Finanz-Check Krankenversicherung: Das musst du wissen
Die Krankenversicherung muss jeder und jede abschliessen. Allerdings gibt es grosse Unterschiede, je nach Prämie werden gewisse Leistungen abgedeckt oder müssen selbst bezahlt werden. Oft ist es sinnvoll, die Krankenkasse am Ende des Jahres zu wechseln. Finanzexpertin Clara Creitz verschafft dir den Überblick.
Eine Krankenkasse ist in der Schweiz für alle Einwohner verpflichtend. Doch vielen ist nicht klar, wie das System funktioniert und wo Geld gespart werden kann. In diesem Artikel gehe ich auf die wichtigsten Punkte des Schweizer-Krankenkassen-Systems ein.
Wie ist man in der Schweiz bei der Krankenkasse versichert?
In der Schweiz muss man sich selbst um eine Krankenkasse kümmern. Hier erfährst du Schritt für Schritt, welche Regeln gelten.
Die Krankenkasse ist obligatorisch
In der Schweiz gibt es die Grundversicherung – quasi die Basisversicherung für Alle – welche obligatorisch ist. Das heisst jeder in der Schweiz muss krankenversichert sein.
Du hast drei Monate Zeit, eine Krankenkasse zu finden
Wer in die Schweiz zieht hat 3 Monate Zeit sich eine Krankenkasse zu suchen. Das gilt übrigens auch für Neugeborene. Wer nun clever sein will und bis zum Ende der 3 Monate wartet um die Prämie zu sparen, wird sich wundern. Diese müssen rückwirkend ab dem Datum der Anmeldung in der Schweiz bzw. Geburtsdatum bei Babys bezahlt werden.
Die Prämie ist nicht von deinem Einkommen abhängig
Anders als in anderen Ländern müssen sich Privatpersonen selber um die Krankenversicherung kümmern. Der Arbeitgeber zahlt in der Regel nichts an die Krankenkasse. Auch ist deine Prämie nicht vom Einkommen abhängig - alle zahlen gleich.
Diese Prämienmodelle gibt es
In der Grundversicherungen sind die Leistungen bei allen Versicherern gleich - der einzige Unterschied sind die Kosten. Hier muss man sich für eine sogenannte Franchise entscheiden. Diese liegt bei min. 300 CHF und max. 2.500 CHF im Jahr. Im Prinzip ist das so ähnlich wie ein Selbstbehalt. Bei einer Franchise von 300 CHF zahlst du selber Gesundheitskosten bis 300 CHF, dann erst zahlt die Versicherung.
Neben der Franchise gibt es den eigentlichen Selbstbehalt von max. 700 CHF. Das bedeutet, dass wenn die Franchise voll ausgeschöpft ist, du weiterhin 10% der Gesundheitskosten trägst bis max. 700 CHF. Je höher die Franchise desto niedriger die Prämie und umgekehrt. Wenn du viel zum Arzt musst lohnt sich eher eine Franchise von 300 CHF, wenn du nie zum Arzt gehst dann eher 2.500 CHF.
Diese Arztmodelle gibt es
Neben dem Franchise-Modell hat auch das Arztmodell einen Einfluss auf deine Prämie: Du kannst entweder Telmed, Hausarzt oder auch freie Arztwahl wählen. Telmed ist das günstigste Modell, wohingegen die freie Arztwahl am teuersten ist.
- Bei Telmed rufst du erst bei der Versicherung an wenn du krank bist und diese schickt dich entweder zum Arzt oder führt eine Diagnose durch und kann dir auch direkt eine Medizin verschreiben.
- Bei Telmed rufst du erst bei der Versicherung an wenn du krank bist und diese schickt dich entweder zum Arzt oder führt eine Diagnose durch und kann dir auch direkt eine Medizin verschreiben.
- Beim Hausarztmodell, musst du immer zuerst zu deinem Hausarzt und dieser kann dich dann je nach Diagnose an einen Spezialisten verweisen.
- Bei der freien Arztwahl entscheidest du selber wo du hingehst wenn du dich nicht gut fühlst.
Das gilt für die Zusatzleistungen der Krankenkasse
Bei der Zusatzversicherung wählst du ganz konkret, welche Leistungen du zusätzlich haben möchtest. Dazu zählen Zähne, Brille, Fitness und so weiter. Hier muss man genauer hinschauen und Leistungen vergleichen mit den Prämien. Wichtig hier ist, dass die Krankenkasse dich ablehnen oder eine Krankheit ausschliessen kann. Daher macht es häufig Sinn eine Zusatzversicherung abzuschliessen, solange man jung ist – auch wenn man sie nicht braucht. Du kannst deine Zusatzversicherung bei deiner Grundversicherung abschliessen oder eben auch bei einer anderen Versicherung. Der Vorteil wenn du alles bei einer Versicherung hast, dass du weniger Aufwand hast bezügliche Abrechnungen. Der Nachteil ist, dass die Zusatzversicherungen je nach Krankenkasse unterschiedlich teuer sind.
So findest du eine Krankenkasse
Um die günstigste Krankenkasse mit deinen Spezifikationen zu finden, kannst du Vergleichsseiten wie Comparis.ch oder priminfo.admin.ch nutzen. Comparis ist die grösste Plattform, die allerdings Provisionen kassiert für das Listen der Versicherungen. Priminfo ist eine Seite des Schwiezer Bundes.
Wie viel kostet eine Schweizer Krankenversicherung im Monat?
Die günstigsten Prämien für Volljährige liegen bei etwa 300 CHF im Monat. Personen unter 26 gelten als Jugendliche und zahlen weniger.
Finanztipps für die Krankenkasse
Du hast dich für eine Krankenkasse entschieden? Dann stellt sich nun ist die Frage: Wie gehst du mit der Abrechnung, mit den Steuern wie auch mit Veränderungen in deinem Leben um?
- Abrechnung: Bei einigen Versicherungen bezahlst du zuerst den Arzt und reichst dann die Rechnung an die Versicherung ein. Diese zahlt dir das Geld dann zurück, sofern deine Franchise schon aufgebraucht ist. Bei anderen Anbietern schickt der Arzt die Rechnung an die Versicherung und diese stellt dir eine Rechnung, wenn du auch noch was zahlen musst. Was hier wichtig ist: Manche Versicherungen zahlen dir einmal im Jahr alles zurück. Das kann eine finanzielle Belastung sein, wenn du sehr hohe Kosten hattest. Hier lohnt es sich bei der Wahl der Krankenkasse neben den Kosten auch die Abrechnungsmodalitäten auch in Betracht zu ziehen.
- Unfall-Abredeversicherung: Wenn du kündigst, dann bist du noch einen Monat Unfallversichert. Wenn danach noch keinen anderen Arbeitgeber hast, weil du reisen gehst oder aus anderen Gründen, dann macht es Sinn Unfäll in die Versicherung einzuschliessen.
- Steuern: Deine Krankenkassenprämien kannst du teilweise von den Steuern abrechnen. Als Expat oder Zugezogener passiert dies automatisch über Pauschalabzüge bei der Quellensteuer. Bei Personen, die mehr als 120.000 CHF verdienen und eine Bewilligungen B haben, Personen mit einer Bewilligung C oder Schweizern können die Versicherungsprämien in der Einkommensteuer angegeben werden.
Wie wechselt man die Krankenkasse in der Schweiz
Du kannst deine Krankenkasse jährlich wechseln und dies kannsinnvoll sein, da die Prämien sich ändern. Hier lohnt es sich die günstigste Krankenkasse zu wählen, da die Leistungen eh gleich sind in der Grundversicherung. Hierzu sind folgende Termine wichtig:
- Grundversicherung: Bis zum 30.11. kannst du deine Krankenkasse wechseln und somit Kosten sparen.
- Zusatzversicherung: Hier ist meist die Deadline der 30.09. für einen Wechsel. Es ist aber wichtig erst von der neuen Versicherung ein Bestätigung zu haben, bevor man die alte Versicherung kündigt. Denn wenn man Pech hat, dann hat man keine, weil die neue Versicherung dich nach der Gesundheitsprüfung ablehnt.
Tipp: Im Prinzip ist das System ziemlich einfach: Du suchst dir für deine Situation die beste und günstigste Versicherung aus und bleibst bei dieser solange es Sinn macht. Sobald deine Versicherung zu teuer wird oder sich deine Situation sich ändert, lohnt es sich die Versicherung zu wechseln. Ansonsten ist es eben wichtig die Franchise und den Selbstbehalt auf der hohen Kante zu haben. Denn wir können alle krank werden und das geht ins Geld.
Clara Creitz ist Finanzcoach und Gründerin der Finanz-Plattform Finelles. Jeden Monat spricht sie hier auf femelle eines der vielen wichtigen Finanzthemen an und möchte besonders Frauen dazu ermutigen, sich diesen Themen zu widmen.