Auf den Spuren des F-WortesWir sind alle Feministinnen – oder?!

2017 war das Jahr des Feminismus. Obwohl das F-Wort laut zahlreichen Medien und Blogs «wieder salonfähig» ist, ist es noch immer ein Thema der Elite. Unsere Autorin fragt sich: Wieso eigentlich? Und gibt Einstiegshilfe.

Feminismus 2018: Wir sind alle Feministinnen – oder?!

Mädels, wir haben wieder was zu feiern: Am 8. März steht der internationale Tag der Frau an. Aber wie steht’s denn um die Frauen? Keine Frage: Feminismus gehörte im vergangenen Jahr zu den grossen Themen. Da setzte sich tatsächlich etwas in Bewegung. Doch kaum machte man zwei Schritte vor, ging's mindestens einen zurück: 

Der Hashtag #metoo wurde zum Schweizer Wort des Jahres. Und Gegenstand zahlreicher Herrenwitze – die auch Frauen rissen. Mit dem Code «Isch d Luisa da?» kann man neuerdings als Frau beim Clubpersonal diskret um Hilfe bitten – doch in der Schweiz machen gerade eine Handvoll Bars in Zürich und Winterthur mit. Seit Jahren wurde nicht mehr so viel über Frauenrechte diskutiert. Dennoch sind viele auch heute noch der Meinung, Feministinnen würden sich ihre Achseln nicht rasieren (gähn), nie BHs tragen (doppelgähn) und Männer hassen (schnarch). Ein Hochschulabschluss schützt dabei keineswegs vor solchem Klischeedenken.

Aber was macht denn überhaupt eine Feministin aus? Lass uns einen kurzen Test machen: Findest du Sexismus doof? Bist du der Meinung, Frauen sollten selbstbestimmt sein und die gleichen Rechte wie Männer haben? Findest du Gleichstellung in punkto Herkunft, Hautfarbe und sexueller Orientierung wünschenswert? Ja, ja und ja? Gratulation: Du bist eine Feministin. Zeit für einen kleinen Leitfaden!

Kleines GRLPWR Einmaleins

Feminismus leicht gemacht: Kleines GRLPWR-Einmaleins

#girlssupportgirls

1 Du findest das «We should all be feminists»-Shirt von Dior unglaublich cool, verstehst aber nicht, warum deine Freundin ganz ohne Praktikum nach dem Studium direkt eine Festanstellung bekommt? Neid und Missgunst sind uncool. Gegenwind spüren Frauen schon vom Patriarchat – unterstützt euch gegenseitig und gönnt euch euren Erfolg.

Lies auch: 15 Sprüche, die Frauen von Frauen nicht mehr hören wollen

#watchout

2 «Pff, sei keine Pussy!» – auch schon gesagt? Wer das weibliche Geschlecht im eigenen Sprachgebrauch mit Schwäche gleichsetzt, braucht sich nicht zu wundern, warum Frauen immer noch durchschnittlich 1500 Franken weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. Keine Sorge: Um unemanzipierten Wortgebrauch zu vermeiden, musst du diesen erst erkennen. Das kann dauern! 

#standagainst

3 Empöre dich öfter. Etwa wenn du Ungerechtigkeit erfährst oder jemand sich sexistisch äussert. Und zwar direkt im Moment, nicht erst beim Lästern während des Feierabendbiers. Nur wenn man auf unreflektierte Äusserungen hinweist, entsteht überhaupt ein Bewusstsein dafür.

#bodypositivity

4 Wir bewundern Plus Size Models wie Ashley Graham und Candice Huffine in Webekampagnen und folgen Bloggerin Morena Diaz auf Instagram, während wir unsere eigenen Speckröllchen zum Teufel wünschen. Selbstliebe ist ein langer Prozess – fang heute damit an.

Lies auch: Body Positivity Accounts, denen du folgen solltest

#jointhemovement

5 Mach dich schlau! Dir gefällt der Gedanke, dich mit Feminismus auseinanderzusetzen, aber Texte von Alice Schwarzer lösen bei dir Stirnrunzeln aus? Keine Sorge, hier kommen einsteigerfreundliche Lese-, Film- und Hörtipps:

  • Fempop: Bei diesem Schweizer Onlinemag trifft Feminismus auf Popkultur. Erhobene Zeigefinger suchst du hier vergebens; stattdessen gibt’s Tipps zu Shopping und Kultur, Porträts und Fotostrecken. Höchst empfehlenswert!
  • Stand up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene: Julia Korbik bietet mit diesem Buch einen modernen Wegweiser für junge Frauen von heute. So nahbar war Feminismus selten.
  • Besser als Sex: Im Podcast, den du gratis auf so ziemlich allen Streamingdiensten anhören kannst, reden Ines Anioli und Leila Lowfire über (du kannst es dir schon denken) Sex. Feministisch ist das in der Hinsicht, dass die beiden dabei kein Blatt vor den Mund nehmen.
  • Erika Lust: Die preisgekrönte Schwedin ist Pionierin des feministischen Pornos. Bei ihren Filmen, gedreht von einem fast ausschliesslich weiblichen Team, steht die weibliche Lust im Zentrum. Hier geht's zu unserem Interview mit ihr.
  • Der Ursprung der Welt: Ein feministischer Comic von Liv Strömquist, in dem sich alles um die Vulva und deren Kulturgeschichte dreht. Unglaublich witzig und lehrreich zugleich.

Bilder: Polar_lights/iStock, Good_Studio/iStock

Mehr dazu