InterviewDas neue 40: Interview mit den Autorinnen

In ihrem Buch Das neue 40 beschäftigen sich die Autorinnen Leoni Hof und Priska Amstutz mit dem, was Frauen in und ab ihren 40ern umtreibt. Für die Themen Finanzen, Karriere & Erfolg, Familie, Liebe und Freundschaften, haben sie mit vielen anderen Frauen gesprochen und ihre Erfahrungen und ihr Denken über vermeintliche Tabus ausgetauscht.

Autorinnnen Leoni Hof und Priska Amstutz: Das neue 40

Sie soll gefeiert werden, die 40! Und alles, was danach kommt, auch. Zu diesem Anlass sprachen Leoni Hof und Priska Amstutz mit vielen tollen Frauen über das Alter 40 und was es mit sich bringt.

Es geht um das, was Freude macht und machen soll, aber auch um Herausforderungen. Entstanden ist ein inspirierendes Werk. Wie es dazu kam?

Leoni und Priska, ihr kennt euch durch euren Beruf als Journalistin. Wie und wann kam die Idee zum gemeinsamen Buch?

Priska: Ich feierte im Januar 2017 gemeinsam mit meiner besten Freundin den Vierzigsten und hatte mit dieser Zahl Null Probleme. Vielleicht gerade, weil ich einige leuchtende Vorbilder erleben durfte: Frauen, die in ihren Fünfzigern sehr zufrieden, charismatisch und im Leben angekommen schienen. 

Als nach meinem 40. Geburtstag weitere in meinem Umfeld folgten, bemerkte ich, dass teilweise ein flaues Gefühl da war, wenn es um diese Zahl ging – auch bei meiner Arbeitskollegin Leoni. Gleichzeitig blieb ich auf Instagram immer öfter bei britischen oder skandinavischen Accounts von spannenden Frauen über 40 oder 50 hängen – und bei vielen jüngeren verlor ich das Interesse.

Und drittens dachte ich oft an meine Mutter; wie wahnsinnig unterschiedlich es für sie Ende der 80er gewesen sein musste, 40 zu werden. All diese Themen wollte ich in ein Buch packen: Inspirierende Frauen zeigen, Mut machen, Angst nehmen, bei gewissen Themen auch informieren. Ich ging auf Leoni zu, weil sie eine wunderbare Autorin ist, wir uns gut ergänzen und mit dem Buch das gleiche Ziel vor Augen hatten. 

Es heisst, euer Buch sei das Buch einer neuen Frauengeneration. Wie würdet ihr diese beschreiben?

Priska: Menschen, die heute um die 40 Jahre alt sind, kennen zwei Welten: analoge Kindheit, digitales Erwachsensein. Die eigenen Eltern in traditionellen Strukturen, die jungen Nachbarn in Post-Post-Modernen-Experimenten. Feminismus als Randphänomen, Feminismus als globale Kraft.

Das liesse sich noch erweitern, aber besonders wichtig: Die Möglichkeiten – vor allem für Frauen – sind im Vergleich zu 1980 immens, aber die Limitierungen durch Erziehung, Gesellschaft, Umstände ebenso. Wir haben entschieden, diesen Zweikampf als Stärke zu sehen und wollen das mit unserem Buch vermitteln. 

Wer sind die Frauen, mit denen ihr fürs Buch gesprochen habt – wie habt ihr zueinander gefunden?

Priska: Manche kannten wir persönlich, manche bewunderten wir aus der Ferne. Einige wählten wir auch aufgrund ihrer Bekanntheit, in diesen Gesprächen hat uns besonders gefreut, wieviel Persönliches die Frauen mit uns und damit mit unseren Leserinnen teilen. Unsere Protagonistinnen sind teilweise sehr unterschiedlich – aber sie alle schätzen an dieser Lebensphase, wie gut sie sich mittlerweile selber kennen und wie diese Kenntnis sie für ihre Zukunft rüstet.

Was sind eurer Meinung nach die Tücken eures jetzigen Alters, was die besonders schönen Dinge?

Leoni: Manchmal habe ich das Gefühl, man zahlt nun den Preis für das, was man in früheren Jahren verbockt oder verpasst hat. Und dass sich einige Türen tatsächlich schliessen. Damit meine ich nicht sowas wie, mit 50 noch mal ein Studium zu beginnen oder auszuwandern. Da gibt’s keine Altersbegrenzung für, da zählt nur das unbedingte Wollen.

Aber ich habe mich z.B. bewusst gegen ein zweites Kind entschieden – und für Zeit für mich, zwischen Job, Familie und Sozialleben. Es stimmt mich ab und zu traurig, dass ich mir das wohl nicht mehr lange anders überlegen kann. Nicht, weil ich das tatsächlich möchte, sondern einfach, um die Möglichkeit zu haben.

Ein Bekannter erzählte mir ausserdem gerade, dass im HR eines grossen Unternehmens das Credo gelte, niemanden ab 50 einzustellen. Ungeachtet dessen Expertise. Das Potential älterer Arbeitnehmer wird noch nicht wertgeschätzt. Was meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäss ist.

Und ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir die körperlichen Veränderungen nichts ausmachen. Dass man eine zu kurze Nacht nicht mehr so leicht wegsteckt wie früher. Im Gegensatz zu Priska habe ich absolut keine Lust auf graue Haare. Weil ich die färben würde und es mühsam ist, sich ständig drum zu kümmern.

Mich nervt, dass man mehr Aufwand betreiben muss um sein Äusseres. Wobei – muss ich das wirklich? Oder wird das von einer älter werdenden Frau erwartet und ich übernehme das so? Auch das ist ja eine Entscheidung, die ich treffen kann. Womit ich schon beim Schönen bin. Mir ist heute sehr viel klarer, dass ich den meisten Dingen nicht ausgeliefert bin. Dass ich wählen kann. Das gibt mir eine grosse Freiheit.

Hattet ihr je eine Vorstellung davon, wie ihr mit 40 sein wollt und wenn ja, gleicht ihr eurer Vorstellung heute?

Leoni: Ich dachte lange Zeit, dass sich beim Älterwerden irgendwann ein Schalter umlegt und man plötzlich auf eine Art angekommen ist. Allwissend und abgeklärt. An einem bestimmten Alter habe ich das nicht festgemacht, mehr an diesem Zustand des Erwachsenseins. Das bin ich natürlich längst. Aber ich habe nicht mitbekommen, wie sich dieser Schalter umlegte.

Ich habe nicht das Gefühl, angekommen zu sein. Allwissend zu sein oder abgeklärt. Wobei – mir gefällt der Platz, den ich im Leben einnehme. Mir gefällt, dass ich mir den ausgesucht habe. Ich habe nicht das Gefühl, als hätte mich das Leben dorthin geschubst. Vielleicht gibt es diesen Schalter eben gar nicht, sondern nur ein Gefühl der Selbstermächtigung. Auch nicht übel.

Wenn ihr an eure Mütter denkt – was waren ihre Herausforderungen und Bereicherungen in dem Alter 40?

Leoni: Was mir an meiner Mutter auffällt: Ihr ist wichtiger, was andere von ihr halten als mir. Die Frage «Kann ich das in meinem Alter noch tragen?» würde ich nie stellen. Die Generation meiner Mutter ist viel stärker in klassische Rollenmuster verstrickt.

Was mir noch auffällt ist, dass sich diese Frauen oft für ihre Familie aufgeopfert haben. Und teilweise bis heute darauf warten, dass da etwas zurückkommt. Meine Mutter hat nie lernen dürfen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren oder denen nachzugehen. Was mir vor nicht allzu langer Zeit erst klar wurde. Ich wünsche mir sehr, sie kann das noch nachholen.

Als meine Mutter in meinem Alter war, wurde sie von einem auf den anderen Tag zur Witwe mit 3 Kindern. Wie sie uns durch diese schwierige Zeit gebracht hat, das macht mich sehr stolz auf sie. Was ich ihr öfter sagen müsste. Ich möchte mich in Zukunft gern stärker generationenübergreifend mit Frauen austauschen. Meiner Meinung nach liegt darin eine grosse Stärke, die wir noch zu wenig nutzen.  

Das neue 40 ist am 17. März im Knesebeck erschienen

Das neue 40 Buch von Priska Amstutz und Leoni Hof

Buchcover: Das neue 40

 

Das Buch einer neuen Frauengeneration: Ehrlich beschäftigen sich die Autorinnen mit den Themen und Perspektiven, die Frauen in/ab dem Alter 40 umtreiben: von Finanzen, Karriere & Erfolg über Familie, Liebe, Freundschaften & Empowerment bis zu Mode und Beauty. Natürlich sprechen sie auch die Gesundheit, hormonelle und körperliche Veränderungen an. Inklusive aller vermeintlicher Tabus. 

Titelbild: zvg Knesebeck Verlag

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