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Social Media MemoriesA Trip down Memory Lane – via Social Media

Das Social Media Druck auf uns ausüben kann, wissen wir längst: Perfekt erscheinende Leben und Beziehungen, retuschierte Körper wohin das Auge reicht. Aber was ist mit dem Effekt der Erinnerungen an eigene Posts aus der ganz persönlichen Vergangenheit? Über den virtuellen Trip down Memory Lane und die mentale Gesundheit.

A Trip down Memory Lane – via Social Media

Die meisten von uns kennen die Schattenseiten von Social Media wohl besser, als uns lieb ist. Das Scrollen durch das Leben anderer kann zwar eine willkommene Flucht aus dem eigenen Alltag sein, aber der Andrang lächelnder Gesichter, optimaler Genetik und vor Harmonie strotzenden Beziehungen kann manchmal überwältigend sein. Abgesehen von diesem Vergleichsdruck gibt es aber einen weiteren Aspekt, der mir in letzter Zeit mehr zu schaffen macht: Der Vergleich mit mir selbst. Mit den früheren Ich-Versionen, die irgendwie besser zu sein scheinen.

Das frühere Ich, das bessere Ich

Wer Facebook öffnet, wird gleich an erster Stelle mit Erinnerungen konfrontiert, die eins, zwei, fünf oder sogar zehn Jahre zurückliegen. Weisst du noch, was du an genau diesem Tag vor so langer Zeit gemacht hast? Wohl eher nicht, aber Social Media schon. Es ist, als würde man sich in eine Zeitmaschine setzen, die uns an einem beliebigen Zeitpunkt unseres Lebens ausspuckt – jedoch ohne einen realistischen Kontext.

Dieser Trip down Memory Lane kann wunderbar sein. Gleichzeitig kann es jedoch auch vorkommen, dass das Zurückdenken an vergangene Momente gemischte Gefühle auslöst. War ich damals nicht glücklicher, gelöster, weniger gestresst? Sind meine Beine nicht dünner, mein Lächeln nicht grösser, da, auf diesem Bild von vor fünf Jahren?

Dieses Phänomen nennen Experten «rosy retrospection». Studien haben gezeigt, dass wir oft die Tendenz haben, die Vergangenheit mit einer rosaroten Brille zu betrachten. Diese digitalen Erinnerungen lösen Nostalgie aus – aber die Auseinandersetzung damit ist anders, wenn soziale Plattformen diese ungefragt auf unsere Bildschirme bringen, als wenn wir bewusst diesen Weg gehen und alte Fotos durchforsten.

Selektives Erinnern

Diese Erinnerungen scheinen in Sonnenlicht gebadet, während ich die Schattenseiten ausblende. So banal und offensichtlich es klingt: Fotos sind Momentaufnahmen. Ich bewundere die Menschen, die sich trauen, offen mit der Vielfalt von Emotionen umzugehen, die uns ausmachen. Aber viele von uns werden nicht ein Selfie posten, auf dem die Spuren von Tränen noch sichtbar sind. Die wenigsten werden einen Status veröffentlichen, wo steht: Heute geht es mir nicht gut. Ich zeige nicht allen das Bild, auf dem Dehnungsstreifen und Pickel zu sehen sind.

Es ist gesellschaftlich akzeptiert, das eigene Leben in eine virtuelle Box voller toller Momente zu packen und dieses anderen zu präsentieren. Öffne es und sieh dir an, wie blessed du doch bist! Diese optimierten Schnappschüsse sehen aber nicht nur fremde Augen, sondern auch die eigenen. Es ist das Sehnen nach einem Moment, der unwiederbringlich verflogen ist. Und ganz ehrlich: Dieses selektive Erinnern ist in Zeiten, an denen es mir weniger gut geht, schwierig.

Mit rosaroten Erinnerungen umgehen

Digital Detox ist eine gute Methode, um einen gesunden Umgang mit sozialen Medien zu pflegen. Weniger scrollen, mehr leben – klingt fantastisch, aber ist bei festgefahrenen Verhaltensmustern nicht immer so einfach. Mir hilft es auch, mich bewusst mit der Realität auseinanderzusetzen, dass jedes Foto eine Momentaufnahme darstellt. Es ist keine Abbildung der Fülle des Lebens, das ich damals geführt habe. Und genau darum geht es eben: Man «führt» nicht immer das eigene Leben, sondern das Leben passiert einfach.

Ich werde nie die ultimative Kontrolle über meine Realität haben. Es ist ein wunderschönes Auf und Ab, meine persönliche Achterbahnfahrt. Social Media Erinnerungen sind Augenblicke, an denen ich aus dieser Achterbahnfahrt mental aussteige und um mich blicke. Auch wenn dieses Bild einen Zeitpunkt widerspiegelt, an dem ein Teil meines Lebens richtig gut lief, heisst das nicht, dass es in allen Bereich reibungslos war – aber das Bild vermag das nicht alles darzustellen. Wichtig ist es einfach, nicht zu lange zu verweilen, denn die Fahrt geht weiter.

Titelbild: Unsplash

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