BLACKLIVESMATTERI’m not racist – ein Statement zu Rassismus
Nach den Ermordungen von George Floyd und Ahmaud Arbery, zwei unschuldigen Afro-Amerikanern haben sich in den USA mehrere Auseinandersetzungen zwischen Staat und Protestierenden ereignet. Angesichts der Ereignisse der letzten Tage, welche aber nahe verwandt sind mit Ereignissen der letzten 500 Jahre, folgend ein wichtiges Statement zu Rassismus und rassistischem Gedankengut.
Die Aussage «ich bin nicht rassistisch» ist erstens meistens gelogen und zweitens nicht gut genug.
Das rassistische Gedankengut ist gesellschaftlich so etabliert, dass es wahrscheinlich keinen Menschen gibt der noch nie rassistische Gedanken hatte. Der Unterschied zwischen Rassisten und Nicht-Rassisten ist die effektive rassistische Äusserung oder Handlung. Auch ich hatte schon rassistische Vorurteile, habe aber aktiv daran gearbeitet diesen nicht nachzugehen. Vorurteile und schlechte erste Gedanken sind etwas Menschliches und oft nicht in unserer Macht, die Gedanken und Handlungen danach aber schon. Wir müssen uns als Gesellschaft eingestehen, dass wir rassistisch sind. Das Problem müssen wir aktiv bekämpfen, jetzt!
Aber das reicht nicht. Es reicht nicht nur selbst richtig zu handeln, es müssen sich auch unsere Freunde, Verwandte und Bekannte an diesen Standard halten. Wir müssen uns dazu äussern, wenn ein Mitmensch etwas Rassistisches sagt. Wir müssen über Rassismus sprechen und das Problem aktiv bekämpfen. Nicht-rassistisch sein ist nicht genug, wir müssen Anti-Rassisten werden.
Die weisse Bevölkerung der Welt hat von Geburt an ein Privileg: eine gesellschaftlich besser akzeptierte Hautfarbe. Es heisst nicht, dass weisse Menschen nicht auch schlimme Erfahrungen machen oder unfair behandelt werden, meistens liegt diese unfaire Behandlung aber nicht an der Hautfarbe. Dieser Faktor wird uns soziologisch gesehen nicht daran hindern an der Karriereleiter hochzuklettern, ungerecht eingesperrt oder gar unschuldig ermordet zu werden.
Das Bewusstsein dieses Privilegs und das Eingeständnis davon ist wichtig aber auch hier, es reicht nicht. Wir müssen helfen die dunkelhäutige Bevölkerung der Welt zu unterstützen, um so irgendwann in der Zukunft die Gleichberechtigung der Hautfarben sicherzustellen.
Wir müssen uns bewusst sein, dass in Filmen die meisten Schauspieler weiss sind, und wenn nicht sind es oft bös gesagt «Quoten-Schwarze» um sicherzustellen, dass man sich nicht negativ über die durchgehend weisse Besetzung äussern kann. Und auch wenn die Verteilung der Rollen divers scheint, ist sie es schlussendlich doch nicht.
Wie viele Geschichten werden aus der Perspektive von Schwarzen in der Hauptrolle verfilmt? Ohne dass ihre Geschichte von Kriminalität oder Hip-Hop erzählt? Wenige. Die Popkultur unterstützt dieses rassistische Gedankengut, in dem man eine bestimme Idee von einer schwarzen Person hat. Selten werden aber die effektive Diversität auch von dunkelhäutigen Bürgern präsentiert. Wo sieht man den schwarzen Anwalt? Die schwarze Richterin? Die schwarze Ärztin? Den schwarzen Familienvater? Denn es gibt sie, en masse, gezeigt werden sie aber selten oder nie.
There comes a time where silence is betrayal - Martin Luther King Jr.
Auch sehr problematisch ist die Gegenbewegung zu #BlackLivesMatter, nämlich #alllivesmatter. Ja, das ist logisch, jedes Leben ist wertvoll. Jetzt ist der Fokus aber auf dem Problem welches am meisten Aufmerksamkeit bnötigt, nämlich die systematische Unterdrückung und Ermordung von Schwarzen, besonders in Amerika. Ihr Leben scheint nämlich weniger wichtig zu sein als das Leben von Weissen.
Es heisst «schwarze Leben sind wichtig», nicht «alle anderen sind unwichtig». Besonders weisse Menschen fühlen sich während Diskussionen über Rassismus unwohl, vielleicht angegriffen oder gar gekränkt. Aber wenn man selbst nichts Schlechtes tut muss man das nicht. Wie schon gesagt, nicht nur kein Rassist sein, sondern Rassisten nicht unterstützen in dem man schweigt. Es ist schon zu viel passiert, es ist genug Zeit vergangen, wir müssen handeln.
Auch zu den derzeitigen Ausschreitungen möchte ich mich noch äussern. Zu Beginn der gewalttätigen Handlungen während den Protesten fand ich das schade und schlecht. Man entzieht die Aufmerksamkeit etwas Wichtigem, dem Mord von George Floyd, und füttert weiter in die rassistischen Gedanken über die «kriminellen Schwarzen» rein. Aber meine Meinung hat sich drastisch geändert. Natürlich ist Gewalt etwas grundlegend Negatives, aber man hatte lange genug friedlich demonstriert und nichts ist passiert.
Als Colin Kaepernick, ein afro-amerikanischer Profi-Footballer sich während der Nationalhymne hinkniete, um gegen die Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner/innen zu demonstrieren verlor er nicht nur seinen Job, sondern wurde auch nicht ernst genommen. Wieder einmal passierte nichts. Vielmehr wurde wieder die Ignoranz der weissen Bevölkerung und Team-Besitzern bestätigt. Selbstverständlich wünschte ich mir, dass es ohne Gewalt klappen würde.
Ich wünsche mir, dass die Geschäfte von hart arbeitenden, unschuldigen Menschen nicht zerstört werden. Ich wünsche mir einen anderen, besseren, friedlicheren Weg etwas zu verändern. Aber es scheint in noch nicht zu geben.
Man hat lange versucht friedlich etwas zu erreichen, aber erst seit den gewalttätigen Demos und Protesten hat sich was getan: der Mörder von George Floyd wurde verhaftet. Die Mittäter zwar noch nicht, aber man hofft und kämpft weiter dafür.
Weiss sein ist nichts schlechtes, rassistisch sein und Rassisten zu unterstützen schon. Jeder muss sich selbst an einen höheren Standard halten.
Falls man weiter gute Beispiele und Erklärung zu Rassismus und weissem Privileg möchte, sind folgende Lieder sehr lehrreich:
Titelbild: frankie cordoba/Unsplash