Show me love. Now!Brauchen wir den Valentinstag?

Der 14. Februar kehrt jedes Jahr verlässlich wieder und damit auch der Valentinstag. Da ist er also, der Tag der Liebenden, an dem zwanghaft versucht wird, Gefühle in Materielles zu verwandeln und Liebeserklärungen à la Goethe rauszuhauen. Hurray! Doch warum krallen wir Eisblöcke uns allgemein an Kalendertagen fest, um Liebe zu zeigen?

Valentinstag: Tag des Konsums

Kaum sind die letzten Lebkuchen aus den Läden verbannt, ist «Last Christmas» verstummt und haben wir uns vom weihnachtlichen Konsumwahnsinn erholt, werden die Gänge zwischen Joghurt-Regal und Antipasti-Theke von Pralinen-Schachteln gesäumt. Der Adressat wurde vom Schoggihersteller netterweise bereits vorsorglich auf der rot-glänzenden Verpackung vermerkt: «To the Love of my Life». Der Valentinstag naht. Entkommen? Unmöglich!

Der 14. Februar ist der Tag der Liebenden – und des Konsums. An keinem anderen Tag im Jahr werden so viele Rösli über die Theke geschletzt und unnötige Geschenke gekauft wie an diesem. Da wird das romantische Kuss-Pic bei Sonnenuntergang in Ibiza auf todes hässliche Schlüsselanhänger, Mousepads und Tassen gedruckt, und wer weder Aufwand noch Blumen-Massaker scheut, verstreut im Schlafzimmer tausend Rosenblätter und greift zur Familienpackung Teelichter von Ikea. Läuft, Bruder!

Prinzipiell hat ja niemand etwas gegen Geschenke. Erst recht nicht, wenn sie liebevolle Aufmerksamkeiten sind, die weniger durch materiellen Wert als Einfallsreichtum bestechen und noch dazu von Herzen kommen.

Aber warum muss der Zeitpunkt des Austauschs gegenseitiger Zuneigung immer einem Kalendereintrag folgen? Ähnlich verhält es sich mit Jahres- und Hochzeitstagen. Wieder ein Jahr geschafft mit der Alten? Das gehört gefeiert! Dasselbe mit Weihnachten – eine Zeit, in der es ebenfalls um Liebe statt Konsum gehen sollte. Doch genau dann wird einander zwanghaft beschenkt und mit Herzen überschüttet, was das Zeug hält.

Dabei sind die wirklichen Liebesbeweise – Achtung, jetzt kommt's – im Alltag, ganz ohne Stress und Zwang, zu finden. Ein Brief, eine liebe Nachricht, eine Umarmung, genau dann, wenn sie nötig ist, ein tiefer Blick, der mehr sagt als jedes verdammte Schöggeli oder ein Geschenk an jemanden, an einem x-beliebigen Tag, einfach weil einem gerade danach ist.

Liebe braucht weder Termine noch hässliche Sträusse von der Tankstelle oder Basic-Bitch-Tiffany-Ketten. Also Freunde, lasst uns 365 Tage im Jahr lieben ohne Druck, ohne Cash, ohne Rosen und ohne personalisierte Kissenbezüge. Amen.

Titelbild: Unsplash

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