STAR-VISAGISTIN BEA PETRI«Nirgends wird so gelogen, wie in der Kosmetikindustrie»
Sie zählt nicht nur zu den bekanntesten Visagistinnen der Schweiz, sondern auch zu den sympathischsten. Umso mehr freuen wir uns, dass Bea Petri allen unseren Usern in Beautyfragen Rede und Antwort steht. Aber vorher haben wir die aktive Business-Lady zum Gespräch über falsche Schönheitsversprechen, unliebsame Promis und ihr ganz persönliches Beautygeheimnis getroffen.
Der Weg ist das Ziel, in diesem Fall der Umweg. Bevor die heute so erfolgreiche Visagistin und Unternehmerin Bea Petri ihre Laufbahn als Make up Artistin und Inhaberin der Schminkbar beginnt, schliesst sie auf Wunsch ihrer Eltern eine Ausbildung zur Apothekenhelferin ab, um später im Familiengeschäft mitzuarbeiten. Gerne wollte Bea Petri Menschen helfen sich besser zu fühlen, aber nicht unbedingt mit Pillen, sondern mit dem Pinsel. Doch die Eltern hatten damals kein Verständnis für den Berufswunsch ihrer Tochter.
Sie verliebt sich und heiratet einen Apotheker aus Muri bei Bern. Das Schicksal scheint schon besiegelt, doch dann scheitert die Ehe. So etwas nennt man wohl Glück im Unglück, denn Bea Petri schöpft den Mut nochmals ganz von vorne anzufangen. Sie bewirbt sich auf eine freie Stelle als «Schminkerin» für das TV-Studio im Bundeshaus Bern und wird genommen. «Mein persönlicher Lottogewinn», sagt sie heute.
Neu! Beauty-Talk mit Bea Petri auf Femelle.ch
Sie hat schon so manchem Promi das Näschen gepudert. Star-Visagistin Bea Petri beantwortet ab sofort jede Woche neu Ihre Beautyfragen auf feminleben.ch. Fragen dürfen Sie dabei alles, so lange Sie, die Antwort auch vertragen können. Denn Bea Petri ist bekannt dafür, immer ehrlich ihre Meinung zu sagen.
Richten Sie Ihre Fragen bitte per Mail an: redaktion@Femelle.ch
Wer aber weiss, dass die alleinerziehende Mutter Tag und Nacht arbeiten musste, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, glaubt weniger an Glück, sondern an Leidenschaft. Und die schien sich zu übertragen. Denn nach dem Engagement im Bundeshaus folgten unzählige Aufträge für Spielfilme, Theaterproduktionen, Fernsehshows und damit auch das ein oder andere berühmte Näschen, das von Bea Petri nur zu gern gepudert sein wollte. Der Rest ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte und Bea Petri heute längst nicht mehr im weissen Kittel, sondern als «Schminkerin der Nation» bekannt. Mit welchen Promis sie am liebsten zusammen gearbeitet hat und welche bekannte Sängerin sie nie wieder schminken will, verriet sie uns persönlich im Interview.
Als Visagistin haben Sie tagtäglich mit Kosmetik zu tun. Welche Bedeutung hat Schönheit für Sie?
Schönheit heisst für mich, sich zu pflegen, sich etwas Gutes tun, bewusst zu leben ohne zu verzichten, oder einfach sein Leben zu geniessen. Leider kommt der Begriff oft kitschig und abgedroschen daher.
Trotzdem streben wir alle danach. Wie sehen die typischen Wünsche Ihrer Kundinnen aus?
Viele Frauen haben Probleme mit dem Altern - verständlicherweise! Es ist schwierig, das Altwerden einfach so hinzunehmen. Die Kundinnen sind dann glücklich, wenn sie mit wenig Aufwand ein frischeres und besseres Aussehen erreichen und dadurch ihr Selbstwertgefühl steigern können. Wenn das nach einer Behandlung bei der Kundin ankommt, habe ich meinen Job richtig gemacht.
Was machen Sie, wenn eine Kundin zu Ihnen kommt und ein Make-up oder Styling wünscht, das gar nicht zu ihr passt?
Ich versuche auf die Kundinnen einzugehen. Geschmack ist eine persönliche Angelegenheit, den ich nicht verändern will. Das steht mir auch gar nicht zu. Ich zeige ihnen aber gerne, dass es noch andere Stylingtipps und -tricks gibt, mit denen sie sich vielleicht noch besser fühlen.
Sie sind bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ist das nicht manchmal von Nachteil in Ihrer Branche, zumal die Kosmetikindustrie ja vor allem von Illusionen und dem Schein der ewigen Schönheit lebt?
Ich war in dieser Beziehung immer ehrlich und zum Glück nie abhängig von einer Kosmetikfirma. Ich bin der Meinung, dass nirgends so gelogen wird, wie in der Kosmetikindustrie! Jung bleiben kann man nicht mit einer speziellen teuren Crème und schon gar nicht kann diese in drei Wochen Falten bis zu 90 % reduzieren. Aber solchen Unsinn erzählt uns die Kosmetikwerbung.
Ewig schön und jung, das müssen vor allem auch sehr viele Promis sein, wenn sie vor der Kamera stehen. Vielen dabei geholfen, haben sie als Maskenbildnerin. Wurden Sie dabei häufig mit Starallüren konfrontiert?
Promis sind Profis, sie sind hochanständig und korrekt.
Haben Sie einen Lieblingspromi, mit dem Sie immer wieder gerne arbeiten würden?
Ich arbeite sehr gerne mit Schweizer Schauspielerinnen und Schauspieler, von denen viele mittlerweile gute Freunde geworden sind - mit ihnen fühle ich mich wohl.
Gibt es auch Promis mit denen Sie nie wieder zusammenarbeiten möchten?
Ich hatte eine negative Erfahrung mit Nena. Mit ihr möchte ich nicht mehr arbeiten, weil sie mein Team schlecht behandelt hat.
Bea Petri leitet die Schminkbar gemeinsam mit ihren Töchtern Lia und Kim.
Wie wird man überhaupt Star-Visagistin?
Das macht die Presse aus einem. Ich bin kein Star, sondern eine Handwerkerin, die ihren Beruf und die Menschen liebt und immer sehr viel gearbeitet hat. Man nennt mich Star-Visagistin, weil ich durch meine Arbeit hinter, aber auch häufig vor der Kamera bekannt geworden bin. Zum Beispiel wegen meiner Sendung «Bea's Box», die auf Tele Zueri ausgestrahlt wurde. Ich war auch im Expertenteam der Styling-Show «Cinderella» mit Michelle Hunziker oder für Sat 1 in der Sendung «People» für das richtige Make-up verantwortlich.
Von den Promis zu Ihrem Erfolgskonzept. Ihre Idee Kosmetik mit Barfeeling in der «schminkbar» zu kombinieren, kommt gut an. Wie sind Sie darauf gekommen?
Aus eigenem Bedürfnis. Ich habe viel und hart als Maskenbildnerin für Spielfilme im In- und Ausland gearbeitet. Als Ausgleich suchte ich immer wieder erholsame Orte, wo ich mich ohne Anmeldung, ohne mich auszuziehen, duschen oder die Haare trocknen zu müssen, erholen konnte. In der Schweiz habe ich keinen solchen Ort gefunden. Mit den Erfahrungen aus meinen Auslandsreisen in die USA und Thailand konnte ich mir dann meine Traum-Wellness- und Beautyoase zusammenbasteln. Aus Amerika nahm ich den praktischen Teil und aus Thailand den schönen. Für mich war klar, dass die Kombination sich Gutes zu tun und sich verwöhnen zu lassen mit Essen und Trinken ergänzt werden musste.
Nachdem Sie selbst aus dem Familiengeschäft erst mal mühevoll ausbrechen mussten, haben sie die schminkbar zusammen mit Ihren beiden Töchtern gegründet. Wie kam es dazu? Und ist das nicht manchmal schwierig?
Meine Tochter Lia ist ausgebildete Hotelière. Ich fragte sie, ob sie die Bar betreiben wolle und sie stimmte zu. Meine Tochter Kim und ich teilen sogar die gleiche Leidenschaft, das Make-up. Kim ist eine hervorragende Make-up-Artistin und Kosmetikerin. Heute sind beide Töchter in der Geschäftsleitung und natürlich ist es nicht immer einfach sowohl Mutter als auch Chefin zu sein. Manchmal haben wir verschiedene Meinungen und da gibt es eben auch Unstimmigkeiten, aber wir haben gelernt miteinander zu sprechen und vor allem uns gegenseitig zuzuhören.
Es scheint die Petri-Familie ist ein eingespieltes Team. Denn das schminkbar-Konzept ist so erfolgreich, dass es mittlerweile in dreifacher Ausführung in Zürich vertreten ist. Und So verwundert es auch nicht, könnte Bea Petri ihre Karriere noch einmal durchlaufen, dass sie alles genauso machen würde, wie beim ersten Mal. Zum Abschluss konnten wir der Top-Visagistin übrigens noch ihr ganz persönliches Beautygeheimnis entlocken. Ihr Tipp: «Möglichst oft Ferien machen!»
Bea Petri gibt junge Menschen in Afrika eine Perspektive
Seit 2008 engagiert sich die Maskenbildnerin für die Ausbildung junger Menschen in der afrikanische Stadt Ouagadougou in Burkina Faso. Dort half sie zunächst 12 jungen Frauen eine Ausbildung in Kosmetik und Maskenbild zu absolvieren. Daraus ergab sich ein nachhaltiges Engagement, denn Bea Petri unterstützte die Weiterentwicklung der Schule für Schneiderinnen und Schneider und Kosmetikerinnen sowie den Aufbau eines neuen Ausbildungszentrums. Dank ihrem Engagement für die Ärmsten dieser Jugendlichen Burkinabèes, konnten schon weit über 80 junge Menschen eine Ausbildung in den Bereichen Mode, Kosmetik, Coiffure und Maskenbild absolvieren und eine berufliche Perspektive finden. (weitere Infos unter nasmode.com)
Für ihr grossartiges Engagement in Afrika und ihr einzigartiges und erfolgreiches unternehmerisches Konzept der Schminkbar wurde Bea Petri mit dem «Vevue Clicquot Buisness Woman Award 2012/13» ausgezeichnet.
Text: Katharina Kehler, 30.05.2012