Kuscheln mit BatterieWürdet ihr eurem Grosi eine Roboterkatze schenken?
Der Spielwarenhersteller Hasbro sorgt mit seinem neuen Senioren-Spielzeug für Aufsehen. Eine lebensechte Roboterkatze soll einsamen Senioren Gesellschaft leisten. Schnurrt Grosis Büsi bald nur noch mit Batterie?
Sie miaut, schnurrt und schmiegt sich an die Hand, die sie streichelt. Wie fest oder zärtlich die Hand dabei ist, das ist ihr ganz egal. Denn die «Hasbro Companion Cat» ist ein Roboter. Und ausschliesslich dafür gemacht, einsamen Senioren Gesellschaft zu leisten.
Der Katzenroboter vom Spielwarenhersteller Hasbro reagiert durch seine Sensoren an Kopf, Bauch und Rücken auf Kraulen, Streicheln und Bewegung. Das Fell der Roboterkatze besteht aus Fellimitat und soll sich wie authentisches Katzenfell anfühlen. Streichelt man dem Roboterkätzchen über Kopf und Rücken, beginnt es zu schnurren. Berührt man es an der linken Backe, schmiegt es den Kopf in die Hand. Und krault man den kleinen Roboter lange genug, dann rollt er sich sogar auf den Rücken.
Eine Katze, die keine und doch die ganze Arbeit macht
Hasbro empfiehlt seine «Companion Pets» als Geschenk für alte Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, für ein echtes Tier zu sorgen. Ganz anders als das eine echte Katze tun würde, geht das batteriebetriebene Kätzchen automatisch in den Standby-Modus, wenn es längere Zeit nicht beachtet wird. Möchte man sein Kätzchen nur etwas ruhiger, kann man es durch einen Schalter am Bauch auf «Stumm» schalten. Füttern muss man die Roboterkatze natürlich nicht, ein Katzenklo ist überflüssig.
«Schenken Sie Trost, Gesellschaft und Freude» wirbt Hasbro für den pflegeleichten Katzenroboter. Doch kann ein Spielzeug mit flauschigem Kunstfell und intelligenten Sensoren ältere Menschen wirklich unterhalten und ihnen Freude bereiten? Und beleidigen wir Senioren nicht in ihrer Würde, wenn wir das einem seelenlosen Objekt überlassen, weil wir selbst keine Zeit oder keine Lust haben uns zu kümmern?
Robben-Roboter streicheln in Schweizer Altersheimen
Roboter als Betreuungshelfer mögen grotesk erscheinen, aber sie sind bereits real. Vor allem im Pflegebereich ist lange bekannt, dass es Patienten glücklich macht und beruhigt, sich mit Tieren zu beschäftigen. Hunde, Pferde und sogar Delphine oder Lamas - verschiedene tiergestützte Therapien nutzen die positive Wirkung auf kranke, alte oder behinderte Menschen. Doch eine Tiertherapie ist teuer und aufwendig - und selbst die Katzen im Altersheim haben nicht immer Lust, gestreichelt zu werden.
Weniger eigenwillig ist die japanische Therapie-Robbe Paro. Paro ist ein persönlicher Roboter, der dort zum Einsatz kommen soll, wo echte Tiere nicht möglich sind. Bereits heute schon unterhält die flauschige Roboter-Robbe Patienten in der Schweiz. Für Margrit Lüscher, Geschäftsleiterin des Alterszentrums Bruggwiesen in Effretikon, kann der Roboter zwar das Pflegepersonal nicht ersetzen, aber die Betreuung von Demenzkranken unterstützen, wie sie im Interview mit dem Tagesanzeiger betont. Dass das Tier durch den Roboter nur vorgespielt wird, findet Lüscher nicht problematisch. «Es kommt nicht auf echt oder unecht an. Es kommt darauf an, was die Menschen wahrnehmen.» sagt sie. Paro bewegt den Kopf, die Augen und den Schwanz, wenn er gestreichelt wird. Seine Sensoren reagieren auf Licht, Temperatur und Geräusche und er macht Robbenlaute.
Beziehung zwischen Mensch und Roboter
Paro kostet 60 mal soviel wie die Roboterkatze von Hasbro. Denn Paro ist lernfähig. Wird er gestreichelt, merkt er sich sein Verhalten, das dazu geführt hat. Wird er geschlagen, vermeidet er in der Zukunft, sich wieder so zu verhalten. Ganz so, wie wir das von echten Haustieren auch erwarten. Patienten können ihrer Robbe einen Namen geben, auf den der Roboter reagiert. Jeder Robbenrobo passt sein Verhalten seiner Umwelt an und erreicht damit ansatzweise so etwas wie einen individuellen Charakter. Das klingt gruselig, aber es begünstigt, dass die Patienten eine Beziehung zu dem Roboter aufbauen können.
Eine Beziehung zwischen Mensch und Roboter - sollte uns so etwas Angst machen? Wollen wir eine Welt, in der wir Roboter als Ersatz-Lebewesen verstehen und anfangen, die Beziehungen von Menschen untereinander durch Roboter zu ersetzen?
Beruhigen können wir uns damit, dass der Roboter nicht das erste seelenlose Objekt ist, zu dem Menschen Beziehungen aufbauen. Fast jedes Kind hat ein Lieblingskuscheltier, das es über eine lange Zeit hinweg glücklich macht, das ihm Trost spendet und jeden Arztbesuch überstehen lässt. Das Kuscheltier ersetzt dabei aber seine Mama nicht. Genauso wenig wie ein kuscheliger Roboter menschliche Bezugspersonen gänzlich ersetzen kann.
Solange es dabei bleibt, müssen wir uns vor der Roboterkatze nicht fürchten. Ob wir sie deshalb unserer Grosi unter den Weihnachtsbaum legen wollen, sollten wir uns trotzdem gut überlegen.
«Hasbro Companion Cat» ist derzeit für 99 Dollar nur in Kanada und in den USA erhältlich. Wann die Roboterkatze in der Schweiz und Europa in den Handel kommt, ist nicht bekannt.
Bilder: Hasbro