Harte ZeitenWie Corona die Modeindustrie verändert hat

Corona hat viele Bereiche des Lebens verändert. Die Modebranche wurde dabei besonders hart getroffen. Welche Veränderungen und Konsequenzen den stark betroffenen Betrieben nun drohen.

Kleiderstange in einem Schaufenster

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ass Corona viele Bereiche des Lebens verändert hat, ist den meisten Menschen bewusst. Einige Bereiche wurden von der Pandemie jedoch besonders getroffen: Die Modebranche gehört dazu, denn als Corona eintraf, war die Sommermode frisch in den Lagern. Doch welche Veränderungen ergaben sich daraus und welche Konsequenzen drohten oder drohen den stark betroffenen Betrieben?

Mode eine der stark betroffenen Branchen

Die wenigsten Branchen waren oder sind gar nicht von Corona betroffen. Doch es ist unbestritten, dass einige Bereiche schier brachlagen und auch nun noch nicht das Tal überwunden haben. Einige Beispiele:

Mode

Die Modewelt ist sehr kurzlebig. Durch die Schliessung der Geschäfte in ganz Europa konnte der fehlende Abverkauf nicht aufgefangen werden. Zudem war bereits die Frühjahrs- und Sommermode in den Lagern sowie in den Verkaufsräumen. Der Abverkauf dieser Artikel lässt sich nicht nach hinten verschieben. Dazu kommt, dass die Modebranche grundsätzlich schon etliche Monate im Voraus agiert. Während die Frühjahrsmode in den Regalen lag, waren längst die Bestellungen für Herbst/Winter, wenn nicht gar das nächste Frühjahr draußen. Natürlich belastet die Krise nicht allein die Geschäfte, die nur die vorderste Front bilden.

Veranstaltungsbranche

Vom Jahrmarktaussteller über Tontechniker bis hin zu Bühnenbauern und Künstlern. Die Veranstaltungsbranche ist selbst jetzt noch kaum existent, da viele Beschränkungen weiterhin bestehen. Auch die Musikbranche musste sich verändern und hat mit virtuellen Events tolle Alternativen gefunden.

Gastronomie und Hotelgewerbe

Sicherlich wurden Gastronomen während der Coronakrise kreativ und auch Hotels boten kreative Ideen. Dennoch sind die Einbussen enorm und es wird für Deutschland gemutmasst, dass jeder dritte Betrieb in dem Bereich Insolvenz anmelden könnte. Genaue Schweizer Zahlen liegen noch nicht vor. 

Es liessen sich noch weitere Branchen aufführen. Coiffeurs, Maniküresalons, Wellnessangebote, der Tourismus – sie alle können als weitere Beispiele dienen.

Wie sehen die Veränderung in der Modeindustrie aus?

Mitunter offenbaren sich Veränderungen sehr deutlich. In vielen Einkaufspassagen öffneten Modegeschäfte nach dem Lockdown schlichtweg nicht mehr. Selbst große Ketten und Label mussten Insolvenz anmelden oder standen und stehen kurz davor. Aber warum ist die Modewelt so stark betroffen?

  • Kreislauf – die Modewelt durchlebt zwei Zeitlinien. Die eine wird vom Kunden gesehen, wenn dieser ein Geschäft betrifft. Passend zur Jahreszeit wird die Mode des nächsten Zyklus präsentiert. Die andere Zeitlinie läuft intern ab. Wenn ein Geschäft die Sommermode präsentiert, hat es längst schon die Wintermode oder kommende Frühjahrsmode in Auftrag gegeben. Durch Corona entstanden hier erhöhte Kosten, denn die Einnahmen fehlten, die Bestellungen für die kommenden Jahreszeiten müssen aber bezahlt werden, da sie den Fortbestand des Geschäfts bedeuten.
  • Haltbarkeit – Mode ist unglaublich kurzweilig. Während ein Weinhändler den guten Wein durchaus sechs oder zwölf Monate später präsentieren und zum Normalpreis verkaufen kann, ist Mode in vielen Bereichen dann schon veraltet. Es ist den Geschäften also nur bedingt möglich, aus der durch Corona liegen gebliebenen Ware Gewinn zu schlagen.
  • Kosten – gerade Modegeschäfte sind auf eine hohe Laufkundschaft angewiesen. Somit liegen die Geschäfte in zentralen Lagen und häufig in renommierten Einkaufszentren. Das bedingt hohe Pachtkosten, die natürlich auch während Corona weiterliefen, wenngleich sie teilweise aufgeschoben werden konnten.

Die Modeindustrie gehört zu den Branchen, in denen das Internet zwar deutlich Fuß fassen konnte, doch der Spontaneinkauf einen erheblichen Anteil des monatlichen Gewinns ausmacht. Viele Käufer schätzen es, in das Geschäft zu gehen, die Stücke nicht nur anzusehen, sondern sie anzufassen. Spontankäufer bummeln gerne in der Mittagspause oder am Abend durch die Geschäfte und kaufen ein Stück, weil sie sich »Hals über Kopf« in es verlieben. Dieses Erlebnis kann der Onlinehandel natürlich nicht bieten. Dennoch gab es durch Corona einen Schwung:

  • Notwendigkeiten – Corona brachte zu der Zeit alles zum Erliegen, als sich die Bürger langsam mit luftiger Sommermode befassten. Die notwendigen Einkäufe wurden natürlich nun online durchgeführt. Doch ist es teilweise auffällig, dass sich die Einkäufe auf notwendige Kleidungsstücke, aber nicht das Spontanstück beziehen.
  • Neue Shops – gerade kleine Boutiquen litten und leiden unter Corona. Viele von ihnen beschäftigten sich nun aber zum ersten Mal mit einem Onlineshop und erstellten ihn. Hierdurch kamen regional sogar attraktive Ideen auf: Einige kleinere Shopbetreiber aus unterschiedlichen Bereichen taten sich zusammen und bildeten im Onlineshop praktisch ihre Einkaufspassage ab. Durch die Zusammenarbeit gewannen sie Kunden der anderen Händler, sie sparten Versandkosten und profitierten voneinander, statt wie in der Einkaufspassage nebeneinander zu arbeiten.

Ein großes Problem für die Modebranche ist beim Onlineangebot natürlich das fehlende Anprobieren, was wiederum zu vielen Rücksendungen führt. Shopbetreiber müssen sehr genau auf die Größenangaben ihrer Anzeigen achten, denn die Retouren sind enorm. Und das bedeutet:

  • Umwelt – für die Umwelt sind die Retouren eine weitere Belastung, da die Pakete mehrfach transportiert werden müssen.
  • Kosten – Retouren müssen vom Händler getragen werden. Einige Händler und Marken leiden massiv darunter, da ihre Kunden oft Kleidungsstücke mehrfach in mehreren Größen bestellen, alles anprobieren und das beste Stück behalten – alles andere geht zurück.
  • Preisreduktion – retournierte Stücke können meist nicht mehr als Neuware verkauft werden. Da es immer wieder geschieht, dass Kunden Stücke einen Tag lang tragen und danach zurückgeben, sind diese Kleidungsstücke nicht mehr normal verkäuflich. Der Händler leidet also doppelt.

Tom Tailor, Hiltl und Picard sind nur wenige Beispiele aus der Modebranche, die zuletzt Insolvenz anmelden mussten. Andere mussten die Rettungsschirme der jeweiligen Länder schlüpfen. Ob allerdings jede Insolvenz direkt mit Corona in Zusammenhang steht, muss hinterfragt werden. Gerade bei einigen Modehäusern war Corona wohl nur noch der letzte Paukenschlag.

Frau mit Einkaufstüten

Die Krise hat in der Modebranche für einen echten Schub hin zu mehr Digitalisierung gesorgt. Immer mehr Anbieter eröffnen eigene Online-Shops. Bildquelle: @ Freestocks / Unsplash.com

Fazit – die Modewelt lichtet sich

Nach dem Konkurs einiger Label und Häuser wird die Modewelt ein wenig kleiner. Doch ob sich künftig große Veränderungen im internen Bereich ergeben oder die »Fast Fashion«, die die Unverkäuflichkeit von älterer Mode bedingt, überdacht wird, muss die Zukunft zeigen. Der Onlinehandel floriert im Modebusiness zumindest relativ gut, wobei es auch hier deutliche Hürden gibt, die letztendlich wieder den Händlern schaden.

Titelbild: Hannah Morgan / Unsplash.com

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