Oh You're so pretty Pretty Privilege oder wieso es schöne Menschen einfacher im Leben haben

In «Plötzlich Prinzessin», «Clueless» und auch in «Cinderella»: Wir lernen schon in der Kindheit, dass Schön sein so einige Vorteile mit sich bringt. Die Türen stehen den Schönen jederzeit offen, der Freund eilt um die Ecke und dem Erfolg steht nichts mehr im Weg.

Eine Collage mit einer blonden, weissen Frau mit zwei Blumen im Hinter- und Vordergrund.
Die Bevorzugung von schönen Menschen benachteiligt viele. © Redaktion

Pretty Privilege: Das Wichtigste in Kürze

Vielleicht kennst du die Situation: Du wirst unachtsam im Tram angerempelt, doch anstatt dich aufzuregen, lächelst du – der Typ sah eben heiss aus. Oder deine Freundin bekommt immer wieder die unterschiedlichsten Jobangebote, obwohl du die Skills dafür hättest. Die Beispiele zeigen nur zwei Vorteile, die normschöne Menschen geniessen.

Was bedeutet Pretty Privilege?

Dieses soziale Phänomen wird als Pretty Privilege bezeichnet und ist in Wahrheit pretty ugly. Auf Deutsch heisst Pretty Privilege in etwa Schönheitsprivileg. Das Online-Wörterbuch Urban Dictionary definiert Pretty Privilege als «eine Person, die wegen ihrem guten Aussehen mehr Möglichkeiten hat und im Leben erfolgreicher wird». 

Das gute Aussehen bringt tatsächlich eine Menge Vorteile mit sich. Verschiedene Studien zeigen, dass Menschen, die als attraktiv angesehen werden, im Job häufiger für kompetenter gehalten werden, bis zu 14% mehr Lohn und bessere Noten erhalten und auch im Alltag netter behandelt werden. Auch auf TikTok berichten User und Userinnen, dass sie bei äusserlichen Veränderungen in Richtung Schönheitsideal plötzlich Komplimente erhalten oder in Gesprächen ernst genommen werden.

Diesen Effekt sehen wir auch auf Social Media: Influencerinnen posten immer wieder Bilder von sich, die vermeintlich unvorteilhaft sind: Der Bauch wird entspannt oder rausgedrückt, eine schräge Grimasse gezogen oder einen messy Hairstyle gezeigt. Trotzdem werden sie als schön empfunden und darum immer noch privilegiert behandelt – im Gegensatz zu anderen, die dasselbe Bild posten.

Trotzige Aussagen wie «Neider legen mir Steine in den Weg» anerkennen das Privileg nicht und sind ignorant gegenüber nicht privilegierten Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch schön sein kann, wenn man sich entsprechend pflegt und in sich investiert. Oder wie Kim Kardashian im Magazin «Allure» behauptet: «If I’m doing it, it’s attainable» (zu Deutsch: Wenn ich es tue, ist es machbar).

Der Druck, schön zu sein

Social Media schafft eine Kultur, in der jeder dank Filtern und Bearbeitungstools schön sein kann und soll. Dieser soziale Druck fördert die Angst vor Ausgrenzung oder Benachteiligung. Es verwundert nicht, dass die Beauty-Industrie stetig am Wachsen ist. Auch im Gym wird der Körper immer öfter in die gewünschte Form gebracht:  51 % der Schweizer Bevölkerung gaben 2020 an, mehr als drei Stunden Sport pro Woche zu machen. Dieses Investment in die Schönheit ist nicht nur zeitintensiv, es kostet auch eine Menge Geld.

Dabei scheinen Make-up und Squats nicht auszureichen: Schönheitsoperationen haben in den letzten Jahren ebenfalls weltweit um 33.3% zugenommen. Dabei werden von den Kunden und Kundinnen immer öfter Vergleichsbilder aus sozialen Medien als Vorlage für ihren Traumkörper zum chirurgischen Fachpersonal mitgenommen.

@madelineaford #stitch with @sandraadly_ back at it again to expose the secret life of being a model <3 #prettyprivilege #model #fyp ♬ original sound - madeline ford

Der schöne Schein trügt

Es ist jedoch nicht alles so, wie es nach aussen scheint. In den sozialen Medien geht es vor allem um die äussere Schönheit. Dabei vergessen wir: Auch bei schönen Menschen wie Disneys «Jasmin» oder Model Bella Hadid ist nicht alles nur toll und easy. So will die Disney-Prinzessin aus den beengenden Palastmauern ausbrechen, um bei ihrer grossen Liebe, dem Strassenjungen Aladdin, zu sein. Und Bella Hadid leidet unter schweren Depressionen und Autoimmunerkrankungen. Nichtsdestotrotz profitieren sie in ihrem Leben vom Privileg der Schönheit und werden gesellschaftlich nicht oder weniger benachteiligt.

Dabei geschieht die Bevorzugung durch Pretty Privilege grösstenteils unbewusst. Darum raten die Forschenden Burns, Monteith und Parker in ihrer Studie dazu, dass wir als Gesellschaft unsere internalisierte Voreingenommenheit abtrainieren, um das Allgemeinwohl zu fördern. Eine weitere Studie zeigt, dass das Hinterfragen der eigenen Vorurteile zu einer besseren Selbstwahrnehmung führt und die gesellschaftlichen Stereotypen abbaut.

Das heisst also, dass wir als Erstes unsere eigenen Privilegien anerkennen und akzeptieren lernen. Denn jedes Privileg hat Macht. Und diese wirkt, egal ob wir unser Privileg bewusst einsetzen oder nicht. So können und sollten wir die Vorteile unserer Privilegien für das Allgemeinwohl nutzen. Beispielsweise wenn wir die von einem Fremden geschenkte Eintrittskarte an eine andere Person weiterzugeben, die sie sich nicht leisten kann.

Wirst du priviligiert behandelt?

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