Effizient statt draufMicrodosing zum Arbeiten – Yay or Nay?

Bisher wurde gekokst, um noch besser, effektiver und länger arbeiten zu können. Heute kommt ein neuer Trend aus dem Silicon Valley, der ebenfalls auf Drogen wie LSD schwört, die Dosierung aber deutlich reduziert – Microdosing.

Microdosing zum arbeiten sinnvoll?

Spätestens seit Matthew McConaughey als Mark Hanna im Hollywood-Streifen «The Wolf of Wallstreet» am Mittagstisch eine Line Koks durch die Nase zieht, wissen wir wie der Hase läuft: Im Big Business wird nachgeholfen.

Allerdings ist Koks inzwischen nicht mehr ganz so trendy, eigentlich ja eh ziemlich beschissen und es muss auch nicht mehr um Millionen-Geschäfte gehen, um den Druck so gross sein zu lassen, dass nachgeholfen werden muss. Der Trend der Stunde heisst Microdosing.

Was ist Microdosing?

Übersetzt heisst Microdosing so viel wie Mikro-Dosierung. Es geht darum, Kleinst-Mengen einer psychedelisch wirkenden Substanz wie LSD einzunehmen – nicht mit dem Ziel eines Trips, sondern der optimalen Leistungsverbesserung. Konzentrierter, härter, länger und kreativer arbeiten – und das alles dank einer quasi homöopathischen Dosis von LSD, Magic Mushrooms oder anderen Drogen.

Microdosing ist illegal

Legal ist Microdosing nicht. Und zwar weder hierzulande, noch dort, wo es seinen Ursprung gefunden hat; nämlich im Silicon Valley. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint sich niemand von den eigenen Grenzen einschränken lassen zu wollen – hier wird Microdosing zum Arbeiten immer häufiger. Aber auch in Europa ist der Trend – wenn auch hinter vorgehaltener Hand – nicht aufzuhalten.

Wie wirkt Microdosing zum Arbeiten

Micodosing bedeutet, dass eine bestimmte Droge (in der Regel LSD) in einer derart geringen Dosierung eingenommen wird, dass es nicht zu einer Rausch-Wirkung kommt, der Körper aber sowohl psychisch als auch physisch leistungsstärker ist. Einen wissenschaftlichen Nachweis über derartige Wirkungen gibt es nicht. Dennoch lassen sich durch blosses googeln zahlreiche Erfahrungsberichte finden, die von Microdosing am Arbeitsplatz geradezu schwärmen.

Microdosing muss in regelmässigen Abständen von drei bis vier Tagen wiederholt werden, um die gewünschte Wirkung zu zeigen. Manche «Microdoser» berichten allerdings, dass sie im Laufe der Zeit die Abstände zwischen den Einnahmen vergrössern konnten und noch immer den gewünschten Effekt erreicht haben.

Microdosing: Nicht nur im Job

Der vermeintliche Power-Booster für Kopf und Körper soll inzwischen nicht nur auf dem Arbeitsmarkt für übermenschliche Super-Kräfte sorgen, sondern auch an Schulen, Unis und im sogar Privatleben angekommen sein.

Microdosing zum Lernen oder zum Steigern der Kreativität gehört längst auch in Europa zum Alltag. Und mehr noch: Der Mini-Drogen-Konsum soll sogar gegen Ängste, Depressionen und Schlafstörungen helfen und sich so immer häufiger gesellschaftlich etablieren.  

Was ist wirklich dran?

Die Wissenschaft steht beim Thema Microdosing noch weit am Anfang. Es fehlt hier schlichtweg an durchgeführten Studien. Und wegen der Illegalität des Drogenkonsums bleibt fraglich, ob entsprechende Studien jemals ins Leben gerufen werden. Fakt ist also: Der Effekt von Microdosing ist weder erwiesen, noch nach mögliche Schäden oder Nebenwirkungen geprüft. 

Wissenschaftler warnen jedoch: Am Ende konsumiert man eine Droge. Bis zum Beweis des Gegenteils sei daher davon auszugehen, dass es dauerhaft keinen gesundheitlichen Mehrwert, sondern wahrscheinlich eher das Gegenteil bewirkt.

Microdosing zum Arbeiten: Warum überhaupt?

Und abgesehen vom gesundheitlichen Für und Wider bleibt am Ende noch eine grosse Frage unbeantwortet: Warum brauchen wir Microdosing überhaupt? In den 60er und 70er Jahren war die Motivation für den Gebrauch berauschender Substanzen klar. Es ging um bewusstseinserweiternde Erfahrungen, darum, Konventionen zu brechen und aus der angepassten Gesellschaft – wenigstens für die Zeit des Trips – zu entfliehen. «Love, Peace und Happiness», hiess das Motto der Stunde.

Und heute? Heute geht es beim Microdosing oftmals um das Gegenteil. Der Microdoser will sich nicht mehr frei machen; er will sich besser machen. Er will sich so gut, schnell, schlau und fit machen, dass er dem Berg an Arbeit, dem Druck des Chefs, der tickenden Uhr und den Ansprüchen der Gesellschaft in perfekter Weise gerecht wird. Selbstoptimierung 2.0. Und zwar mittels illegaler Methoden, deren Wirkung niemand wirklich kontrollieren kann.

Die Dosierungen der Drogen sind dabei vielleicht geringer geworden; doch der Preis, den man dabei zahlt, ist vielleicht so hoch wie nie. Ob das die Sache wert ist? Das muss am Ende wohl jeder selbst entscheiden. Fakt ist am Ende aber gewiss eins: Der Mensch ist als Mensch gemacht. Und nicht Maschine. Warum wollen wir das bloss ändern?

 

Titelbild: Sharon McCutcheon/Unsplash

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