Liebe ZebrastreifenIch schliesse Frieden mit meinem Körper
Es ist an der Zeit, uns ein für allemal von veralteten Idealen zu verabschieden, und uns so zu akzeptieren wie wir sind. Für mich war es ein weiter Weg – und am Ziel bin ich noch immer nicht ganz.
Zum Anfang möchte ich gerne sagen, dass ich kein Fan davon bin meinen Körper, oder irgendetwas daran als Fehler zu bezeichnen. Denn er ist alles andere für mich; Schutz, Vergnügen, Rückzugsort und ganz wichtig mein Zuhause. Die Gesellschaft und die sozialen Medien machen es mir jedoch nicht einfach, ihn als genau das zu akzeptieren.
Ich hatte schon immer eine komplizierte und nicht sehr liebevolle Beziehung zu meinem Körper. Seit ich mich erinnern kann, gehören Dehnungsstreifen, grosse, leicht hängende Brüste und Cellulite zu mir. Ich verabscheute alles davon und traute mich manchmal kaum mit kurzen Hosen oder grossem Ausschnitt aus dem Haus. In der Schule war ich immer die pummelige Freundin und nicht wirklich beliebt bei den Jungs, was damals recht an meinem Selbstbewusstsein nagte. In der Berufsschule habe ich dann ganz schön an Gewicht verloren, was sich jetzt übrigens wieder angesammelt hat. Ein hoch und runter und doch war ich nie wirklich zufrieden und schön fand ich mich erst recht nicht.
Doch wer entscheidet eigentlich was schön ist? Und viel wichtiger: Wer entscheidet sich dafür, dem verzerrten Gesellschaftsbild von Schönheit zu folgen? Ich bestimmt nicht mehr! Viel zu lange, hielt ich mich zurück. Mit meiner Kleidung, meinem Selbstbewusstsein und auch mit dem Nacktsein. Zu sehr fokussierte ich mich darauf was mein Gegenüber von meinem Körper denkt, und wie «unperfekt» ich doch war.
Selbstoptimierungswahn Adieu
Uns wurde schon früh eingetrichtert was schön ist und was nicht. Die Plakate oder Werbespots von makellosen Frauen waren stets wie ein Schlag ins Gesicht. Man schaut sich im Spiegel an und sieht so viele vermeidlich grusige Dinge, die man vorher noch gar nicht richtig bemerkt hat.
Doch zum Glück ändert sich genau das langsam aber sicher. Auf Social Media verbreitet sich #bodypositivity wie ein Lauffeuer. Durch die vielen «rohen» Bildern, wird uns endlich bewusst, dass wir nicht die einzigen mit Makel sind. Dass es völlig normal ist, keine glatte Porzellanhaut zu haben, dafür Dehnungsstreifen, Bäuchlein, hängende Brüste oder Orangenhaut.
(Fast) Keine Scham
Heute trage ich Bikinis ohne mich darin unwohl zu fühlen. Ich mag meine Dehnungsstreifen. Sie zeigen die Veränderungen die mein Körper bisher durchgemacht hat. Auch zwinge ich mich nicht mehr in einen BH, wenn ich es nicht will. Das Motto meiner Brüste ist ganz einfach: «Hang Loose», denn einer muss es ja tun.
Ah und Girls and Boys – Harte Nippel, die man durch das Shirt sehen kann, tun euch nichts, also habt keine Angst und lasst sie einfach ihr Ding machen. Zudem ist Nacktsein einfach befreiend. Ich fühle mich nicht mehr entblösst und hässlich – Nein, ich fühle mich toll! Ich fühle mich auch toll in der Badi oder beim Sex im Tageslicht!
Es klappt nicht immer
Trotz der mehrheitlich positiven Einstellung zu meinem Körper, kämpfe auch ich noch oft mit den gesellschaftlichen Erwartungen und Idealen, die ich nicht erfülle. Umkleidekabinen in Geschäften sind immer noch die Hölle. Das Licht fällt in einem Winkel auf meine Beine, sodass ich jede noch so winzige Delle erkennen kann. Auch wenn ich auf Fotos meine Cellulite oder mein Bäuchlein sehe, bin nicht immer so ganz zufrieden mit mir. Doch auch das ist okay, denn es ist ganz normal, sich nicht 24/7 supertoll zu finden. Wenn du das aber doch kannst, dann: Cheers to you!
Kleine Reminder zum Schluss: Jeder Zentimeter deines Körpers verdient Liebe. Denn er trägt dich durchs Leben. Ohne ihn könntest du die wunderschönen Momente mit deinen Liebsten nicht teilen, nichts spüren, nichts wahrnehmen. Er macht dich zu dem was du bist! Und auch wenn er vielleicht nicht dem Ideal entspricht, ist er wenigstens echt. Und genau das sollten wir feiern – jeden einzelnen Tag!
Bilder: Vanessa Votta