AFTER-BABY-BODYWenn Models falsche Massstäbe setzen

Heidi Klum scheint die Geburten ihrer vier Kinder ebenso leicht wegzustecken, wie die vielen Fruchtgummis und Burger, für die sie wirbt. Was dahinter steckt, ist weniger süss: Eiserne Disziplin und knallharter Druck begleiten das Abnehmen nach der Schwangerschaft. Und zwar nicht nur für Heidi & Kollegen, sondern inzwischen auch für Normalo-Mums.

Frau schwebt über der Wiese und schiebt einen Kinderwagen.

Was ist der grösste Wunsch einer frisch gebackenen Mutter? Die Gesundheit ihres Kindes? Familienglück? Eine tolle Zeit mit ihrem Säugling zu haben? Falsch! Laut einer britischen Studie haben 50 Prozent der frisch gebackenen Mütter nur eine Sehnsucht: So schnell es geht nach der Geburt abzunehmen und die Schwangerschaftspfunde wieder los zu werden. Eine Nachricht, die schockiert. Aber auch zum Nachdenken anregt. Seit wann hat das Wort «Mutterfigur« eigentlich eine derart buchstäbliche Bedeutung bekommen?

Hübsche Vorreiter: Topmodels machen es vor

Ein Baby kommt selten allein - denn ein paar überflüssige Kilos sind so gut wie immer dabei. Kaum eine Mutter hat kurz nach der Geburt ihr altes Gewicht. Eine Schwangerschaft verändert schliesslich nicht nur das Leben einer Frau, sondern auch ihren Körper. Dass dem so ist, zeigt der amerikanische Blog The Shape of a Mother unverblümt. Frauen zeigen sich auf der Seite so, wie sie sind. Kein Photoshop, keine vorteilhaften Posen oder Kleider. Sie zeigen sich nackt. Und dokumentieren wie neun Monate Schwangerschaft ihren Körper verändert haben.

Diese Spuren der Geburt sind völlig normal. Unerträglich wird dieser Umstand für viele aber erst dann, wenn sie sich damit nicht mehr normal fühlen dürfen. Tatsächlich kann dieser Eindruck entstehen, wenn man in einschlägigen Illustrierten blättert und sieht, wie sich unzähligePromi-Mamas am Malibu Beach im Bikini in der Sonne aalen - und dabei umwerfend aussehen. Ihre Botschaft: Abnehmen nach der Schwangerschaft ist super easy. Mehr noch: Einige Vorzeige-Mamas schweben nur sechs Wochen nach der Geburt ihres Babys mit federleichter Traumfigur über den Catwalk der bekanntesten Unterwäschenmarke der Welt. Aber warum sind diese Mütter schon kurz nach einer Schwangerschaft schon wieder so schlank? Und man selbst ist es nicht?

Models versus Normalo-Mum: Der Vergleich hinkt!

Fakt ist: Die überflüssigen Kilos machen vielleicht nicht glücklich. Wirklich unglücklich wird man aber erst durch den Vergleich mit ranken, schlanken Model-Mamas. Dass auch der überwiegende Teil der Mütter des näheren Umfelds mit Baby-Kilos zu kämpfen hat, tröstet in diesem Moment scheinbar wenig, beweist aber, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen Models und Normalo-Mums gibt. Und der liegt, anders als viele junge Mütter vielleicht denken, nicht an ihrem Körper oder ihrer Willensstärke, sondern an ihren Lebensumständen. Models leben von ihrem Körper. Und mit einer Heerschar an Fitnesstrainern, Ernährungscoaches und Nannys. Das schnelle Abnehmen nach der Schwangerschaft gehört daher zu den Kehrseiten des Jobs.

Wenig Kilos, viel Stress: Diäten nach der Schwangerschaft schaden

Fakt ist also: Models haben nicht nur weniger Körperfett, sondern auch mehr Möglichkeiten. Und mehr Geld. Unfair? Vielleicht ein bisschen. Aber ist das Leben einer Normalo-Mum deshalb schlechter? Garantiert nicht! Denn eine Diät ist buchstäblich kein Zuckerschlecken. Der Figurstress, den Model-Mamas haben, um die Schwangerschaftskilos unsichtbar werden zu lassen, wird oft ausgeblendet. Fakt ist aber auch: Eine Schwangerschaft, eine Geburt und das junge Mutter-Sein bedeuten eine Höchstleistung für den Körper einer Frau. Ihm jetzt noch eine Blitz-Diät abzuverlangen, bringt ihn an seine Grenzen. Auch Mediziner bestätigen: Crash-Diäten sind unnötiger Stress für junge Mütter. Von der Milchproduktion bis hin zur Hormonumstellung ist der Körper mit neuen Aufgaben beschäftigt. Und ist es nicht schlichtweg viel schöner sich gut gelaunt dem Nachwuchs zu widmen, als miesepetrig Kalorien zu zählen?

Sexy Kurven: Wie schön ist schlank?

Abgesehen davon, dass Diätstress die frischen Mutterfreuden versalzt, bleibt eine Frage ungeklärt. Nämlich, ob es wirklich schöner ist, eine gertenschlanke Mama zu sein? Schlanksein und Attraktivität sollten nicht blind vermengt werden. Der trendige Heroin-Chic der 90er Jahre-Models mit blassen Gesicht und Augenringen ist der beste und (zum Glück) fast vergessene Beweis dafür. Welche Bedeutung hat das Gewicht nach der Schwangerschaft also wirklich für die Schönheit? Was ist schön? Und was nur der blendende Schein einschlägiger Hochglanz-Medien? Der australische Wissenschaftler Rob Brooks beantwortet diese Frage mittels einer Untersuchung zur Attraktivität an der über 50 000 Teilnehmer mitwirkten. Und er beantwortet sie nicht nur für Mütter, sondern für jede Frau. Sein Ergebnis: «Frauen brauchen ein gewisses Mass an Kurven und eine gewisse Menge Körperfett, um attraktiv zu wirken». Studien mit einer derart grossen Anzahl an Teilnehmern können wohl kaum lügen. Und erst recht nicht durch eine Handvoll Mager-Mums in Frage gestellt werden.

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Damit hätten wir also den Beweis: Mütter sind schön, trotz oder besser gesagt, gerade wegen (!) ihrer Pfunde. Jetzt ist es nur noch an der Zeit, dass sie sich auch so fühlen. Sie haben immerhin gerade das grösste Geschenk der Welt erhalten. Wir gratulieren zu jedem Pfund, egal ob Sie es auf dem Arm halten oder auf der Hüfte tragen. Geniessen Sie es!

Gym-Fahrplan: Welches Sport ist nach der Geburt gesund? Abnehmen nach der Schwangerschaft: Beginnen Sie mit Rückbildungsgymnastik

+ 1. Woche nach der Geburt: Mit der Rückbildungsgymnastik kann und sollte man sogar bereits am Tag nach der Entbindung beginnen. Grund: Die Muskulatur des Beckenbodens reisst bei der Geburt ein, weshalb Frauen, die normal entbinden, ein bis zu sieben Mal höheres Risiko haben, inkontinent zu werden. Hebammen erklären Übungen, die dem entgegen wirken.

+ 2. und 3. Woche nach der Geburt: Wer sich jetzt noch immer der Muskulatur des Beckenbodens widmet, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Versuchen Sie täglich zehn Minuten zu trainieren und steigern Sie langsam die Intensität der Übungen.

+ 4. Woche und 5. nach der Geburt: Wer in Form kommen möchte, kann nun langsam beginnen sein Herz-Kreislauf-System zu fordern. Fangen Sie aber behutsam an: Rasche Spaziergänge an der frischen Luft tun Mutter und Kind gleichermassen gut.

+ 6. bis 9. Woche nach der Geburt: Wer Lust auf Bewegung hat, kann jetzt bereits mehr tun. Nordic-Walking mit Stöcken, Radtouren und langsames Laufen sind echte Fit-Macher. Und nicht vergessen: Beckenboden und Bauch freuen sich noch immer über regelmässige Übungen.

+ Ab der 10. Woche nach der Geburt: In der Regel bestehen jetzt keine körperlichen Einschränkungen mehr, um dem gewohnten Sportpensum nachzugehen. Wer sicher sein will, hält Rücksprache mit seinem Gynäkologen.

Text: Linda Freutel

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