LOVE IS IN THE OFFICE...Büro-Lieben und ihre Nebenwirkungen

Schmetterlinge im Bauch können den Arbeitsalltag versüssen, aber auch zu heftigen Bauchschmerzen führen. Wenn Sie Amors Pfeil im Büro trifft, gibt es beim Tête-à-tête mit dem Kollegen Einiges zu beachten. Von Büro-Lieben und ihren Nebenwirkungen.

Verliebt in einen Arbeitskollegen: Beziehung trifft Büro

Holt er sich auch einen Kaffee? Bleibt er wieder vor Ihrem Büro stehen? Und wer ist die Kollegin mit der er sich in der Kantine zum Lunch getroffen hat? Sie hätten nie gedacht, dass es Sie im Büro erwischt und doch ist es passiert: Sie haben Sich in einen Arbeitskollegen verliebt. Der morgige Abgabetermin? Lieber schauen ob er gerade beim Kopierer steht, vielleicht ergibt sich ja ein zufälliges Gespräch. Die Vorbereitung fürs Meeting? Kann warten, die Kollegin soll Ihnen noch einmal genauestens erklären, wie er Sie beim Salatbuffett angesehen hat.

Mehr als jeder Dritte Schweizer Angestellte war schon mal verliebt in einen Arbeitskollegen. Das zeigt eine Studie des Online-Dating-Portals Parship.ch. Jeder Vierte war sogar schon mal in einer längeren Beziehung mit einem Arbeitskollegen. 14 Prozent schwärmten schon mal für einen Mitarbeiter, während 30 Prozent der Schweizer sich gut vorstellen können, ihre grosse Liebe im Job zu finden. Lediglich 16 Prozent der Studienteilnehmer schliessen eine Beziehung am Arbeitsplatz kategorisch aus. Doch ob es nun die große Liebe oder nur eine kleine Liaison ist, Fakt bleibt: Liebe am Arbeitsplatz ist ein Thema. Ein Grosses noch dazu.

Wenn aus Arbeit Liebe wird

Kein Wunder, dass Liebe im Büro keine Seltenheit ist. Immerhin verbringen wir fast ein Drittel unseres Tages bei der Arbeit. Rechnerisch verleben wir damit mehr Zeit mit unseren Arbeitskollegen, als mit unseren Freunden. Man kennt sich gut, meistert gemeinsame Herausforderungen, hat den gleichen Background und Bildungsgrad und das gleiche berufliche Interesse. Passt doch. Warum sollten also keine Funken sprühen? Gelegenheit macht schließlich Liebe. Die Chancen, dass aus einer Büro-Liebelei eine lange, glückliche Partnerschaft werden kann, stehen sogar gar nicht mal schlecht. Schließlich kennt man sich lange und gut genug, um zu wissen, auf was man sich einlässt. Zudem prüfen verliebte Arbeitskollegen ihre Liebe zunächst gründlich, ehe sie sich auf eine echte Verbindung einlassen. Liebe am Arbeitsplatz hat nämlich nicht nur rosarote Seiten. Eine Beziehung mit einem Arbeitskollegen kann belastend sein – für die übrigen Mitarbeiter, das Arbeitsverhältnis und nicht zuletzt für die Beziehung selbst.

Beziehung mit einem Kollegen – was nun?

Mit dem ersten Kribbeln beginnen auch schon die kniffligen Herausforderungen der Liebe am Arbeitsplatz. Arbeitskollegen, die sich ineinander verlieben, haben Einiges zu klären: Was fühlen wir? Was wollen wir? Wann sagen wir es den Anderen? Wie reagiert der Chef? Wie funktioniert die weitere Arbeit zwischen uns? Fragen über Fragen. Und das mitten im Gefühlschaos. Für alle Betroffenen gilt daher eine goldene Regel: Zunächst Ruhe bewahren! Es stehen zu viele Fragen im Raum, als dass alle auf einen Schlag geklärt werden könnten. Ehe das Arbeitsumfeld und der Chef informiert werden, gilt es die Beziehung und Gefühle untereinander zu klären. Liebschaften, die in sich noch instabil sind, sind in der Regel mit den übrigen Herausforderungen des Büros überfordert. Wird das romantische Kurzverhältnis im Arbeitskollegenkreis dann bekannt, entstehen oft unnötige Redereien, die den Umgang mit dem ohnehin schwierigen Gefühlschaos zum Überschäumen bringen. Ersparen Sie sich diesen Stress. Missverständnisse sind quasi vorprogrammiert. Wollen Sie hingegen eine ernsthafte Partnerschaft mit einem Arbeitskollegen eingehen, sieht die Sache anders aus. Nun wirken Heimlichkeiten früher oder später belastend, schüren sogar das Gerede und die Vermutungen unter den anderen und könnten zu einem angespannten Arbeitsverhältnis führen.

Wie sagen wir es dem Chef?

Sofern Sie beide beschliessen Ihre Liebe öffentlich zu machen, führt der erste Weg jedoch zur wichtigsten Person im Büro: dem Chef. Suchen Sie das gemeinsame Gespräch und eine offene Kommunikation über die Situation und Perspektive. Wie der Chef auf Ihre Büro-Liebe reagiert, hängt auch von Ihnen selbst ab. Bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor und bringen Sie Ihrem Vorgesetzten klare Vorstellungen entgegen. Als Kündigungsgrund kann Liebe am Arbeitsplatz pauschal nicht gelten. Hingegen kann das Liebesverhältnis der Arbeitskollegen indirekt für gravierende Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz sorgen, die wiederum eine Kündigung durchaus legitimieren könnten. Soweit will es jedoch niemand kommen lassen. Daher auch die Beratung mit dem Chef. Überlegen Sie sich innerhalb der Paarbeziehung, ob das Zusammenarbeiten in einer Abteilung oder in einem Projekt für Sie sinnvoll ist. Beflügelt Sie die Zusammenarbeit? Können Sie Professionalität wahren? Oder stellt das Zusammenarbeiten Ihre Liebe und Ihren Job auf die Probe? Einen Abteilungswechsel können Sie mit Ihrem Chef konkret besprechen. Ebenso das zukünftige Verhalten innerhalb der Firma. Zeigen Sie Ihrem Chef, dass Sie sich professionelle Gedanken über die künftige Zusammenarbeit gemacht haben und dass Sie gewillt sind, das Arbeitsklima nicht zu belasten. Dann sollte auch der Chef nicht beunruhigt sein.

Bleibt alles beim Alten?

Ist der Chef über Ihre Liebe informiert, sind die Arbeitskollegen an der Reihe. Zwar brauchen Sie prinzipiell nicht deren Segen, dennoch liegt es im allgemeinen Interesse Unstimmigkeiten vorzubeugen. Es ist nur normal, dass eine plötzliche Paarbeziehung Skepsis in ein bisher gleichwertiges Beziehungsgefüge bringt. Die Angst der Arbeitskollegen, Sie als Paar könnten sich verbrüdern, über die anderen lästern oder nicht mehr wie gewohnt an üblichen Traditionen, wie z.B. dem gemeinsamen Mittagessen, teilnehmen, ist völlig normal. Auch hier gilt daher das gleiche, wie beim Gespräch mit dem Chef: Vermitteln Sie Ihrem Umfeld das Gefühl, dass Sie Privates nicht mit Beruflichem vermengen. Dass offensichtliche Zärtlichkeiten tabu sind, sollte selbstverständlich sein. Aber auch beziehungsinterne Botschaften oder Absprachen gehören nicht in den Arbeitskollegenkreis.

Sind Sie verliebt in einen Arbeitskollegen, müssen Sie nicht nur auf die eigenen Bedürfnisse Acht nehmen, sondern sind auch dem Umfeld gegenüber verpflichtet. Genau darin bestehen die Unterschiede und die Herausforderungen zu normalen Beziehungen. Dieser Tatsache sollten Sie sich bewusst sein. Besprechen und durchdenken Sie mögliche Stolpersteine. Wie verhält man sich im Streitfall? Ist es für die gegenseitige Liebe überhaupt zuträglich, wenn man sich fast pausenlos sieht? Und was geschieht im schlimmsten Fall – bei einer Trennung? Sehen Sie solchen Herausforderungen ins Auge. Doch vergessen Sie dabei eines nicht: Liebe ist nicht vorhersehbar. Seien Sie sich der Herausforderung bewusst, handeln Sie umsichtig und genießen Sie unbedingt Ihre Liebe. Denn ob im Büro oder daheim: Echte Liebe ist kostbar.

Text: Linda Freutel

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