Clean EatingTrend-Diät mit Saubermann-Image

Abnehmen ohne Hungern, Essen ohne Chemie und Kochen ohne Hektik. Clean Eating versteht gesunde Ernährung als trendiges Lifestyle-Konzept. Was daran wirklich neu ist? Wenn wir unsere Grossmütter fragen würden, wohl gar nichts. Denn was sich als neuer Diät-Trend tarnt, machen unsere Grosis schon lange.

Kartoffeln, Erbsen, Tomaten und Äpfel von oben.

Diät-Methoden und Abnehm-Strategien sind zur Saisonware geworden. Ständig schwemmen neue Schlankheitstrends den Bücher- und Zeitschriftenmarkt, auch Blogs und Onlineportale posten laufend brandaktuelle Tricks und Methoden in Sachen Traumfigur. Immer neuer, immer ultimativer und dennoch irgendwie immer das Gleiche. Im Dschungel der Top-Diäten erkennt kaum noch jemand den Wald vor Bäumen.

Auch die einst übergewichtige Amerikanerin Tosca Reno hatte den Überblick verloren – sowohl über ihre tägliche Kalorienzufuhr, als auch über die massigen Diät-Tipps, wie selbige zu reduzieren sei. Die heutige Clean Eaterin hatte die Nase voll vom Hungern, aber auch von den Rettungsringen an ihren Hüften und beschloss kurzum ihre eigene Abnehm-Methode zu entwickeln. Heraus kam jedoch keine Diät, sondern ein Lebenskonzept.

Clean Eating: Prinzip «sauber essen»

«Clean Eating» heisst übersetzt so viel wie «sauberes Essen». «Sauber» ist dabei aber nicht unbedingt wörtlich zu verstehen; es geht nämlich nicht um gereinigtes, sondern vielmehr um unbehandeltes Essen. Verboten (und das ist übrigens das einzige Verbot der Methode) ist bei Clean Eaters alles, was durch die Industrie behandelt wurde. Das heisst, kein Fast Food, Fertiggerichte, raffinierter Zucker, Transfette, Farb- und Süssstoffe oder Weissmehl. Stattdessen nimmt man beim Clean Eating nur Nahrungsmittel zu sich, die natürlichen Ursprungs sind, wie Obst, Gemüse, fettarmes Fleisch, Fisch, unbehandelte Milchprodukte, Vollkorn oder Nüsse.

Clean Eating bezeichnet sich schon deshalb nicht als Diät-Methode, weil es – anders als die meisten Trend-Diäten – keine Verbote oder Verzichte auf bestimmte Nährstoffgruppen kennt. Clean Eaters verteufeln weder Kohlenhydrate, noch Fette, noch zählen sie Kalorien. Aus der Bandbreite natürlicher und frischer Lebensmittel darf man sich beim Clean Eating uneingeschränkt bedienen. Mehr noch: Beim Clean Eating soll sogar darauf geachtet werden, dass es zu keinen Nährstoffdefiziten kommt, sondern jede Mahlzeit einen annähernd gleich grossen Anteil von langsam verdaulichen Kohlenhydraten, gesunden Fetten und kräftigenden Eiweissen hat. Schliesslich braucht der Körper all diese Vitalstoffe, um perfekt zu funktionieren. Diäten, die auf Nährstoffdefiziten basieren, sind nicht nur wider die Natur, sondern bewirken langfristig auch ein körperliches Defizit und damit keinen Diät-Erfolg, sondern Mangelerscheinungen.

Clean Eater schreiben Genuss gross und Hektik klein

Clean Eating soll aber nicht nur der Gesundheit, sondern natürlich auch der Bikinifigur auf die Sprünge helfen. Und das sogar ganz ohne Hungern. Auch hier unterscheidet sich Clean Eating von den meisten Diät-Methoden: Es geht nicht um Verzicht, sondern um bewusstes Essen. Denn wer bewusst, mit Genuss und langsam isst, isst automatisch weniger – und spart sich so den Kalorienrechner. Versuche es: Schöpfe dir ab sofort nur halbe Portionen auf den Teller, aber nimm dir die doppelte Zeit für das Essen. Du wirst sehen: Du bist trotzdem gesättigt – obwohl Sie weniger gegessen haben. Beim Clean Eating sollen auch zwischenzeitliche Heisshungerattacken vermieden und der Blutzuckerspiegel konstant gehalten werden, indem fünf bis sechs Mahlzeichen täglich vorgesehen sind. Dazu zählt übrigens auch das Frühstück, das die Meisten in der Hektik des Alltags einfach auslassen. Clean Eaters, so heisst es, essen in Ruhe, regelmässig, aber gemässigt und kennen deshalb keinen Heisshunger! Herrlich!

Apropos Hektik! Auch in diesem Punkt unterscheidet sich Clean Eating von so manchem Blitz-Diät-Versprechen. Hektik gibt es beim Clean Eating nicht – weder beim Figur-Forming, noch beim Essen oder dessen Zubereitung selbst. Clean Eating ist ein Lebensstil, der das Bewusstsein zur Ernährung und den Genuss verstärken will. Essen soll zelebriert werden, mit frischen Zutaten und selbst gemachten Speisen. Kochen ist nicht Mittel zum Zweck, sondern Genuss. Ebenso wie das Einkaufen der Zutaten. Clean Eating-Erfinderin Tosca Reno empfiehlt, sich Zeit fürs Einkaufen zu nehmen, dabei die Händler und Angaben der Inhaltsstoffe gründlich anzusehen und nach gesunden Alternativen zu suchen. Wie wäre es beispielsweise mit einem entspannten Einkauf auf dem Wochenmarkt oder im Reformhaus? Der Erlebnisfaktor ist hier garantiert – ebenso, wie der gesunde Clean Eating-Bonus.

Test: Ist deine Ernährung gesund?

Dass gesunde Ernährung wichtig ist, gleicht einer Binsenweisheit. Wie gesund die alltäglichen Essgewohnheiten wirklich sind, wissen nur die wenigsten. Ob Sie wirklich ausgewogen essen, verrät unser Ernährungscheck. »Hier geht's zum Test.

Essen wie zu Grossmutters Zeiten

Fassen wir also zusammen. Einkaufen auf dem Wochenmarkt. Frisches Zubereiten und Kochen. Jeden Morgen frühstücken. Das klingt vielleicht gut, irgendwie sogar romantisch, aber ist es auch machbar? Als Berufstätige, Vollzeitmama oder berufliche Vollzeitmama hat man schliesslich kaum Zeit für stundenlange Kocharien und tägliches Einkaufen. Einwände, die Clean Eaterin Tosca Reno nicht zählen lässt. Laut ihr ist Clean Eating für jedermann machbar. Denn Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich – und zwar für die wichtigste Sache der Welt: Die Gesundheit des eigenen Körpers.

Selber kochen, Zutaten aus der Region oder vom Wochenmarkt, keine künstlichen Inhaltstoffe und erst Recht kein Fast Food: Das ist es, was die Clean Eating Methode von Tosca Reno propagiert. Das war aber auch das, was bei unseren Grossmüttern täglich auf dem Speiseplan stand. Gesunde, hausgemachte Küche – nicht mehr und nicht weniger. Ernährung mit dem, was uns Mutter Natur serviert und der Mensch – mit einem vernünftigen Ernährungsbewusstsein – zu Tische bringt.

Was ist daran neu? Kritiker sagen: Gar nichts. Hinter Clean Eating steckt nichts weiter als gutes Marketing unter dem Deckmantel traditioneller Ernährungslehren. Stimmt irgendwie. Am Ernährungsgedanken des Clean Eating hat sich seit Grossmutters Zeiten eigentlich kaum etwas geändert, an seiner Umsetzung schon. Zwar sollen wir wieder essen, kochen und einkaufen wie früher, doch die Supermärkte, Gewohnheiten und Angebote haben sich seit Omas Einkauf gründlich geändert. Naturkost ist zwar noch da – aber selten! Fast Food und Fertiggerichte waren vor ein paar Jahrzehnten noch ein Fremdwort, sind heute aber auf jedem Speiseplan zu finden. Es sind nicht der Körper und seine Bedürfnisse, die sich geändert haben, sondern unsere Gewohnheit, mit diesen umzugehen. Natürliches Essen ist in Vergessenheit geraten. Clean Eating ist daher vielleicht nichts unbedingt Neues, aber etwas wieder neu Entdecktes. Und das dürfte reichen, um es zum Trend zu machen. Hoffentlich nicht nur vorübergehend.

Die wichtigsten Clean Eating-Regeln

Frühstücks-Pflicht: Jeder Tag sollte mit einer kleinen Mahlzeit beginnen, um Heisshunger vorzubeugen.

Oft, aber nicht viel: Gegessen wird beim Clean Eating bis zu sechs Mal täglich. Die Portionen sollten dabei gemässigt gross sein. Wichtiger als die Menge ist die Regelmässigkeit.

Wasser marsch: Ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen ist ebenfalls eine goldene Clean Eating-Regel. Wasser oder ungesüsster Tee sollten in grossen Mengen und über den Tag verteilt getrunken werden. Zwei Liter sollten es mindestes sein.

Alles frisch? Ja, bei Clean Eatern ist alles frisch. Es kommen nur unbehandelte, also cleane, Zutaten auf den Teller. Vorwiegend frisches Obst und Gemüse, weisses Fleisch, Fisch und Vollkorn.

Alles ist erlaubt: Jede Mahlzeit sollte einen ausgewogenen Mix aus gesungen Fetten, komplexen Kohlenhydraten und Eiweissen darstellen.

Keine leeren Lebensmittel: Clean Eater verzichten auf Lebensmittel, die dem Körper wenig Nährstoffe oder Energie liefern. Kohlenhydrate sind beispielsweise grundsätzlich erlaubt, sogar erwünscht, jedoch nur dann, wenn sie komplex sind und den Körper lange sättigen. Vollkornprodukte sind gesunde Kohlenhydrate, Zucker und Weissmehl halten hingegen nicht lange satt, so dass Heisshunger vorprogrammiert ist. Verzichten Sie auf «leere» Lebensmittel.

Gesunde Fette: Fett ist grundsätzlich nichts Böses. Im Gegenteil: Fette sind absolut nötig, um den Stoffwechsel und damit sogar die Energieverbrennung im Körper anzukurbeln. Ähnlich wie bei den Kohlenhydraten gibt es jedoch nützliche und weniger nützliche Fette. Clean Eaters verzehren grossteils gesunde Fette, wie natürliche Pflanzenöle, Fisch, Nüsse, helles Fleisch, verzichten aber auf ungesunde Fette, wie Transfette, Mengen von rotem Fleisch oder Frittiertes.

Sündigen: Clean Eater sind Genussmenschen. Deshalb verzeihen Sie sich auch, wenn Sie hin und wieder den Versuchungen aus dem Süssigkeitenregal oder dem Fast Food-Laden verfallen. Sündigen ist erlaubt - gelegentlich! 

Bild: iStock

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