Single (24), weiblich, sucht nichtAre you Single? No, I'm Album!
Ja, ich bin Single und ganz ehrlich; ich liebe es! Warum das so ist, und wir alle mal gewisse Vorstellungen und den gesellschaftlichen Druck hinterfragen sollten.
«Du gehst ganz alleine in die Ferien? Was machst du denn da? Sitzt du dann alleine beim Abendessen?» Ja, ja und nochmals ja. Genau das tue ich, und ich liebe es. Ich lebe übrigens auch alleine, schlafe (meistens) alleine in meinem Bett, gehe alleine in Museen oder ins Kino, und mache auch noch ganz viel anderes alleine – Applaus!
Ich war zwar nicht mein ganzes Leben lang Single und werde es wahrscheinlich auch nicht für immer bleiben, aber ich geniesse es in vollen Zügen und bemühe mich auch nicht, irgendetwas daran zu ändern. Tinder und Co.? Schiess mir lieber in den Kopf. Immer öfters beobachte ich, dass es sich meine Mitmenschen zum Lebensziel machen, ihre «zweite» oder noch grandioser ihre «bessere» Hälfte zu finden.
Doch warum ist diese veraltete Vorstellung der Zweisamkeit, in der Zeit in der wir Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Emanzipation grösser schreiben als je zuvor, so eingebrannt in unseren Köpfen? Klar, wir Menschen sind Rudeltiere. Ein Rudel habe ich – ein Rudel aus grossartigen Individuen. Doch wer hat es zum Ziel gemacht, diese eine Person zu finden? Diese Vorstellung setzt uns alle einem unnötigen Stress aus und beschert uns eine verdammt hohe Scheidungsrate.
Nochmals zurück zu den Hälften. Die nerven mich, neben all den erschrockenen Gesichter über meinen Beziehungsstaus und die Hinweise auf das tickende Ührchen, nämlich am meisten.
Bist du wirklich eine Hälfte? Fehlt dir was? Hast du was alleine nicht im Griff? Wenn du all diese Fragen mit «Ja» beantworten musst, solltest du genau jetzt deine Sachen packen, auf eine einsame Insel reisen und dir mal ganz intensiv Gedanken zu dir selbst machen. Kein Mensch auf dieser Welt braucht eine Ergänzung in Form einer anderen Person. Warum also investieren wir unsere Zeit statt in Tinder-Swipes nicht in den Prozess zu einem wundervollen Ganzen heranzuwachsen, um dann das Gefühl der unabhängigen Vollkommenheit geniessen zu können?
Ich bin stolz, dass ich jede dieser Fragen mit einem fetten und selbstbewussten «Nein» beantworten kann.
Ich kam, 1995, alleine und werde irgendwann genauso alleine wieder gehen. Was dazwischen passiert überlasse ich dem Zufall oder vielleicht auch dem Schicksal – denn alleine sind wir nie und gleichzeitig immer.
Titelbild: Instagram/@leila.alder Collage: @vanessa.votta