Ein Wochenende in Zürich36 günstige Stunden in der teuersten Stadt der Welt
EIN WOCHENENDE IN ZÜRICH Aber ohne Moos ist hier nichts los? Hier lebende Zürcher verraten ihre Insidertipps und damit 10 günstigere Kultur-und Ausgangsalternativen, die selbst der berühmte Reiseführer «36 Hours» der New York Times nicht gedacht hat.
Zürich hat mehr zu bieten als Bahnhofstrasse, überteuerte Restaurants und eine historische Altstadt. Wenn man uf Züri geht, muss man vorher auch keine der ansässigen Banken ausrauben, um ein tolles Wochenende zu verbringen.
Selbst die Kollegen von der New York Times haben bei ihrem Besuch in Zürich über die Bahnhofstrasse hinaus geblickt und geben in ihrem beliebten Travel-Guide 36 Hours in Zurich alternative Tipps, die Spass, aber nicht arm machen. Da wir als Locals auch nicht in der Finanz-, sondern in der Medienbranche arbeiten, werden wir notgedrungen erfinderisch.
Ein Wochenende in Zürich – geht das nicht auch günstiger?
Ja, Zürich geht auch low-budget, sogar so gut, dass wir die 10 Tipps der New York Times um 10 bessere Insidertipps bereichern. Wir drehen dann mal frech an Zürichs Uhren und starten am Freitagnachmittag gleich durch.
10 budgetfreundliche Ausgangs- und Kulturtipps für ein Wochenende in Zürich
Kunst läuft bei uns
1 Unser Zürich-Wochenende startet im Zentrum. Ein Bummel durch die Altstadt, an der Limmat entlang, rüber zum Bürkliplatz, den Alpenblick aufsaugen und vielleicht noch schnell die Bahnhofstrasse grüssen. Zürich hat eine unvergleichbare Architektur, die von Künstlern und Kultur gleichermassen geprägt ist. Und die weltberühmten Chagall Fenster im Frauenmünster kann man ganz umsonst bewundern. Wenn das Sonnenlicht durch sie hindurch Lichtspiele an die raue Wand des Münsters zaubert, verliert man jedes Gefühl für Zeit und Raum.
Wenn es euch dann noch ins Museum zieht...
Kunst-Tipp der NY-Times: Kunsthaus Zürich - Eintrittspreis 25 CHF
Unser Low-Budget-Tipp: Le Corbusier Haus - Eintrittspreis 12 CHF
Auf zur Höschgasse ins Le Corbusier Haus! Dieses Haus ist ein Gesamtkunstwerk, einzigartig auf der Welt und mit 12 Franken Eintritt eine tolle Alternative zum Kunsthaus.
Winner, winner, chicken Dinner
2 Die New Yorker zieht es danach zum Dinner ins Maison Manesse. Den Zürcher Normal-Bürger trifft man hier aber eigentlich nur, wenn es einen besonderen Anlass zu feiern gibt. Das Essen dort ist phänomenal, doch vor allem für Nicht-Schweizer auch phänomenal teuer. Menüpreise starten ab 130 Franken pro Person, nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt.
NY-Tipp: Masion Manesse - ab 130 CHF
Unser Tipp: Josef - zwei Teller ab 38 CHF
Wir wagen lieber das Abenteuer moderne Küche im Josef im angesagten Kreis 5. Hier wird das Prinzip Hauptgericht über den Haufen geworfen. Es gibt einfach keins, viel mehr kann man verschiedene Gerichte beliebig kombinieren. Hier wird dann auch nicht nach Gericht, sondern nach Teller abgerechnet. Für 38 Franmken bekommt man zwei Teller nach Wahl. Aber auch im Josef kann man mit 67 Franken aufs Ganze gehen und bekommt dafür:
Bild: Restaurant JOSEF
DAS JOSEF MENU (keine Versalien)
- Ceviche vom King-Fish mit Orange, Ananas und Avocado
- Onsen-Ei mit Stachys, Maniok und Petersilienwurzel
- Gebratener Kabeljau mit Lauchcreme, "Romanescu-Sauce" und Romanesco
- Hohrücken vom Jung-Bullen mit Schwarzwurzelpüree, Carciofini und Nussvinaigrette
- Hagebuttensuppe mit Buttermilch-Orangenglace und Mandelhüppen
Fein!
Bargeflüster
3 Die Xenix Bar ist ein toller Tipp von der New York Times, das Bier gibt es schon am 4,50 Franken. Das Angebot des angeschlossenen Kinos reicht von Indie, Klassik und Vintage bis hin zu Dokumentarfilmen. Aber für die meisten auch ein bisschen zu hipster. Wir gehen in die Bar 63 an der Rolandstrasse oder die Old Crow Bar an der Schwanengasse. Hier kann man mit Hammer-Cocktails den Abend in nettem Ambiente ausklingen lassen. Zumal im Sommer der Züri-See zu einer riesigen Bar wird und es keinen in die Bar zieht. Man schnappt sich eine Flasche Wein oder einen Sixpack Bier vom Kiosk oder Supermarkt und versucht ein freies Plätzchen am See zu ergattern. Am See geben mehr oder weniger talentierte Musiker und Strassenkünstler sich die Klinke in die Hand. Ein beispielloses Spektakel.
NY-Tipp: Xenix Bar, das Bier gibt es hier ab 4,50 CHF
Unser Tipp: Old Crow Bar oder Bar 63
Das Bier in der Bar 63 und der Old Crow Bar ist mit 6 CHF zwar teurer als in der Xenix Bar, dafür kriegt man im Old Crow aber beispielsweise auch Bier-Cocktails. Schon mal Limmat-Wasser getrunken? Ein Old Crow Bier-Cocktail aus Limonensaft, Apfellikör, blauem Curacao und natürlich Bier.
Der Tag danach
4 Frisch und munter startet die New York Times gleich mit Shopping im Frau Geroldsgarten in den Tag. Die Geroldstrasse mit ihren Box-Park-Läden ist ein guter Tipp für alle die Pop-up Stores und Vintage Shopping lieben. Allerdings gönnen wir uns vorher lieber noch im Babu’s Bakery & Coffeehouse ein kleines Frühstück.
NY Tipp: Die Amerikaner lassen das Frühstück aus
Unser Tipp: Babu's Bakery & Coffeehouse
Schade, denn im Babu’s gibt es hausgemachte Kuchen ab 4 Franken, feine Bagel oder fluffiges Rührei ab 7 Franken und dazu noch ein liebevoll eingerichtetes Café im Shabby Chic.
Bild: Frau Gerolds Garten AG
Shop till you drop
5 Die NY-Kollegen shoppen derweil kräftig weiter und sind auch schon bis zum Viadukt gekommen. Eine alte umgebaute Brücke unter der sich Pop-up Stores und eine Markthalle eingerichtet haben. Die ganze Gegend um die Europaallee wird immer interessanter, viele neue Läden in verschiedenen Preissegmenten siedeln sich hier an. Hier findet jeder Geldbeutel das passende Souvenir, in sofern ein toller Shopping-Tipp.
Bild: Viadukt von Nelly Rodriguez
Zum Lunch zieht es die Journalisten der New York Times dann in das Restaurant Markthalle. Sie lassen hier für eine Bratwurst mit Sauce 20 Franken liegen. Dabei ist das In-Lokal Maison Blunt quasi gleich um die Ecke.
NY-Tipp: Restaurant Markthalle - Lunch von 19 CHF bis 33 CHF
Unser Tipp: Masion Blunt - Lunch ab 17 CHF
Bild: Masion Blunt
Wir gehen zum Lunch ins Szenelokal Maison Blunt und wählen aus vier täglich wechselnden Mittagsmenüs die geschmorten Süsskartoffeln mit gratinierten Chevre an Vinaigrette für 17 Franken aus. Im Preis inbegriffen ist ein Salat oder die Tagessuppe.
In anderen Sphären
6 Die New Yorker haben noch nicht genug geshoppt und lassen sich im Concept Store Kitchener Plus von den Werkzeugen kulinarischer Kunst inspirieren. Danach geht es noch in den nahegelegenen Westflügel zur Photo-Ausstellung. Uns zieht es hingegen ins sphères, die urbane Oase des Zürcher Westend. Das Sphères ist zugleich Bar, Buchhandlung und Bühne. Am besten man holt sich an der Bar ein Bier oder ein Glas Wein und lässt sich überraschen. Denn hier erwarten dich Lesungen, Diskussionen, Kunst, Cabaret, Spiel und Performance, Film und Konzerte unterschiedlichster Art.
NY-Tipp: Kitchener Plus und Westflügel - beides kostenlos sofern man sich vom Kaufen abhalten kann.
Unser Tipp: Sphères
Kultur im Sphères - Der Kaffee oder das Bier sind gut investierte 5 Franken, die natürlich auch kein Muss sind. Hier bekommt man jedoch einiges geboten. Wer den Füssen und sich selbst einfach nur eine Pause gönnen möchte, schnappt sich ein Buch und verweilt darin.
Dinner delight
7 Die Kollegen sind mittlerweile auch auf das Josef gestossen und essen heute dort zu Abend. Wir dinieren heute chic im Belvoir Park Restaurant. Stillvol und prächtig kann man hier ein Zürichgeschnetzeltes oder ein SwissPrim-Rind an Hennessy Sauce geniessen. Ladies Cut vom rosa gebratenen Ofen-Roastbeef mit Kartoffel-Gratin und Marktgemüse, dazu Meerettich-Schaum und ein bisschen River Salt. Das schmeckt 5-Sterne fein, so dass der Preis von 46 Franken fast geschenkt ist.
Im Sommer unbedingt einen Platz auf der Terrasse ergattern und den idyllischen Park mitten in der Stadt geniessen. Wer nur was für den kleinen Hunger sucht, trotzdem nicht auf das tolle Ambiente verzichten möchte, geht einfach ins Belvoir Park Bistro.
NY-Tipp: Das Josef und das sehen wir ganz genauso
Unsere Tipp: Restaurant Belvoir Park
Wer sich in Zürich den Gaumen verwöhnen lassen möchte tut das am Besten im Belvoir Park Restaurant. Hauptgänge starten ab 30 Franken, stilvolles Ambiente und überragender Service inbegriffen.
Cherry meets Mary
8 Danach wird es für die New Yorker schon Zeit für einen Absacker in der Bar des Hotel Rivington & Sons, auch das Clouds wird empfohlen. Die beiden Bars passen super zu unserem Dinner. Wir verziehen uns derweil ins Hiltl und warten mit einem Cherry meets Mary mit Vodka, Karottensaft und Ingwer darauf das der Abend erst richtig los geht.
NY-Tipp: Clouds und die Bar des Rivington & Sons, die Cocktails liegen preislich gleich auf, aber unter 20 CHF gibt es nur jungfräuliche Cocktail-Varianten.
Unser Tipp: Hiltl - Cherry meets Mary 14 CHF
Bild: Hiltl AG
Hiltl an der Shilstrasse, zum einen weil das Hiltl zu Zürich gehört wie der Topf auf den Deckel und zum anderen weil man hier tolle Cocktails wie den Cherry meets Mary für 14 Franken bekommt.
Wir haben kein Jet-lag
9 Die Berufsgenossen haben wohl Jet-Lag und verziehen sich nach dem Bar-Check ins Hotelbett. Wir sitzen derweil im Restaurant Hiltl und warten, dass die Party endlich losgeht. Beat für Beat wird die Musik lauter, der Laden voller, bis der Moment gekommen es und es kein halten mehr gibt. Dann wird zu Black Music oder Deep House getanzt bis der morgen kommt.
NY-Tipp: Die New Yorker haben die Party ausgelassen und sind schon im Bett.
Unser Tipp: Tanzen im Hiltl! Eintritt kostet 30 CHF, wer vorher bereits im Restaurant gegessen hat, zahlt keinen Eintritt mehr.
Stadtsommer
10 Während der Sommermonate ist Zürich ein Traum. Ob Picknick am See oder lustige Badi-Nachmittage die bis spät in die Nacht ausarten. Besonders im Sommer kann man in Zürich mit wenig Geld viele coole Sachen anstellen. Was man trotzdem nicht auslassen sollte ist ein Besuch der Badi-Bars. Im Rimini am Schanzengraben lässt man es locker angehen und relaxed mit kühlen Drinks zu coolen Preisen auf orientalischen Kissen. Die Frauenbadi an der Limmat wird am Abend zur barfussbar, und ja Schuhe bekommen hier keinen Einlass. Aber was gibt es schöneres als an einem sommerlichen Sonntagnachmittag barfuss zu tanzen bis die Sterne über Zürich anfangen zu leuchten?
Eintritt Badi: 8 CHF
Eintritt Sonntags-Party: 16 CHF, dafür geht man hier aber auch sicher nicht mehr so schnell weg
Titelbild: gato-gato-gato via Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)