Darf man aus der Sicht eines bestialischen Frauenmörders schreiben, sein Tun zwar nicht erklären, den unerklärlich bleibt es immer, aber sein So-Sein nachfühlen wollen? Wenn man es gut macht, darf man alles. Deshalb ist es auch ein bittersüsses Leseunterfangen, dem auf die Komik festgelegten Popliteraten Heinz Strunk («Fleisch ist mein Gemüse») beim sprachlich virtuosen Hinuntersteigen in die menschlichen Abgründe zu folgen und den Blick auch vom Schlimmsten nicht abzuwenden. Und dort stinkt es gewaltig nach Pisse! Im Zentrum der wahren Geschichte steht der verurteilte Frauenmörder Fritz Honka, der seine Tage in der 24h-Kaschemme desGoldenen Handschuhs mit anderen Säufern verbringt und dort vier seiner Opfer kennenlernte. Aber nicht nur dort, wo sich der offenbare Abschaum mit Fanta-Korn ins Delirium säuft, gärt im Roman das Böse, sondern auch in bester Hamburger Gesellschaft.
Heinz Strunk. Der goldene Handschuh, Rowohlt, 2016