht wurde, kann ungewollte Wege gehen und wird immer in irgendeiner Form gespeichert bleiben», ergänzt Falk von Westarp, Chef von Monster Switzerland. Und abgesehen vom Aufwand, der mit einer solchen Sicherheitspflege der eigenen Facebook-Seite verbunden ist, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer Online-Freundschaft unter Kollegen. Sicher schätzt und magst auch du deine Kollegen. Aber eine Freundschaft ist schliesslich etwas anderes. Und schon hast du den Schlamassel: Diesen Beziehungsstatus (wenn auch digital) auszusprechen schafft zwar klare Verhältnisse, aber eben auch unangenehme Situationen.

Noch prekärer wird die Situation jedoch, wenn nicht Kollegen, sondern der Chef die Facebook-Freundschaft ersucht. Puh! Was nun? Vielleicht hast du ohnehin einen kameradschaftlichen Umgang und trinkst mit deinem Vorgesetzten hin und wieder ein Feierabendbier. Doch plauderst du in solchen Situationen über die Abenteuer des letzten Mallorca-Urlaubs? Wohl nicht. Auf Facebook teilst du diese Erlebnisse vielleicht trotzdem – wenn auch ungewollt – mit deinem Chef. Es müssen dabei nicht mal die eigenen Einträge oder Bilder sein, die dein Privatleben preisgeben. Auch Verlinkungen durch Freunde können sprichwörtlich link sein und dich von einer nicht büro-tauglichen Seite zeigen. Dein Chef wird dich plötzlich mit anderen Augen sehen, wenn er deine allzu privaten Vorlieben kennt. Ein Partyschnappschuss kann so schnell zum Schuss ins Aus führen. Oder würdest du jemanden in eine verantwortungsvolle Position befördern, der unzählige Trink-Spitznamen hält oder Bilder von Katzen in Kostümen sammelt? Sicherlich macht dich das menschlicher, die Frage ist nur, ob es dich auch kompetenter macht. Hast du deinen Chef als Freund, musst du dir diese Frage bei jedem Post auf ihrer Pinnwand von Neuem stellen.

Bewerbungen ohne Geheimnisse

Vorsicht im Umgang mit Facebook ist auch aus einem weiteren Grund geboten. Denn durch ein transparentes Profil läufst du Gefahr, dass dich auch der potentielle neue Arbeitgeber schon sehr früh besser kennenlernt, als dir vielleicht lieb ist. Nach einer Umfrage des Online-Imageberaters Reppler informieren sich bereits 91 Prozent aller Unternehmern über die Profile ihrer Bewerber in sozialen Netzwerken. Negativ ins Gewicht fallen dabei vor allem Einträge, die auf ausschweifendes Party-Verhalten und einen hohen Alkoholkonsum deuten. Auf der anderen Seite macht die Studie aber auch einen klaren Facebook-Vorteil deutlich. Einige Chefs gaben nämlich an, kreative Facebook-Einträge als positiv gedeutet zu haben. Firmen nutzen zudem verstärkt auch soziale Netzwerke um neues Personal zu rekrutieren. Ein seriöses, transparentes Profil auf Karrierenetzwerken wie Linkedin oder Xing, dass dich von deiner kompetenten Schokoladenseite zeigt, kann durchaus zu deinem Vorteil sein. Bevor du dich bewirbst, solltest du deshalb unbedingt checken, welche Spuren du im Netz hinterlassen hast und ob diese deiner Bewerbung nützen oder schaden.

Facebook-Knigge: Auf Anfragen richtig reagieren

Ob du deinen Kollegen oder Chef zu deinen Facebook-Freunden zählen willst, ist letztlich Geschmackssache. Unser Tipp lautet dennoch: Lass nicht das erste Bauchgefühl entscheiden, sondern denke gründlich über die Konsequenzen dieses Clicks nach. Oft ist es hilfreich, sich zu fragen, wie man im realen Leben handeln würde. Wie viel Privatsphäre würdst du hier mit deinem Chef teilen? Und würde der Online-Kontakt dieses Mass übersteigen? Um niemanden vor den Kopf zu stossen, raten Experten übrigens dazu, zu der Freundschaftsablehnung auf Facebook eine geschäftlichere Alternative anzubieten. Netzwerke wie z.B. Xing oder Linkedin haben sich auf die Vernetzung von Geschäftskontakten spezialisiert. Was hier zu sehen ist, ist meist rein professionell und damit genau das Richtige für Kollegen, Chefs und beruflichen Wegbegleiter. Wenn du Berufliches und Privates mischen willst, eignet sich Facebook jedoch besser. Tipp auf den Weg: Wer Chefs und Kollegen addet, sollte sich die Privatssphäre-Einstellungen auch zum Freund machen.

Weiterführende Links:

  • Studie zum Schweizer Umgang  mit Sozialen Netzwerken im Büro.
  • Tipps für Buisiness-Profile von der ZEIT.

Foto: iStock 

Mehr dazu