ALLES MUSS RAUS!So funktioniert Detoxing

Detoxing ist Trend. Aber auch sinnvoll? Da können Sie Gift drauf nehmen, glaubt Lifestyle-Mediziner Dr. med. Christian Matthai. Denn ein entgifteter Körper tue nicht nur den Organen, sondern auch der Seele gut. Und übrigens auch der Bikinifigur.

Detoxing: So klappt erfolgreich entgiften

Man fühlt sich leicht und klar. Der Körper ist fit, der Geist wach, die Figur straff und auch der Teint strahlt heller als sonst. Der Mensch sei nach dem Detoxing wie auf Null gedreht. Jungfräulich und rein. Frei von Giften und Schlackstoffen aller Art. Und dafür voll von Glück und Gesundheit.

Was klingt, wie im Slogan einer Werbung für Halbfettmargarine, heisst im Expertenvokabular «Natural High». Tönt lohnenswert. «Und das ist es auch», glaubt Dr. med Christian Matthai, Ernährungs- und Vitalstoffmediziner und Autor diverser Detox-Bücher.

Detoxing macht high

Wissenschaftlich erwiesen sind die Effekte des Detoxing allerdings bislang noch nicht. Die Praxis spreche dennoch für sich: «Die meisten meiner Patienten berichten, dass sie sich nach einer Entgiftungskur körperlich und seelisch besser fühlen. Mit Sicherheit liegt das auch an dem Stolz, den man empfindet, wenn man eine gewisse Enthaltung und Disziplin durchgestanden hat. Letztlich ist es aber gleichgültig, woher das High nach dem Detoxing stammt. Wichtig ist doch nur, dass man sich gut fühlt und vor allem motiviert ist, auch in Zukunft bewusster zu leben», findet Matthai.

Detoxing: So klappt erfolgreich entgiften

Detoxing bedeutet dabei wörtlich übersetzt so viel wie entgiften. Praktisch soll Detoxing die körpereigenen Regenerationsprogramme der typischen Entgiftungsorgane, wie der Leber, der Niere und auch der Haut fördern. Dass ein Verzicht auf Nikotin und Alkohol in dieser Zeit Pflicht ist, dürfte wohl jedem klar sein. Dass es dabei aber auch weit aus mehr Lebens- und Genussmittel zu meiden gilt, wissen Wenige. Gemeint sind vor allem synthetische Substanzen, die wir uns über unsere Ernährung zuführen, wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, aber auch Medikamente oder Zucker. Insofern gehört Detoxing zu einem allgemeinen Ernährungstrend, der auf natürliche und unverarbeitete Lebensmittel setzt und trifft auch Anhänger des Clean Eatings oder der Slow-Food-Gemeinde.

Entgiften heisst Verzichten

Ohne Schweiss kein Preis. Tabu sind während einer Detox- Entgiftungskur  Giftstoffe im Sinne des Detoxing wie Zucker, Alkohol, Nikotin, tierische Fette und vor allem auch künstliche Zusätze in unserer Nahrung. Zusätzlich wird bei der Detox-Ernährung auf Lebensmittel gesetzt, die fähig seien, die Aktivität der Entgiftungsorgane zu stimulieren. Dabei verlässt sich der Mediziner Matthai auf wissenschaftliche Studien. «In einem Experiment mit Ratten wurde beispielsweise festgestellt, dass die Fütterung mit Artischocken bei den Tieren zu einer Reproduktion zerstörten Lebergewebes geführt hat. » Tatsächlich gibt es eine Fülle von Lebensmitteln, die den Körper bei seiner Selbstregeneration unterstützen. Neben der Artischocke zählen rote Rüben, Granatäpfel, Pilze, Beeren (vor allem die Goji-Beere) sowie Lauch und Kohl zu den Detoxing-Klassikern. Auch Sport, Schwitzen (z.B. in der Sauna) und viel Wasser trinken regt die Stoffwechselaktivität in den Entgiftungszentren des Körpers an und gehört daher zum Detox-Programm.

Detox-Drinks? Entgiftung kann man nicht kaufen

Der Trendfaktor, der hinter Detoxing steckt, führt allerdings nicht nur dazu, dass die Entgiftungsorgane der Detox-Anhänger Entlastung erfahren. Clevere Geschäftsmodelle versuchen selbiges auch bei den Geldbörsen ihrer vermeintlich kontaminierten Kunden zu erreichen und schwemmen den Markt mit allerlei Detox-Mittelchen, wie Detox-Drinks, Entschlackungskuren und Pillen. Matthai hält dagegen: «Grundsätzlich geht es darum, dass eine Entgiftung von Innen heraus stattfindet.» Massagen, Darmspülungen, Detox-Pillen und  Co. hätten zwar eine unterstützende Wirkung, entscheidend sei aber die gezielte Aktivierung und Entlastung der Entgiftungsorgane.

Keine Giftstoffe = Keine Kilos?

Detoxing ist aber nicht nur deshalb trendy, weil es lästige Gift- und Schlackstoffe aus dem Körper schwemmt. Anhänger schätzen das Reinigungsprogramm vor allem auch wegen seiner figur-freundlichen Wirkung. Denn tatsächlich bestätigt auch der Mediziner, dass Detoxing ein paar Pfunde purzeln lässt. Nur zu früh solle man sich nicht freuen. «Gewichtsabnahme ist ein schöner Nebeneffekt des Detoxen, jedoch keinesfalls dessen Ziel. Wer es mit dem Verzicht auf Nahrung all zu streng nimmt oder gar über einen zu langen Zeitraum fastet, kann neben Fett und Wasser in erster Linie auch wichtige Muskelmasse verlieren», warnt Matthai. Auch der Jojo-Effekt sei nicht zu unterschätzen. Wer sich nämlich erst kasteit und schliesslich wieder zu seiner gewohnten Ernährungsweise übergeht, hat nicht nur die ursprünglichen Kilos wieder auf der Hüfte, sondern auch die Schlack- und Giftstoffe wieder im Körper. Mattahi rät daher Detoxing nicht als Trend oder Diät zu verstehen. Detoxing ist eine Lebensweise. Wer permanent darauf achtet, bewusst und gesund zu essen oder zu trinken, müsse niemals gänzlich auf irgendetwas verzichten. Und fühle sich übrigens auch nicht nur nach einer Radikalkur, sondern dauerhaft gut, sagt der, der es wohl wissen muss.

Bild: iStock, Thinkstock

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