Frauen, die uns inspirierenKennt ihr schon Sarah Baadarani?

Die Londonerin mit libanesischen Wurzeln designt seit neun Jahren Kleidung, die Ost und West gekonnt zusammenbringt: Im Interview verrät sie uns mehr über ihre Designs, was ihr an der Schweiz gefällt und warum der Libanon gerade jetzt Unterstützung braucht. 

Femelle

Romantische Feminität gepaart mit geometrischer Schlichtheit: Die englische Designerin Sarah Baadarani bringt dank ihres Londoner Backrounds und ihrer libanesischen Wurzeln östliche Eleganz mit westlicher Moderne zusammen.

Die Designs zeigen dabei zwar Haut, aber nicht zu viel und an überraschenden Stellen. Genau diese Mischung brachte Baadaranis gleichnamiges Label bereits ein Jahr nach dessen Lancierung auf den Laufsteg der Londoner Fashionweek und als Special Fashion Act auf die Bühne der Energy Fashion Night im Zürcher Hallenstadion.

Derzeit engagiert sich die Designerin zudem für ihr kulturelles Erbe: Als vor wenigen Monaten Explosionen Teile von Beirut zerstörten, gründete sie kurzerhand die non-profit Organisation «Creatives for Lebanon» – damit die libanesische Kreativität nicht verschüttet bleibt.

Nach den Explosionen in Beirut am 4. August, hast du die Organisation «Creatives for Lebanon» mitbegründet; welche Ziele verfolgt ihr?

Genau. Ich und acht andere Gründer haben Creatives for Lebanon gegründet, um nach den schrecklichen Explosionen die libanesische Diaspora zusammenzubringen. Mit der Verwirklichung von Initiativen, die zur Unterstützung und zum Wiederaufbau unserer Gemeinschaft im Libanon beitragen, wollen wir neben humanitärer Hilfe auch den dynamischen kreativen Sektor fördern. Unser Ziel ist es, das Gespräch und den Austausch von Wissen, Ressourcen und Fachwissen innerhalb der Diaspora zu begünstigen, damit Ideen und Konzepte in erfolgreiche Initiativen umgesetzt werden können.

Looks der Designerin

Looks aus Baadaranis aktueller Kollektion.

Wie kam es zur Umsetzung der Initiative?

Das Team besteht aus kreativen Köpfen der Branche. Wir sind alle libanesischer Herkunft, wodurch jeder von uns über bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse des Landes verfügt und weiss, wie man sich am besten im Libanon zurechtfindet. Als Freunde und durch Freunde von Freunden kamen wir schnell zusammen und durch regelmässige Zoom-Meetings – wir befanden uns ja alle im Lockdown – war die Kommunikation schnell und effektiv. Wir haben unsere Kräfte gebündelt und konnten uns auch dank unserer persönlichen Netzwerke sofort mobilisieren. Bisher war es ein grosser Erfolg. Es ist unglaublich ermutigend mitzuerleben, wie sich die Unterstützung unserer kreativen Gemeinschaft aus der ganzen Welt zusammengeschlossen hat – wofür wir sehr dankbar sind.

Inwiefern wirken sich deine libanesischen Wurzeln auf deine Designs aus?

Frauen haben mich in meinem Leben immer am meisten inspiriert – deshalb beginnt für mich alles beim Menschen. Der Libanon an sich war für mich aber auch immer eine grosse Inspiration. Er ist verführerisch, lebendig, voller Charme und hat ein unglaubliches kulturelles Erbe. Ich denke, dass meine libanesischen Wurzeln in Verbindung mit dem Aufwachsen im Westen eine einzigartige Sicht und Verständnis für das gegeben haben, was oft als zwei sehr gegensätzliche Enden des Modespektrums angesehen wird. Anstatt sie als unvereinbar zu betrachten, versuche ich, Wege zu finden, wie ich sie zusammenbringen kann. Oft habe ich festgestellt, dass das eine das andere ergänzt, und das empfindliche Gleichgewicht, das ich in meine Linien einfliessen lasse, neigt dazu, sie noch mehr zu betonen, als wenn sie für sich alleine stehen würden. Ich würde den Geist und die Sinnlichkeit, die in meiner Kleidung zu finden sind, durchaus meiner libanesischen Herkunft zuschreiben.

Looks der Designerin

Das Gleichgewicht von Baadaranis libanesischen Wurzeln und westlicher Eleganz, findet sich auch in ihrer aktuellen Kollektion.

Für wen designst du deine Kreationen?

Ich entwerfe Kleidung, die zeitlos und dennoch relevant für die Gegenwart und die moderne Frau ist. Die Stücke, in die meine Kundin investiert, werden sie für eine lange Zeit begleiten. Somit entwerfe ich für jede, die sich ihres Stils bewusst ist. Wer meine Kleidung trägt, soll ihr «Leben» einhauchen und jemand sein, deren dezentes Selbstbewusstsein und Charme die eigene Schönheit übertrifft, um sie dadurch noch zu verstärken. Sie ist jemand, die einem wegen ihrer subtilen Sinnlichkeit und Intelligenz in Erinnerung bleibt, wenn man ihr begegnet.

Du warst vor einigen Jahren internationaler Special Act an der Energy Fashion Night im Hallenstadion Zürich; welche besonderen Erinnerungen hast du an den Abend?

Ich habe mich so gefreut, als Yannick Aellen und das Team der EFN uns eingeladen haben. Es war für mich das erste Mal auf einer internationalen Bühne und eine grosse Ehre, unter den etablierten Marken und Talenten neu und aufstrebend zu sein – es ist bis heute definitiv eines meiner Karriere-Highlights. Das Beste war die Energie, die sich zwischen uns allen und über den ganzen Ort ergossen hat. Und wie Karolina Kurkova unsere Show abschloss, ist auch eine schöne Erinnerung an den Abend – sie war sehr süss und ich war überwältigt davon, wie unglaublich schön sie körperlich und auch menschlich war. Ein weiterer sehr stolzer Moment war, als ich meine Kollektion live auf der Bühne sah, während Duran Duran mit Simon Le Bon live die Show begleitet haben – ich höre seine Stimme noch heute und sie wirkt noch immer surreal.

Was die Schweiz selbst betrifft, so reisen meine Gedanken eigentlich immer dorthin, wenn das Leben in London zu chaotisch wird. Die Schweiz ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend, ein tatsächlicher Hauch von frischer Luft. Ich bin fasziniert von der Naturschönheit und der unglaublichen Verbundenheit der Menschen mit ihr und ihrem Respekt für das Land.

Titelbild: zvg Sarah Baadarani

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