Dinge, die ich nicht versteheDüster Is the New Black: Der neue Insta-Trend
In der Reihe «Dinge, die ich nicht verstehe» teilt Redakteurin Luise mit euch alles, was bei ihr ein Stirnrunzeln verursacht. Heute: Wieso die Bilder auf Instagram aktuell alle so dunkel sind.
Es hat sich ein Social Media Trend entwickelt, der mich immer wieder die Augen zusammenkneifen lässt: je dunkler die Bilder, desto besser. Schon klar – es ist Winter, wir sitzen dank Corona nach wie vor zuhause herum und sind alle mies drauf.
Mit täglichem Sonnenschein für unsere Laune – oder für unsere sorgfältig drapierten Stillleben – können wir aktuell nicht rechnen. Es herrschen düstere Zeiten. Und Influencer schrauben die Belichtung ihrer iPhones aus der neusten Generation nun sogar extra runter.
It's the new thing.
Ich habe mir natürlich schon einige Gedanken gemacht, was hinter diesem Bildbearbeitungstrend stecken könnte. Denn ich habe ja – wie die meisten von uns – aktuell sonst nichts zu tun.
Erst dachte ich noch ganz gehässig, dass die uns und grossen Brands bekannten Instagram-Userinnen ihren Bildern damit vielleicht etwas Mysteriöses verleihen wollen. In Zeiten, in denen es für sie immer schwieriger wird, sich voneinander abzugrenzen, weil alle dasselbe posten.
Aber das ist es nicht.
Könnte dahinter eher die triste Coronastimmung stecken? Schliesslich fing es mit den dunklen Bildern schon im Jahr 2020 an und Trends spiegeln bekanntlich immer die Bedürfnisse und Moods unserer Gesellschaft wider. Aber das wäre ja irgendwie zu einfach gedacht – dafür, dass man so viel Zeit zum Denken hat. Also habe ich weiter überlegt.
Aktuelle Vermutung: Ist die dunkle Bildbearbeitung vielleicht ein Trick, damit die Augen der User länger auf den Bildern in Story und Feed kleben bleiben? Man braucht als Follower neuerdings super lang, um – während man mit seinem Daumen auf den Bildschirm drückt – erkennen zu können, ob es sich bei dem dunklen Klecks um ein Paar Schuhe, eine Tasche oder ein Armband handelt. Und das wiederum sorgt für super Zahlen in den Reportings an Chanel, YSL und Co. – eine lange Verweildauer ist gut.
Weil unsere Augen und unser Gehirn so hart dafür gearbeitet haben, den Gegenstand zu erkennen, wollen wir ihn im Anschluss vielleicht erst recht auch haben! Es ist wie mit den Pistazien auf einer Party. Die schmecken so gut, weil wir sie erst aus der harten Schale friemeln mussten. Meint ihr nicht auch? Der typische Belohnungsfaktor!
Die dänische Influencerin Mathilde Gøhler hat herausgefunden, dass der Trick bei Bildern von Schmuck genauso gut klappt, wie bei Beautyprodukten. Selbst das uns allen aus dem Halse heraushängende Insta-Stillleben «Chanel Creme in aufgeklappter Tasche» erhält damit noch mal einen ganz neuen Touch.
Und es ist auch super nachhaltig gedacht. Man stelle sich vor, grosse Künstler hätten es bei ihren berühmten Bildern einfach auch so gemacht: «Nächste Version noch mal exakt so, aber mit mehr Schwarz!» und schwupps – wieder Geld gemacht. Ziemlich schlau.
Aber wie läuft das genau ab – erhalten Influencer am Anfang der Saison ein Regelblatt ihrer Agentur, auf der dies festgelegt wird? «Bilder fortan bitte mit einer geringen Belichtung aufnehmen oder im Nachhinein dunkel bearbeiten. Am besten so, dass man die Items kaum mehr erkennt. Danke. Viel Erfolg.» ?
Solltet ihr die Antwort auf diese Frage haben, schreibt mir beziehungsweise femelle gern auf Instagram. Damit ich endlich wieder in Ruhe schlafen kann.
Und zuletzt mein Favorit. Ebenfalls aus dem Hause Gøhler. Falls ihr es nicht erkennen könnt: Hierbei handelt es sich um ein Armband von «Poche Jewelry».
You are welcome.
Titelbild: Pexels